Klaus Allofs soll für Sympathie und Kontinuität sorgen. Interimstrainer Lorenz-Günther Köstner bekommt nur kurzen Vertrauensvorschuss.

Bremen/Wolfsburg. Schon eine halbe Stunde nach dem ersten Klick-Konzert der Kameras musste Klaus Allofs seinen neuen Vorgesetzten verbal zur Hilfe eilen. Ob es weiter eine so große Fluktuation von Fußballprofis beim VfL Wolfsburg geben werde, wurde der Chef des Aufsichtsrates bei der Allofs-Vorstellung gefragt. „Ich hoffe nicht“, sagte Francisco Javier Garcia Sanz, und er wiederholte diesen Satz auch auf Nachfrage – ehe Allofs ihm beisprang und aus der Patsche half.

„Wenn ich mich da kurz einschalten darf“, sagte der neue VfL-Sportchef: „Ich glaube, dass das ausgeschlossen ist.“ Da war er also wieder, der redegewandte und selbstsichere Fußball-Manager, der fast immer die passende Antwort weiß. Genau das war ein wichtiger Grund, warum die Volkswagen-Bosse den smarten Allofs aus dem Vertrag in Bremen herausgekauft haben.

Das Dutzend Fernsehkameras und die noch zahlreicheren Fotoapparate, die vor allem auf ihn gerichtet waren, ertrug Allofs mit routinierter Lässigkeit. Und all die Fragen parierte er gewohnt locker. Das kann Allofs, und auch deshalb ist er aus VW-Sicht der richtige Mann bei der Neuausrichtung der vom Konzern alimentierten VfL Wolfsburg Fußball GmbH. Denn die soll jetzt „ein sympathischer Club“ werden, wie Garcia Sanz erklärte.

Nach dem Kaufrausch unter Dieter Hoeneß und Felix Magath stehen noch immer rund 45 Profis unter Vertrag, allein im laufenden Jahr kamen 20 neue Spieler. „Natürlich haben wir einen großen Kader, vielleicht zu großen Kader“, sagte der Chef des Aufsichtsrates.

Das will Allofs ändern: „Kontinuität ist auch ein wichtiger Baustein, wenn man Erfolg haben will.“ Andererseits muss der 55-Jährige nun nicht mehr wie in Bremen ständig gute Spieler ziehen lassen, die durch bessere Angebote gelockt werden. Die Finanzkraft von Europas größtem Automobilhersteller bietet für Allofs völlig ungewohnte Gestaltungsmöglichkeiten. Allein 20 Millionen durfte sein Vorgänger Magath zu Beginn des Jahres in neue Spieler investieren, während Allofs die teuersten Werder-Profis ziehen lassen und kurz vor seinem Abgang noch kleinlaut ein Rekord-Minus von 13,9 Millionen Euro verkünden musste.

„Das ist auch ein Punkt“, gab Allofs zu und formulierte ungewohnt ungelenk: In Wolfsburg seien die „Ambitionen hinterlegt, auch finanziell“. Solche Auftritte wie bei der Werder-Versammlung in einer alten Turnhalle wird er in Wolfsburg jedenfalls nicht erleben. Bei VW muss er sich nicht gegenüber biertrinkenden Vereinsmitgliedern wegen zu hoher Ausgaben rechtfertigen. Der Weltkonzern mit Milliarden- Umsatz ist beim Fußball nicht so knauserig.

Seine erste Aufgabe in Wolfsburg ist gleich eine ganz neue: Allofs muss erstmals einen Trainer suchen. Das war in Bremen nie nötig. Thomas Schaaf war schon Coach der Profis, als Allofs im Oktober 1999 als Manager begann – und er ist es noch heute.

Schaaf wird Allofs nicht nach Wolfsburg folgen, zumindest nicht sofort. „Das ist kein Thema“, bestätigte Schaaf am Donnerstagabend. Und auch der wiederholt genannte Mirko Slomka ist kein Kandidat, zumindest vorerst. „Damit werden wir leben müssen, dass es sehr viele Gerüchte gibt“, sagte Allofs. „Gestern Thomas Schaaf, jetzt Mirko Slomka – das wird so weitergehen.“

VfL-Coach Lorenz-Günther Köstner gilt nur als Übergangslösung. „Über die Trainerfrage werden wir zu einem späteren Zeitpunkt gemeinsam beraten und gemeinsam entscheiden“, erklärte Garcia Sanz. Allofs sagte zu seinem neuen Partner: „Das schauen wir uns in den nächsten Tagen an, wie es miteinander passt.“ Vor allem müssen jedoch die Ergebnisse der von Köstner betreuten Mannschaft passen – sonst wird die neue Kontinuität und Nachhaltigkeit des VfL Wolfsburg nur von kurzer Dauer sein.