Die Sommerspiele in London sind beendet, nun rückt Sotschi 2014 in den Fokus. Doch die Zweifel am kommenden Austragungsort sind groß.

Sotschi. London 2012 ist Geschichte und hinterlassen ein schweres Erbe für die Nachkommen. Diese Spiele haben Maßstäbe gesetzt. Nach London ist Sotschi der nächste olympische Austragungsort und die Zweifel sind groß, dass die Stadt am Schwarzen Meer die Winterspiele 2014 erfolgreich abwickeln kann – vor allem nach der wohl nur schwer zu erreichenden Vorlage der Londoner Organisatoren.

Vertreter des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) haben sich mit dem Stand der Vorbereitungen Sotschis zuletzt allerdings zufrieden gezeigt. Und es hat sich tatsächlich viel getan. Als Sotschi vor fünf Jahren den Zuschlag für die Winterspiele bekam, hat dort eine enorme und auch dringend nötige Verwandlung begonnen. Denn obwohl Sotschi schon in Sowjet-Zeiten ein beliebter Kurort war, hatte es nur wenig von jener Infrastruktur zu bieten, die für den Ansturm der Olympia-Fans und Athleten nötig ist.

Vor allem der Transport in dem zwischen den Bergen und dem Schwarzen Meer eingezwängten Küstenort stellt die Organisatoren vor ein riesiges Problem. Unter anderem führt bisher nur eine einzige Straße von der Stadt in die Berge, wo die alpinen Disziplinen stattfinden sollen. 350 Straßenkilometer und 200 Kilometer Schienen werden derzeit gebaut und mittlerweile verbindet auch ein Expresszug die Stadt mit dem modernen neuen Flughafen. In Sotschi selbst werden Hotels mit rund 20.000 Zimmern gebaut und die Wettkampfstätten mussten ohnehin komplett aus dem Boden gestampft werden.

Insgesamt sollten 24,5 Milliarden Euro in den Ausbau der Region und in die Organisation der Spiele fließen, sagt der russische Präsident Wladimir Putin, der vehement auf Sotschi als Austragungsort der Winterspiele gedrängt hatte.

Auch private Investitionen in der Region haben seit dem Zuschlag für die Winterspiele noch einmal deutlich zugenommen. Rosa Chutor, der neue Skiort, in dem die meisten der alpinen Bewerbe stattfinden sollen, begann bereits im Jahr 2003 als 120 Millionen Euro teures Projekt. Nach der Ankündigung der Olympischen Spiele stieg die Zahl auf rund 1,6 Milliarden Euro, die unter anderem für den Bau von 100 Kilometer Skipisten verwendet werden. Die harten Vorgaben des IOC haben die – von Korruption und Ineffizienz geplagte – russische Baubranche dabei gezwungen, sich auch erstmals verstärkt auf grüne Technologie und Sicherheit zu konzentrieren.

Der rasante Bau der gesamten Wettkampfstätten und der Infrastruktur nährt aber auch die Sorge, dass die Russen es mit den Umweltauflagen doch nicht ganz so genau nehmen könnten. Umweltschützern zufolge hat der Bau der Autobahn und der Bahnstrecke in die olympische Skiregion dem nahe gelegenen Msytma-Fluss bereits jetzt unermesslichen ökologischen Schaden zugefügt. Der WWF kritisierte unter anderem, dass die Umweltprüfung für die betroffenen Unternehmen in gerade einmal zwei Wochen abgeschlossen gewesen sei.

Auch die Sicherheitslage in der Region bereitet den Organisatoren Kopfzerbrechen. Denn in Teilen des Kaukasus unweit von Sotschi kommt es immer wieder zu Anschlägen islamistischer Aufständischer. Zuletzt hatte zudem der Gouverneur der Region Krasnodar, zu der auch Sotschi gehört, Kosaken aufgefordert nach Sotschi zu kommen, um den Ansturm von Migranten in die Stadt aufzuhalten. Obwohl die Kosaken – in der Zarenzeit eine gefürchtete Militäreinheit – unbewaffnet sein sollen, warnten Kritiker, dass ihr Einsatz in der Stadt zu ethnisch und religiös motivierter Gewalt gegen die mehrheitlich dunkelhäutigen muslimischen Migranten führen könnte.

Und neben allen anderen Sorgen ist da auch noch die Unsicherheit, was mit der Stadt nach Olympia geschehen wird. „Die Erhaltung dieser Wettkampfstätten ist sehr teuer“, sagt Sergej Dozenko, ein Bewohner von Sotschi. „Es ist möglich, dass danach alles wieder verfällt.“