Hoffenheim begnadigt Tim Wiese. Der Ex-Nationalspieler durfte am Ostermontag erstmals wieder mit der Mannschaft trainieren. Die Zeichen für den Tabellenvorletzten stehen trotzdem nicht gut.

Zuzenhausen. Ein Späßchen hier, ein Lachen dort – bei seiner ersten Trainingseinheit mit der Mannschaft nach über drei Wochen gab sich der aus der Verbannung zurückgekehrte Tim Wiese betont locker. Der Ex-Nationaltorwart wurde an Ostern bei der TSG 1899 Hoffenheim begnadigt, um dem Tabellenvorletzten im immer bedrohlicher werdenden Bundesliga-Abstiegskampf zumindest moralischen Beistand zu leisten. „Er wird sich professionell verhalten, ernsthaft trainieren wie alle anderen auch und seinen Teil dazu beitragen, dass wir die Klasse halten“, erklärte Trainer Marco Kurz am Montag.

Wiese war am 7. März aus dem Hoffenheimer Kader gestrichen worden, nachdem er sich abseits des Rasens einige Eskapaden geleistet hatte. Der schon zuvor aus sportlichen Gründen zur Nummer drei degradierte Keeper hatte am Sonntag in einer Pressemitteilung des Vereins erklärt: „Ich habe die Maßnahme des Vereins akzeptiert, die Situation angenommen und mich mit dem Einzeltraining arrangiert. Nun möchte ich meinen Beitrag leisten und das Team im Kampf um den Klassenerhalt so gut ich es kann unterstützen.“

Nach der kurzen Übungseinheit am Ostermontag mochte sich Wiese nicht äußern. Dafür redete Kurz: „Die Mannschaft nimmt den Jungen mit offenen Armen zurück.“ Abwehrspieler Andreas Beck untermauerte diese Aussage. „Tim ist einer, der trotzdem rund um die Uhr auf dem Trainingsgelände war. Er gehörte trotzdem zur Mannschaft dazu“, sagte Beck.

Der Verein, der laut Kurz immer im Dialog mit dem Torwart gestanden habe, hatte Wiese bereits vor einer Woche die Rückkehr angeboten. Doch Wiese lehnte ab, weil ihm die individuellen Einheiten „sehr gut getan“ hätten. „Jetzt war es einfach an der Zeit, ihn zurückzunehmen. Wir haben immer betont, dass die Türen nicht zu sind“, sagte Kurz und fügte hinzu: „Es ging gar nicht um juristische Dinge, sondern um eine sportliche Einschätzung.“

Er unterstrich aber, dass Wieses Rückkehr keine Auswirkungen auf die Torwart-Hierarchie beim abstiegsgefährdeten Tabellenvorletzten habe. „Es wird sich an der Konstellation, was den Kader betrifft, nichts ändern. Er ist zurück im Mannschaftstraining. Alles andere stellt sich im Moment nicht“, sagte Kurz.

Wie es nach der Saison für den 31-jährigen Wiese weitergeht, ist unklar. „Das ist zurzeit auch kein vorrangiges Thema. Wir werden das zur gegebenen Zeit, intern und in aller Ruhe miteinander besprechen“, sagte Manager Andreas Müller.

Die Rückkehr des Duos Müller/Kurz nach Gelsenkirchen war am Karsamstag mit einer 0:3-Pleite gegen Schalke 04 und der Gewissheit zu Ende gegangen: So ist Hoffenheim nicht bundesligatauglich. Weil auch Augsburg verlor, durfte Müller zumindest konstatieren: „Wir sind noch am Leben.“ Nun klammern sich alle an das nächste Spiel. „Gegen Fortuna Düsseldorf müssen wir unter allen Umständen gewinnen“, forderte Müller und betonte: „Wir haben noch Sauerstoff.“