Der Hamburger Bundestrainer Markus Weise über die Vorbereitung des Finales mit Fingerpuppen und seine Motivation, den Vertrag bis 2016 verlängern zu wollen

London. Hockey-Bundestrainer Markus Weise hat beim Erfolg der deutschen Männer in London bereits seinen dritten Olympiasieg nacheinander gefeiert. 2004 in Athen führte er die Frauen zu Gold, 2008 in Peking die Männer. Im Interview berichtet der 49 Jahre alte Hamburger über den Charakter seiner Mannschaft, außergewöhnliche Vorbereitungsmethoden und seine persönliche Motivation.

Hamburger Abendblatt:

Herr Weise, Sie haben etwas Einmaliges im deutschen Sport geschafft: Sie sind als Trainer zum dritten Mal nacheinander Olympiasieger geworden. Was bedeutet Ihnen das?

Markus Weise:

Die Zahl spielt für mich keine Rolle. Wenn wir nicht gewonnen hätten, wäre ich auch nicht von Bord gesprungen. Was mich stolz macht, ist die Leistung der Mannschaft. Die Jungs haben hart gearbeitet und es geschafft, bei den entscheidenden Spielen gegen zwei absolute Top-Teams zuzulegen. Es war wie in Peking wieder eine Mannschaft, die den unbedingten Willen hatte, das Spiel zu gewinnen. Viele Leute verwechseln Wunsch und Wille.

Kann man Ihre drei Olympiasiege in irgendeiner Form miteinander vergleichen?

Weise:

Kann man, muss man aber nicht. Jede Mannschaft hat sich den Sieg hart erarbeiten müssen. Die Mannschaften waren unterschiedlich, die Geschichten dazu waren unterschiedlich. Das Ergebnis ist das Gleiche - es sind drei schöne Geschichten für mich.

Sie trainieren das Team seit 2006, wie schaffen Sie es immer wieder, es optimal einzustellen und in Form zu bringen?

Weise:

Man muss immer wieder einen neuen Ansatzpunkt suchen, um die gleichen Dinge zu sagen. Diesmal haben wir zum Beispiel vor dem Finale mit Fingerpuppen gearbeitet. Die Mutter unseres Teampsychologen hat für jeden Spieler eine Puppe gebastelt. Die haben wir am Finaltag eingesetzt. Die Spieler hatten eine kreative Aufgabe, sie sollten sich in Sechsergruppen ein Rollenspiel oder einen Sketch ausdenken; damit haben sie sich gedanklich auf das Endspiel vorbereitet.

Im Team standen noch zehn Spieler, die schon in Peking Gold gewonnen haben. Ist das nicht eine recht hohe Anzahl?

Weise:

Ja. Aber diese Mannschaft ist mehr als eine Interessengemeinschaft. Die liegen auf einer Wellenlänge und haben ein sehr freundschaftliches Verhältnis. Auch wenn man sich mal nervt. Grundsätzlich wollen alle hundertprozentig das Gleiche.

Unmittelbar nach dem Sieg in Peking sprachen Sie davon, die Mannschaft sei bereits Geschichte. Wie ist es jetzt?

Weise:

Genauso. Es geht immer wieder neu von vorne los. Einige Spieler wie Matthias Witthaus und Timo Weß hören auf. Ich werde demnächst zur U21-Europameisterschaft fahren, um mir die Spieler der nächsten Generation anzuschauen. Wer von denen ist interessant für die Champions Trophy Anfang Dezember in Melbourne? Ich will schon für die Zukunft sichten. Es geht immer weiter.

Sie sprechen mit dem Hockeybund über eine Vertragsverlängerung. Was ist Ihr innerer Ansporn nach diesen Erfolgen?

Weise:

Es ist richtig, ich schaue Richtung Rio 2016. Mein Ansporn sind nicht die Goldmedaillen, mich motivieren die Gruppe und die Frage, was ich aus ihr herausholen kann. Wenn ich das nicht mehr spannend finde, kann ich diesen Job nicht mehr machen. Das könnte in vier Jahren so sein. Aber ich weiß es nicht.