Der Rekordmeister nimmt auch für die kommende Saison weitere Großtransfers wie die von Ribéry, Robben, Neuer, Martínez ins Visier. Pep Guardiola lernt indes fleißig Deutsch.

München. Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge sieht in weiteren Großtransfers die künftige Einkaufsstrategie des FC Bayern München. „Ja, das ist eine Erfahrung. Wenn man Ribéry, Robben, Neuer, Martínez nimmt. Alle haben die Qualität gesteigert. Und: Diese Topspieler brauchen keine Eingewöhnungsphase. Ich glaube, dass das die Politik der Zukunft ist“, sagte der 57-Jährige im Interview der „Sport Bild“ (Mittwoch). Es könne durchaus sein, dass sich der neue deutsche Fußball-Meister im Sommer deshalb auf ein bis zwei überdurchschnittliche Neuerwerbungen beschränkt, so Rummenigge.

Zugreifen wolle man womöglich erst gegen Ende der Transferperiode im August. „Heute muss man auf dem Transfermarkt Entwicklungen abwarten. Das ist oft eine Kettenreaktion unter den Top-Klubs: Wer gibt den ersten großen Schuss ab? Manchester City? Paris St-Germain? Das ist ein Kreislauf“, sagte Rummenigge. 40-Millionen-Mann Javi Martínez war im vergangenen Jahr auch erst im August gekommen.

In puncto Trainerstab habe sich der Verein mit dem neuen Chefcoach Josep Guardiola darauf verständigt, dass der Spanier im Sommer drei Vertraute mitbringt. „Pep möchte drei Leute gerne mitbringen, wir kennen diese aber noch nicht. Darüber hinaus hat er gesagt: Die Entscheidung für das weitere Team liegt bei uns“, sagte Rummenigge.

Recht verschwiegen treiben die Bayern-Bosse die Planungen für die neue Saison voran und müssen dabei „den Spagat zwischen Gegenwart und Zukunft“ bewältigen, wie es Rummenigge beschrieb. Nicht immer einfach, denn die Arbeit des viel gelobten Jupp Heynckes soll nicht durch Spekulationen gestört werden – und trotzdem müssen Details für die neue Spielzeit festgezurrt und geplant werden.

„Pep weiß, dass ich nicht über ihn reden werde bis Jupp Heynckes seinen letzten Tag bei uns absolviert hat“, betonte der Sportvorstand Matthias Sammer und gab sich im ZDF-„Sportstudio“ diplomatisch beim Blick auf die Zukunft. „Wir werden eine super Mannschaft haben. So wie wir in diesem Jahr eine super Mannschaft haben, haben wir im nächsten Jahr auf keinen Fall eine schlechtere.“

Öffentlich sind bislang nur ein paar Eckpunkte bekannt: Wie seine Vorgänger Louis van Gaal und Jupp Heynckes wird Guardiola im Juli das Sommertrainingslager am Gardasee abhalten, den Bayern-Fans wurden weiterhin öffentliche Trainingseinheiten versprochen. Im Kader soll es nur punktuelle Umbesetzungen geben, der Name von Dortmunds Robert Lewandowski fällt dabei immer wieder. Grundsätzlich verändern will und wird sich der deutsche Fußball-Rekordmeister auch unter dem früheren Erfolgscoach des FC Barcelona allerdings nicht.

„Wir sind kein Sanierungsfall. Und Pep Guardiola ist kein Mensch, der hier die Kultur verändern will. Er verlangt nicht, dass der Club sich ihm unterordnet“, erklärte Rummenigge in der „Welt am Sonntag“. „Er wird hier keine Dinge einführen, die einen Kulturschock auslösen. Er wird immer die Zusammenarbeit suchen. Damit haben wir ganz andere Voraussetzungen, als wir sie unter anderen Trainern hier schon mal hatten.“

Das eine oder andere Treffen mit dem 42-jährigen Spanier hat es natürlich schon gegeben. „Wir telefonieren und schreiben uns. Aber es ist doch klar, dass wir uns auf regelmäßig treffen müssen“, betonte Rummenigge, der von einem büffelnden Trainer berichtete. „Er schreibt neuerdings auf Deutsch, das gefällt mir sehr gut. Auch beim Lernen der Sprache ist er eben sehr fleißig und ehrgeizig.“

Uli Hoeneß prophezeite Guardiola im „kicker“ schon einmal, „dass er sich sehr wohlfühlen wird in unserem Club. Er ist eine sehr offene Person, emotional, das mögen wir“, sagte der Präsident, der im Dezember bei einem Besuch Guardiolas in New York einen Eindruck von dessen Ideen bekommen durfte.

Allerdings, und das betonten Sammer & Co. immer wieder, sei es „völlig verkehrt“ sich jetzt öffentlich schon mit der neuen Saison zu beschäftigen. Die aktuellen Aufgaben, wie etwas das Viertelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwochabend in Turin, stünden an oberster Stelle. Daher äußern sich die FCB-Verantwortlichen auch nicht zu Spekulationen über den künftigen Stab an der Seite von Guardiola und lassen allenfalls zwischen den Zeilen erkennen, was vom neuen starken Mann an der Linie zu erwarten sein wird.

„Ich glaube, kein anderer Trainer in Europa könnte die Nachfolge von Jupp Heynckes vom Image und der Qualität so leisten wie Guardiola“, betonte Rummenigge unlängst in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“.

Der Generationswechsel auf dem Trainerposten steht bevor. Auf der Chefebene, auf der Hoeneß eine dritte Amtszeit als Präsident nach 2015 andenkt, sieht dieser das Feld ebenfalls bestellt. „Mit Karl-Heinz Rummenigge werde ich mich bald zusammensetzen und über seine Vertragsverlängerung sprechen“, kündigte Hoeneß im „Focus“ an – und an einen langen Verbleib von Sportvorstand Sammer glaubt er auch.