Pascal Hens ist der einzige Spieler des deutschen Handballmeisters HSV, der beim Supercup der Nationalmannschaft in Berlin dabei ist.

Hamburg. Es ist der Einstand des neuen Handball-Bundestrainers. Martin Heuberger, 47, muss in den nächsten vier Tagen beim Supercup in Berlin, Hannover und Halle (Westfalen) gegen Vizeweltmeister Dänemark, den WM-Vierten Schweden und den WM-Dritten seine Formation für die Europameisterschaft in Serbien (15. bis 29. Januar) finden. Dort hat die deutsche Nationalmannschaft die letzte - kleine - Chance, sich für ein späteres Ausscheidungsturnier für die Olympischen Spiele 2012 in London zu qualifizieren.

Anders als sein Vorgänger Heiner Brand, 59, kann Heuberger nicht mehr auf die Unterstützung des deutschen Meisters HSV zählen. Nationalmannschaftskapitän Pascal Hens, 31, Weltmeister 2007, ist der letzte Hamburger. Und auch dessen Einsatz ist ungewiss. "Ich muss zwar aufpassen, aber zum Spielen sollte es reichen", sagte Hens vor dem Spiel heute Abend gegen Dänemark im Mannschaftsquartier in Liebenberg. Den HSV-Profi plagten zuletzt wieder Achillessehnenbeschwerden.

Das deutsche Aufgebot

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Die Gesundheit ist auch der Grund, weshalb Hens nach 188 Länderspielen laut über das Ende seiner Nationalmannschaftskarriere nachdenkt. "Sollten wir uns für Olympia qualifizieren, würde ich nach den Spielen aufhören, scheitern wir bei der EM in Serbien, könnte bereits Ende Januar Schluss für mich sein", sagte er der "Bild"-Zeitung. Beim HSV steht Hens noch bis zum 30. Juni 2015 unter Vertrag. Und den würde er gern bis zum letzten Tag erfüllen. Aber gerade einer wie er, 2,03 Meter groß, 100 Kilo schwer, der von seiner Dynamik lebt, den drei, vier schnellen Schritten, bevor er zum Wurf in die zweite Etage hochsteigt, ist immer wieder anfällig für Verletzungen. Kein Spieler wird in der Bundesliga so viel gefoult wie Hens. Und diese zahlreichen tätlichen Angriffe haben körperliche Spuren hinterlassen. Bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking brach er sich nach einem Foul den Schienbeinkopf. Danach dauerte es fast ein Jahr, bis Hens wieder seine alte Form fand.

Seine deutschen Mitspieler vom HSV haben dagegen ihre Konsequenzen aus der Doppelbelastung Verein und Nationalmannschaft gezogen. Torhüter Johannes Bitter, 29, bei der WM im Januar in Schweden noch der große Rückhalt der Auswahl, hatte im März seinen Rücktritt erklärt. Er brauche mehr Zeit für seine Familie. "Diese Entscheidung war hundertprozentig richtig", sagt er heute. Rechtsaußen Stefan Schröder, 30, bereitet sich auf seinen beruflichen Werdegang (Immobilienkaufmann) nach dem Handball vor. Er steht seit diesem Sommer nicht mehr zur Verfügung. Linksaußen Torsten Jansen, 34, würde höchstens im Notfall helfen. Er war im vergangenen Dezember von Heiner Brand nicht für die WM 2011 berücksichtigt worden. Die Art, wie das passierte, missfiel Jansen, dessen acht Tore im Finale Deutschland 2007 zum Weltmeister machten. Bleiben Michael Kraus, 28, und Matthias Flohr, 29. Beide würden für Deutschland spielen, können es derzeit nicht. Spielmacher Kraus hat nach seinem Innenbandriss im Knie bisher kein Bundesligaspiel absolviert, Allrounder Flohr wurde nicht von Heuberger nominiert. Traurig ist er darüber nicht. Er steckt im Staatsexamen.

Der HSV, der sich in den vergangenen Jahren gezielt mit deutschen Nationalspielern verstärkt hatte, setzt jetzt - was die Nationalmannschaften betrifft - erst einmal auf den Nachwuchs. Tim Dahlhaus, 18, und Kevin Herbst, 17, hat Juniorenbundestrainer Christian Schwarzer, 42, bereits gesichtet. Die B-Jugendspieler Finn Maciejewski, 15, und Max Sättler, 15, stehen bei Schwarzer im Notizbuch. Bis die Talente bei Heuberger ankommen, wird es Zeit brauchen. "Aber alle vier werden ihren Weg machen", sagt HSV-Jugendkoordinator Gunnar Sadewater, 30.