Werder steht vor einem Umbruch. Willi Lemke muss möglichst schnell einen neuen Manager finden. Bis dahin hat Thomas Schaaf das Sagen.

Bremen/Wolfsburg. Erst am Donnerstagabend beendete Thomas Schaaf endlich sein Schweigen. In den Tagen zuvor war der Coach des Fußball-Bundesligisten Werder Bremen noch schweigsamer als sonst gewesen. Den Abgang seines Kumpels und langjährigen Partners Klaus Allofs wollte Schaaf partout nicht kommentieren, obwohl er nun wohl mehr zu sagen als je zuvor. Denn Schaaf darf bei der Auswahl eines Allofs-Nachfolgers ein gewichtiges Wort mitreden – das hat ihm der Aufsichtsrats-Vorsitzende Willi Lemke zugesichert.

Dies spielte der langjährige Werder-Coach schließlich in der ihm eigenen Art herunter. „Ich weiß nicht, ob ich Mitspracherecht habe. Aber ich denke, dass ich eine Meinung habe, die ich auch äußern kann. Ob das dann auch darauf hinaus läuft, das kann ich nicht beurteilen“, sagte der 51-Jährige, der sich natürlich nicht „an Spekulationen“ beteiligen wolle, dann aber doch zumindest einen der gehandelten Allofs-Nachfolger lobte: Frank Baumann. „Fakt ist, dass Frank Baumann sich hervorragend hereingearbeitet hat in den Verein.“

Die naheliegendste Lösung, dass der bereits unter Vertrag stehende Baumann sofort übernimmt, fand aber offensichtlich bislang keine Zustimmung. Der langjährige Werder-Kapitän hat zwei Jahre als Allofs-Assistent gearbeitet, ist derzeit im Scouting beschäftigt und hat nun kommissarisch einen Teil der Manager-Aufgaben übernommen.

Lemke hat in der Nacht zum Donnerstag mit seinen Kollegen im Aufsichtsrat zwei Modelle erarbeitet. „Entweder suchen wir nur einen Geschäftsführer mit Bundesliga-Erfahrung“, erklärte der Aufsichtsrats-Boss, „oder wir suchen einen Geschäftsführer und einen zweiten Mann, die dann arbeitsteilig arbeiten.“

Lemke bevorzugt das zweite Modell. Das hätte auch den Vorteil, dass es keinen direkten Vergleich zu Allofs gäbe. Denn der hatte trotz der Probleme in den zurückliegenden zwei Spielzeiten mit Schaaf eine bemerkenswert erfolgreiche Ära während der 13 gemeinsamen Jahre in Bremen. „Klaus Allofs hinterlässt riesige Fußspuren“, sagte Lemke.

Das sieht auch Schaaf logischerweise so. Sein langes Schweigen dürfte sich auch durch die Enttäuschung über Allofs’ Weggang erklären. Die konnte der Werder-Coach nur schwer verbergen: „Ich bin natürlich nicht glücklich. Ich hatte mir was anderes vorgestellt.“

Nun müsse Werder die Situation eben annehmen. Nur das „Wie“ dürfte den Club noch einige Zeit beschäftigen. Lemke selbst schloss eine eigene Rückkehr ins operative Geschäft aus. „Das war schon vor zehn Jahren Unsinn, und das ist auch jetzt Unsinn. Das gehört ins Reich der Fabeln“, sagte der frühere Manager zu den Spekulationen. Lemke war Vorgänger des nun zum VfL Wolfsburg gewechselten Allofs, der den Job in Bremen im Oktober 1999 übernommen hatte. Derzeit arbeitet der 66 Jahre alte Lemke bei den Vereinten Nationen als Sonderberater für Sport. „Ich habe einen wunderbaren Job“, sagte Lemke dazu.

Zu den in Bremen neben Baumann als mögliche Nachfolger gehandelten Marco Bode, Rune Bratseth und Dietmar Beiersdorfer wollte sich Lemke nicht äußern. „Wir werden keine Wasserstandsmeldungen abgeben.“

Was muss der neue Mann mitbringen? „Fußballerischen Sachverstand, kaufmännisches Geschick und Geschick im Umgang mit Beratern, was nicht immer ganz einfach ist“, sagte Lemke und Schaaf fügte am Abend hinzu: „All die Dinge, die über die Jahre getragen wurden. Die Philosophie des Fußballs, die Philosophie des Vereins. Das sind die Sachen, die dann schon passen sollten.“