Sie sind die Brasilianer Nummer elf und zwölf in der Clubgeschichte. Michel Bastos und Raffael sollen für neue Spielkultur sorgen.

Istanbul. Brasilianische Profis haben beim FC Schalke 04 keine besonders lange Tradition, doch die Neuzugänge Michel Bastos und Raffael sollen künftig wieder südamerikanisches Fußball-Flair im Ruhrpott verbreiten. „Ich freue mich, hier zu sein und wieder in der Bundesliga zu spielen. Für mich ist sie eine der stärksten Ligen der Welt“, sagt Raffael, der im Januar für ein halbes Jahr von Dynamo Kiew ausgeliehen wurde. Nur einige Tage später machte Manager Horst Heldt auch den Deal mit Bastos perfekt. Der Nationalspieler kam für rund 1,8 Millionen Euro bis 2014 auf Leihbasis von Olympique Lyon.

Mit Brasilianern hat der Revierclub bislang sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Der erste (vermeintliche) Ballzauberer vom Zuckerhut in „Königsblau“ war Eduardo Alcides. Erst zehn Jahre ist es her, dass der Abwehrspieler auf Leihbasis nach Gelsenkirchen kam, doch kaum jemand erinnert sich noch an ihn. Auf gerade einmal sechs Bundesligaspiele brachte es Alcides zwischen Sommer 2003 bis Januar 2004, dann verschwand er wieder. Ähnlich kurze und erfolglose Gastspiele im „Pott“ gaben Ze Roberto II, Mineiro oder Danilo Avelar.

Doch es gibt genauso viele positive Beispiele: Allen voran Marcelo Bordon, der langjährige Kapitän und Abwehrchef. Er hielt es von allen Brasilianern am längsten aus im Revier. Wohl auch, weil er das Image vom Malocher-Club so gut verkörperte wie kaum ein deutscher Mitspieler. Von 2004 bis 2010 gehörte Bordon in 168 Bundesligaspielen und 36 Europapokalpartien zu den absoluten Leistungsträgern. Als ihn die Mitglieder nach dessen Abschied in die Schalker „Ehrenkabine“ wählten, war der Abwehrhüne zu Tränen gerührt.

Ins Schwärmen gerieten die Anhänger auch bei Edeltechniker Lincoln, der mit seinen kunstvollen Freistößen und Pässe drei Jahre lang Samba-Fußball auf Schalke zelebrierte, Fans und Trainer aber ebenso zur Verzweiflung treiben konnte. „Kugelblitz“ Ailton blieb nur ein Jahr, doch sein Tänzchen mit Maskottchen Erwin („Massekott“) nach seinem ersten Treffer ist legendär. Rafinha, der fünf Jahre lang rechts verteidigte, oder der Halb-Brasilianer Kevin Kuranyi, der mit 71 Toren nach Klaus Fischer (182) und Ebbe Sand (74) der dritterfolgreichste Schalker Bundesligastürmer ist, sicherten sich ebenfalls feste Plätze in der Vereinschronik.

Nun also Michel Bastos und Raffael. „In den letzten Monaten lief es für mich in Kiew nicht so gut. Hier will ich wieder zeigen, was ich kann. Ich will mich bei Schalke durchsetzen“, betont Raffael, der täglich hart an sich arbeitet, um sich schnellstmöglich einen festen Platz im Mittelfeld zu sichern. Das Champions-League-Spiel bei Galatasaray Istanbul erlebte Raffael am Mittwochabend allerdings nur am Fernseher. Weil er in dieser Saison schon für Kiew in der „Königsklasse“ spielte, ist er für Schalke dort nicht spielberechtigt. Seine Frau Jamilly und die beiden Söhne sind bereits nach Gelsenkirchen gezogen, was den Wohlfühlfaktor steigert.

Wie Raffael, der von 2008 bis 2012 für Hertha BSC spielte, ist Bastos mit der europäischen Mentalität seit Jahren vertraut. Ein Riesenvorteil bei der mitunter schwierigen Integration von Südamerikanern. Der Offensivakteur, der auch den französischen Pass besitzt, begann seine Karriere in Rotterdam, eher er über mehrere Heimat-Stationen in Frankreichs Ligue 1 Fuß fasste. Sowohl in Lille (2006 bis 2009) als auch in Lyon überzeugte der WM-Teilnehmer von 2010, erzielte in 196 Spielen in der französischen Liga 51 Tore.

Schon bei seinen ersten drei Schalke-Einsätzen traf Bastos dreimal. Trainer Jens Keller ist begeistert von der reibungslosen Integration des Linksfußes, der mit Jefferson Farfan (rechts) künftig eine gefährliche Flügelzange bilden soll: „Michel ist ein toller Spieler, hat große Erfahrung und spielt seit Jahren auf hohem Niveau. Zudem ist er mit seinen 29 Jahren sehr lernwillig. Er bringt sich von Anfang an einfach gut bei uns ein.“