Der FC St. Pauli verliert beim Abstiegskandidaten VfL Bochum mit 0:3 und muss nach der zwölften Saisonniederlage weiter um den Klassenerhalt bangen.

Bochum. Mit hängenden Köpfen mussten sie zuschauen, wie vor der Osttribüne im Bochumer Rewirpower-Stadion eine lange Partynacht eingeleitet wurde. "Peter Neururer schalalalala" und "Oh, wie ist das schön" schallte es von den prallgefüllten Rängen. Dabei sollte das Gastspiel des FC St. Pauli beim VfL Bochum eigentlich den Klassenerhalt der Hamburger und somit vier Spieltage vor Schluss das Ende der Abstiegsängste bedeuten. Doch beim Heim-Comeback von Kulttrainer Peter Neururer vor der Saison-Rekordkulisse von 26.072 Zuschauern war die Elf von Trainer Michael Frontzeck am Ende trotz zahlreicher Chancen mit 0:3 (0:2) deutlich geschlagen und verpasste nach der 2:3-Schlappe bei Dynamo Dresden den zweiten Matchball in der Fremde.

"Wir hätten hier wohl bis übermorgen spielen können und trotzdem kein Tor geschossen", analysierte Torhüter Philipp Tschauner enttäuscht. "Das Spiel hätte komplett anders laufen können, wir können uns eigentlich kaum einen Vorwurf machen", fand Tschauner, während Abwehrchef Markus Thorandt zugab, "dass wir den Gegner zu Toren eingeladen haben". Durch die zwölfte Saisonniederlage steckt St. Pauli auf Rang 13 weiter im Tabellenkeller fest, Bochum verkürzte den Abstand mit dem erst vierten Heimsieg der Saison auf vier Punkte.

Beide Trainer hatten auf die siegreiche Elf der vergangenen Woche gesetzt, was für Ex-St.-Paulianer Carsten Rothenbach erneut einen Platz auf der Bochumer Bank bedeutete. Frontzeck hatte in den wiedergenesenen Marius Ebbers, Florian Bruns und Joseph-Claude Gyau wieder drei Alternativen für die Offensive im Kader. Sein Gegenüber Neururer strich indes seine Profis Sören Bertram (ehemals HSV) und Kevin Scheidhauer aus disziplinarischen Gründen aus dem Aufgebot.

+++ DER SPIELVERLAUF ZUM NACHLESEN +++

Die Maßnahmen des Motivationskünstlers griffen von Beginn an. "Gas geben, bis die Dichtung platzt", hatte Neururer von seiner Mannschaft gefordert. Und das tat sie, vor allem in Gestalt des baldigen St. Paulianers Marc Rzatkowski, von der ersten Sekunde an. Schon nach zwei Minuten musste St. Paulis Torhüter Tschauner einen Freistoß des künftigen Teamkollegen Rzatkowski entschärfen.

Auch anschließend war die Defensive der Hamburger unter stetigem Druck. Innenverteidiger Thorandt kam nach 24 Minuten im Strafraum gegen Christoph Kramer zu spät, weshalb Schiedsrichter Markus Schmidt zurecht auf den Punkt zeigte. Stürmer Zlatko Dedic verwandelte das Rewirpower-Stadion mit dem Führungstreffer in einen Hexenkessel.

In einer enorm temporeichen Partie legten die Hausherren mehr Aggressivität und Spielfreude an den Tag und stellten St. Paulis Defensive immer wieder vor Probleme. Ein Fehlpass von Fin Bartels leitete nach 37 Minuten den 2:0-Treffer ein, weil Thorandt das Abseits aufhob und so Dedic den Doppelpack ermöglichte.

Gefahr ging von Frontzecks Elf im ersten Durchgang vor allem nach Standardsituationen Dennis Daubes aus. Gleich zweimal bediente er Lennart Thy, der per Kopf aus kurzer Distanz am überragenden Bochumer Schlussmann Andreas Luthe scheiterte. "Das passte heute ins Bild, es fehlte einfach das Glück der vergangenen Wochen", befand Florian Kringe.

Nach dem Seitenwechsel gelang es St. Pauli häufiger, sich dem Druck der Bochumer zu entziehen und für Entlastung zu sorgen. Thy und Schachten kamen einem Treffer nach 54 und 55 Minuten nahe, ein sehenswertes Solo von Kringe hätte zehn Minuten später ein Tor bedeuten müssen. "Ich kann mich nicht erinnern, jemals ein Spiel mit so vielen Chancen gesehen zu haben", erklärte Trainer Frontzeck. Obwohl seine Elf mehr Zugzwang entwickelte, war Bochum an diesem Abend jedoch das giftigere Team. Spätestens mit dem 3:0 durch Yusuke Tasaka nach 70 Minuten war auf den Rängen die große Neururer-Party voll im Gange. "Jetzt wird es nicht einfacher", wusste Fin Bartels, "aber wir müssen zu Hause Vollgas geben." Dort wartet am kommenden Sonntag der designierte Aufsteiger Hertha BSC Berlin...