Julius Brink/Jonas Reckermann - die Stars der deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften. Goller/Ludwig vorzeitig draußen.

Timmendorfer Strand. Das Netz mit der roten Kante ist straff gespannt, gehalten von zwei dünnen Aluminiumstangen. Doch unterhalb des Häuschens von Strandkorb Wiemer spielt an diesem frühen Freitagnachmittag niemand. Kein Strandwetter in Timmendorfer Strand: bedeckter Himmel, 17 Grad. Doch nur einen Aufschlag weiter tobt das Leben.

+++Olympiasieger Brink/Reckermann feiern Auftaktsieg+++

Das aus Stahlrohrtribünen errichtete Stadion an der Seebrücke (Ahmann-Hager-Arena) ist bis auf einige freie VIP-Plätze mit etwa 5000 Zuschauern fast voll besetzt. Die Hauptbeschäftigung des Tages für Spätsommerurlauber und Strandflugballfreunde heißt: Gold-Jungs gucken. 15 Tage, nachdem sie durch den Sand von London gehüpft und gehechtet sind, schlagen die Olympiasieger Julius Brink/Jonas Reckermann aus Köln erstmals wieder auf - bei den deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften.

"Hier kommen sie, die Titelverteidiger, Europameister, Weltmeister und aktuellen Olympiasieger", versuchen die Stadionsprecher Axel Chur und Jonas Frank die Stimmung im Rund anzuheizen. Müssten sie gar nicht, denn die frisch gekürten Golden Boys, derzeit "nur" WM-Dritte, haben aktuell einen Bekannteheitsgrad in Deutschland von 90 Prozent, wie Manager Klaus Kärcher jüngst erfahren hat. Neun Millionen ZDF-Zuschauer beim dramatischen Finalsieg gegen die Weltmeister Alison/Emanuel (Brasilien) machen einiges aus. Noch nie in 20 Jahren Titelkämpfe in Timmendorf, sagt nicht nur der redselige Schwabe, sei es bei einem Erstrundenspiel so voll gewesen.

+++Gold-Boys Brink/Reckermann sind zurück am Arbeitsplatz+++

Und Abwehrmann Brink und Blockspezialist Reckermann, aufgrund weniger gespielter Turniere hinter den Olympianeunten Jonathan Erdmann/Kay Matysik (Berlin) nur an Position zwei gesetzt, applaudieren ihren neuen und alten Fans zum Dank schon vor dem Anpfiff. Es kommt zum Duell Olympiasieger gegen "Partykönige", wie Sprecher Frank die Herausforderer Sebastian Prüsener und Henrik Weßel nennt. Die Spaßvögel aus Unterhaching und Marl wirken in ihren pinkfarbenen Trikots und gelb-roten Shorts so, als wären sie gerade dem "Ballermann" auf Mallorca entsprungen. Prüsener wagt es sogar, Olympiasieger Brink ein halbes Ass zum 0:1 zu servieren, doch behalten der gebürtige Münsteraner und der Recke aus Rheine mit 21:17 im ersten Satz die Oberhand.

Dass die Olympiasieger im zweiten Durchgang beim 19:21 zwischenzeitlich schwächeln, auch weil ihren Gegnern fast alles gelingt, bringt dem Spiel einige spektakuläre Ballwechsel, die Goldmedaillengewinner indes im dritten Satz (15:8) nicht aus der Ruhe. Brinks und Reckermanns dunkle Sonnenbrillen wirken nicht nur cool, ihre Träger sind es auch. Nicht aber abgehoben. "Und dann die Hände zum Himmel, und lasst uns fröhlich sein!", hatte der DJ beim Match gespielt. Mal wieder deutsche Schlager statt englischer Hits wie "We Will Rock You" auf der Horse Guards Parade in London.

"Ich habe in London auch 'Kölle Alaaf' gehört, so groß war die Umstellung gar nicht", sagt Brink. Timmendorf nach all den Feiern und Medienterminen wie das Welttourturnier vor Wochenfrist in Stare Jablonki (Polen) abzusagen, das kam für die zweimaligen Europameister und Weltmeister von 2009 nicht infrage. "Sie wollen sich für die Unterstützung in all den Jahren bedanken, und dafür ist Timmendorf der ideale Ort", meint Manager Kärcher.

Dafür nehmen Brink/Reckermann gern in Kauf, dass ihr Abschlusstraining auf dem Court 2 von einigen hundert Fans und einem ZDF-Team umlagert war. Alltag in Timmendorf? "In einer Saison, in der du Olympiasieger wirst, gibt es keinen Alltag mehr", sagt Headcoach Jürgen Wagner, Seine Schützlinge schlagen fast keinen Autogrammwunsch ab. Aber auf Turniermodus umschalten können sie auch. Reckermann schlief am Nachmittag im Hotel, Brink ruhte im Spielerbereich unter der Seebrücke, ehe sie Wagner aufs Zweitrundenspiel gegen Finn Dittelbach/Steffen Drößler (Kiel/Berlin) einstimmte. Ihr zweiter Coach Markus Dieckmann hatte die bis dato unbekannten Gegner beobachtet - mit Erfolg. Brink/Reckermann siegten mit 2:0 Sätzen und spielen an diesem Sonnabend (12.30 Uhr) gegen Sebastian Dollinger/Stefan Windscheif (HSV/Nr. 3) um den Einzug ins Halbfinale, ebenso zuvor Markus Böckermann/Mischa Urbatzka (FC St. Pauli/Nr. 5) gegen Erdmann/Matysik.

Während Brink/Reckermann ihren vierten Titel in Folge erspielen können, bleibt es für Laura Ludwig/Sara Goller bei vier Meisterschaften. Die Olympiafünften aus Hamburg scheiterten überraschend in der zweiten Runde an Geeske Banck/Kira Walkenhorst (Hamburg/Herne) mit 20:22, 16:22.