HSV-Handballer gewinnen bei der TSG Hannover-Burgdorf nach mäßiger Leistung mit 37:34. Hans Lindberg wirft acht Tore, Torsten Jansen sieben.

Hannover. Als die Hallenuhr auf 60:00 umsprang, stürzten die HSV-Handballer kollektiv auf den großen Mann im gelben Trikot. Es galt, Torwart Johannes Bitter Dank abzustatten. Wie schon beim 27:19-Erfolg gegen Flensburg eine Woche zuvor hatte Bitter auch diesen 37:34-(17:15-)Sieg bei der TSV Hannover-Burgdorf erst ermöglicht. Er hatte diesmal nicht jeden zweiten, aber doch entscheidende Würfe pariert. Der zehnte Sieg des deutschen Meisters hintereinander gehörte auch und vor allem ihm, und es war der wohl am härtesten erkämpfte in dieser ohnehin nicht leichten Hamburger Saison.

Ob das 27:19 gegen Flensburg tatsächlich der erhoffte Befreiungsschlag war, darüber werde erst das bedeutend kleinere Derby in Hannover Aufschluss geben, hatte Präsident Martin Schwalb wissen lassen. Per Carlén, sein Nachfolger auf der Trainerbank, sah jedenfalls keinen Anlass, seine Erfolg bringende Taktik zu ändern, und stellte die Abwehr offensiv in der Drei-zwei-eins-Formation mit 2,03-Meter-Mann Igor Vori als eine Art Kaimauer vorweg. Hannover navigierte seine Angriffe nur selten einmal bis zum von Bitter gehüteten HSV-Tor durch, was den Hamburgern reichlich Gelegenheiten zu schnellen Gegenstößen eröffnete.

Als Torsten Jansen einen solchen mit dem fünften HSV-Tor hintereinander zum 4:7 abschloss (11. Minute) und wenig später Hannovers Lars Lehnhoff zum zweiten Mal mit einem Siebenmeter an Bitter scheiterte, schien der Fall für den Meister frühzeitig gelöst. Zwar konnten die Gastgeber noch einmal zum 8:8 ausgleichen (16.), doch das nahm der HSV nur zum Anlass, seine Überlegenheit mit einer weiteren Fünftoreserie zu dokumentieren (8:13/19.).

Dass die Dinge dann doch nicht den erwarteten Lauf nahmen, hatte auch mit der Einwechslung von Adam Weiner zu tun. Der Pole ersetzte den von Schwalb gefürchteten Nenad Puljezevic im Hannoveraner Tor und brachte es allein bis zur Pause auf sieben Paraden. Vor allem Domagoj Duvnjak offenbarte ungeahnte Abschlussschwächen: Keinen seiner fünf Würfe konnte der kroatische HSV-Spielmacher verwerten. Sein Landsmann Blazenko Lackovic traf zwar gewohnt zuverlässig. Doch als er nach 21 Minuten zum zweiten Mal mit einer Zeitstrafe belegt wurde, wechselte ihn Carlén vorsorglich bis zur Pause nicht mehr ein. Sein Vertreter Pascal Hens brauchte bei seinem Tor zur 17:15-Halbzeitführung, mit der der HSV sogar noch zufrieden sein konnte, schon Weiners tätige Unterstützung.

Zur Pause sah auch Carlén die Zeit für einen Torwartwechsel gegeben und schickte Dan Beutler aufs Feld, obschon Bitter mit zehn Paraden (40 Prozent) das Menschenmögliche gehalten hatte. Doch 17 Minuten, elf Gegentore und nur eine Parade später machte Carlén den Tausch wieder rückgängig. Hannover hatte auf 26:27 verkürzt und den Lautstärkeregler in der AWD Hall damit Richtung weiter Richtung Anschlag geschoben. Und als Piotr Przybecki nach 58 Minuten der Anschlusstreffer zum 34:35 gelang, hatte sich auch Hannovers Profifußballtrainer Mirko Slomka längst von seinem Sitz erhoben. Am Ende aber waren nur noch die rund 200 Hamburger Fans zu vernehmen. Lackovic hatte ein unmögliches Tor geworfen und Bitter gegen Asgeir Örn Hallgrimsson pariert. Zumindest für eine Nacht hat sich der HSV zum ersten Verfolger des THW Kiel gezittert.

Tore, Hannover: Olsen 9 (4 Siebenmeter) Hallgrimsson 5, Clößner 5, Svavarsson 4, Przybecki 3, Johannsen 3, Lehnhoff 2, Szücs 1, Jurdzs 1, Jonsson 1 (1); Hamburg: Lindberg 8 (3), Jansen 7, Lackovic 6, Vugrinec 6, Vori 4, B. Gille 3, G. Gille 1, Hens 1, Duvnjak 1. SR: Hartmann/Schneider (Barleben/Magdeburg). Zuschauer: 3594. Zeitstrafen: 2; 3.