Mit einer ganz abgeklärten Leistung marschiert der FC Bayern München in die Vorschlussrunde der Königsklasse. Mario Mandzukic und Claudio Pizarro treffen für den deutschen Rekordmeister.

Turin. Im Stile eines Champion ist der FC Bayern München ins Halbfinale der Königsklasse marschiert. Nach dem beeindruckenden 2:0 im Hinspiel gegen Juventus ließ der deutsche Fußball-Meister auch beim 2:0 (0:0)-Erfolg in Turin am Mittwoch nichts anbrennen. Anders als beim Herzschlag-Viertelfinale von Borussia Dortmund stellte Mario Mandzukic (63. Minute) vor 40.823 Zuschauern das souveräne Weiterkommen frühzeitig sicher. Bitter für den Kroaten: In der Vorschlussrunde der Champions League fehlt der Angreifer gelbgesperrt. Der eingewechselte Claudio Pizarro (90.+1) sorgte für den Endstand.

„Vier Tage nach dem Erringen der Meisterschaft ist es für die Spieler nicht einfach, sich zu motivieren“, erklärte Trainer Jupp Heynckes zum Spielverlauf. „Wir spielen eine sehr gute Saison, spielen überragenden Fußball. Jetzt müssen wir sehen, ob wir auf Augenhöhe mit Real Madrid oder dem FC Barcelona stehen.“ Auch der starke Nationalkeeper Manuel Neuer zog ein positives Resümee. „Wir haben uns nicht aus der Ruhe bringen lassen, clever gespielt. Wir sind verdienst weitergekommen, darauf können wir stolz sein.“

Bayern kam gegen engagierte Turiner zwar nicht an die überragende Vorstellung vom ersten Duell heran, Juve fehlte allerdings die individuelle Klasse um die Münchner ernsthaft in Gefahr zu bringen. Mit dem dritten Halbfinal-Einzug des FCB in den vergangenen vier Jahren stehen erstmals zwei deutsche Clubs unter den besten vier Teams in Europa und warten am Freitag (12 Uhr) bei der Auslosung im schweizerischen Nyon auf ihre Gegner. „Viel ist drin, alles ist drin, aber es wird auch schwierig“, sagte Arjen Robben angesichts der Konkurrenz von Dortmund, Real und Barcelona. „Die drei anderen sind auch Spitzenmannschaften, das wird ein Spektakel im Halbfinale.“

Angepeitscht von der stimmungsgeladenen Atmosphäre begann Juve deutlich aggressiver als im Hinspiel, ein erstes Schüsschen von Mirko Vucinic stellte Neuer vor keine Probleme (2.). Der montenegrinische Stürmer hatte mit der Ankündigung eines „Kriegs gegen die Deutschen“ für Aufregung gesorgt – auf dem Feld gingen beide Teams sehr körperbetont und teilweise giftig zur Sache.

+++DIE HÖHEPUNKTE DER PARTIE ZUM NACHLESEN+++

Schon nach sieben Minuten sah Mandzukic die dritte Gelbe Karte im Wettbewerb und muss im ersten Halbfinale zuschauen. Eine diskussionswürdige Entscheidung des spanischen Schiedsrichters Carlos Velasco Carballo. „Das ist natürlich bitter. Ich wusste gleich, dass ich nichts gemacht hatte, aber es ist egal“, sagte Mandzukic. Der Referee fand insgesamt keine rechte Linie in seinen Entscheidungen. So hätten sich stattdessen der von einer Sperre bedrohte Lahm oder Javi Martínez nicht über eine frühe Verwarnung beschweren dürfen. Auch die unzähligen Nickligkeiten von Juves Abräumer Giorgio Chiellini blieben ungeahndet.

In einer enorm spannenden und intensiven Partie ohne echte Großchancen fehlte Bayern zunächst die letzte Präzision. Vor allem der unermüdliche Dauerläufer Franck Ribéry trieb das Münchner Offensivspiel nach vorne und bereite mit seiner Flanke die erste gefährliche Chance der Gäste vor. Leonardo Bonucci klärte in höchster Not vor Mandzukic (8.). Mit einem starken Reflex entschärfte Neuer eine Viertelstunde später auf der anderen Seite die beste Juve-Möglichkeit der ersten Hälfte. Geistesgegenwärtig lenkte der 27-Jährige den spät zu sehenden Freistoß-Knaller aus 17 Metern von Andrea Pirlo über das Tor.

Mandzukic mit dem Kopf, Pizarro mit rechts

Auch nach der Einwechslung von Innenverteidiger Jerome Boateng für Daniel van Buyten (35.), der sich durch einen Ellbogencheck von Vucinic im Gesicht verletzte und über Sehbeschwerden klagte, hielt Bayern die defensive Ordnung. „Coolness“ und „Cleverness“ hatte Neuer gefordert – als sich die Turiner angesichts des hohen Anfangstempo etwas zurückzogen, übernahm der deutsche Rekordmeister das Kommando. Doch bis auf einen Weitschuss von David Alaba, den Gianluigi Buffon abwehrte, gelang nur wenig Zwingendes. So blieb der italienische Torwart-Oldie nach seinem Patzer im Hinspiel selten geprüft.

Wie schon in der ersten Halbzeit begann Turin mit Wiederanpfiff äußerst engagiert, der Schuss von Fabio Quagliarella aus zweiter Reihe touchierte nur den linken Pfosten (48.). Juve waren allerdings mit zunehmender Spieldauer die ertragslosen Strapazen mehr und mehr anzumerken. Nach einem Lehrbuch-Konter traf Arjen Robben zunächst noch nur den Pfosten (57.) – sieben Minuten später war die Partie entschieden. Die Freistoß-Hereingabe von Bastian Schweinsteiger lenkte Martínez artistisch auf das Tor von Buffon, der erst noch parieren konnte. Doch Mandzukic drückte den Ball per Kopf mit seinem zweiten Königsklassen-Treffer über die Linie.

Vergeblich feuerte der gesperrte frühere Bundesliga-Profi Arturo Vidal seine Kollegen von der Tribüne aus an. Doch nach der Führung hatten die Bayern den Gegner endgültig im Griff. Mit „Arrivederci“-Rufen verabschiedeten die Gäste-Fans den Gegner und durften noch ganz spät über den Treffer von Pizarro jubeln.

Das Schema zum Spiel:

Turin: Buffon - Barzagli, Bonucci, Chiellini - Padoin (69. Isla), Pirlo, Asamoah - Pogba, Marchisio (79. Giaccherini) - Quagliarella (66. Matri), Vucinic. Trainer: Conte

München: Neuer - Lahm, van Buyten (35. Boateng), Dante, Alaba - Martinez, Schweinsteiger - Robben, Thomas Müller, Ribery (80. Luiz Gustavo) - Mandzukic (83. Pizarro). Trainer: Heynckes

Schiedsrichter: Carlos Velasco Carballo (Spanien)

Tore: 0:1 Mandzukic (64.), 0:2 Pizarro (90.+1)

Zuschauer: 41.000 (ausverkauft)

Gelbe Karten: Bonucci (2) - Mandzukic (3)