Der Ex-Nationalkeeper scheint nach seinem endgültigen Rauswurf keine Zukunft mehr bei 1899 Hoffenheim zu haben. Wiese wird nun vorerst separat trainieren.

Zuzenhausen. Die Beziehung zwischen 1899 Hoffenheim und Tim Wiese entwickelt sich immer mehr zum Missverständnis. Nachdem der Ex-Nationalkeeper am Rosenmontag von der Polizei nach Pöbeleien aus einer Diskothek geworfen wurde, fiel Wiese nun am vergangenen Mittwoch erneut negativ in der Öffentlichkeit auf.

Der 31-Jährige war nach dem Handball-Spiel der Rhein-Neckar Löwen noch um Mitternacht im VIP-Raum der Mannheimer SAP-Arena und trank Bier. „Ich habe noch Bayern gegen Dortmund geguckt und vielleicht zwei Bier getrunken“, sagte Wiese der „Bild“.

Manager Andreas Müller zog daraufhin die Konsequenzen und warf Wiese endgültig aus dem Kader: „Das war nun schon die zweite Geschichte nach Karneval. Irgendwann ist es zuviel. Ich habe an Tim appelliert, sich professionell in der Öffentlichkeit zu verhalten. Das ist auch Bestandteil der Verträge der Spieler“, sagte Müller.

Der ohnehin zur Nummer drei degradierte Wiese darf nicht mehr mit der Mannschaft trainieren, muss seine Einheiten außerhalb der regulären Trainingszeiten absolvieren und hat ganz offensichtlich keine Zukunft mehr in Hoffenheim.

Wie Müller hat auch Trainer Marco Kurz keine Geduld mehr mit Wiese. „Tim wird separat trainieren, weil eine Vielzahl von Dingen außerhalb des Platzes geschehen sind. Die Darstellung nach außen ist wichtig. Wir verlangen von den Spielern, dass sie den Verein repräsentieren“, sagte der Coach: „Dass Tim jetzt nicht mehr mit dem Team trainiert, ist die logische Konsequenz aus der Addition der Vorfälle.“

Seitdem Wiese im Sommer von Werder Bremen nach Hoffenheim gekommen ist, reihte sich eine Negativ-Schlagzeile an die nächste. Der Keeper musste zweimal wegen Verletzungen pausieren und erreichte nie die Form früherer Tage. Schon unter Kurz-Vorgänger Markus Babbel war Wiese, der zu Saisonbeginn sogar als Kapitän aufgelaufen war, nicht mehr die Nummer eins. Zuletzt saß der Torhüter nicht einmal mehr auf der Bank. Für Wiese, dessen Vertrag nicht für die 2. Liga gilt, holte Müller im Januar den Brasilianer Heurelho Gomes vom englischen Topklub Tottenham Hotspur.

Der Wirbel um Wiese ist ein Grund für die Talfahrt der Hoffenheimer, die angesichts von fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz in der 2. Liga enden könnte. Ex-Trainer Ralf Rangnick kann einem möglichen Abstieg aber auch etwas Gutes abgewinnen. „Der Abstieg ist für Hoffenheim eine Chance, zu den Wurzeln zurückzukehren. Denn 1899 war immer dann erfolgreich, wenn an der Philosophie, vor allem mit jungen Spielern zu arbeiten, festgehalten wurde. Diesen Weg hat man zuletzt leider verlassen“, sagte Rangnick, der den Klub von der Regionalliga in die Bundesliga und zur sensationellen Herbstmeisterschaft 2008 geführt hatte.

„Ich kann einem Abstieg überhaupt nichts Positives abgewinnen. Weder sportlich noch wirtschaftlich“, konterte Müller am Donnerstag die Aussagen Rangnicks. Auch für Coach Kurz zählt „nur ein Sieg“ in Fürth, um die Chance auf den Klassenerhalt zu wahren. Nach Ansicht Rangnicks, der die Hoffenheimer am Neujahrstag 2011 im Streit mit Mäzen Dietmar Hopp verlassen hat, besteht aber kaum noch Hoffnung. „Die sportliche Entwicklung ist aktuell leider so dramatisch, dass Hoffenheim direkt abzusteigen droht. Ehrlich gesagt liegt mir das schwer im Magen“, sagte der 54 Jahre alte Sportdirektor von Red Bull Salzburg und RB Leipzig.