Nach der 1:2-Pleite in Hannover kritisiert der Meistertrainer sein Team. Ohne Mario Götze und Lucas Barrios geht Dortmund die Torgefahr ab.

Hannover/Dortmund. Nur sieben Punkte nach sechs Runden und bereits acht Zähler Rückstand auf die Bayern – schlechter als Borussia Dortmund ist seit 1984 (VfB Stuttgart) kein deutscher Meister in die Bundesliga gestartet. Die Titelverteidigung ist derzeit Utopie, der BVB ist ins Mittelfeld abgetaucht, doch Mittelmaß macht Jürgen Klopp keinen Spaß. Einen Tag nach der bitteren 1:2-Pleite in Hannover und einer „durchschnittlichen Rückfahrt“ hatten die Dortmunder Profis beim Training am Montag nichts zu Lachen.

„Es fühlt sich richtig scheiße an. Aber das ist vielleicht auch gut so, um daraus die richtigen Schlüsse ziehen zu können. Ich habe deutliche Worte gefunden. Damit bei meinen Spielern nicht der Eindruck entsteht, dass es zufällig passiert ist“, erklärte der Dortmunder Trainer. Besonders Abwehrspieler Neven Subotic, der bei den Gegentoren unglücklich aussah, bekam indirekt sein Fett weg: „Was gar nicht geht, ist die Anfälligkeit bei Standards. Wir haben genügend lange Leute hinten drin.“

Klopp will nicht alle Fußball-Grundsätze über Bord werfen. „Aber an kleineren Stellschrauben werden wir drehen“, kündigte er vor der brisanten Rückkehr zum FSV Mainz 05 an. Ausgerechnet bei seinem Ex-Klub muss der Meister am Sonnabend den Schalter umlegen, damit die Negativserie nicht in eine handfeste Krise ausufert. „Uns hat die Konsequenz und die Gier gefehlt. Wir stehen jetzt richtig unter Druck“, sagte Klopp, dessen Mannschaft seit sieben Monaten auswärts ohne Sieg ist.

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In Mainz kann Jung-Star Mario Götze nach Ablauf seiner Sperre wieder spielen. „Natürlich fehlt uns Mario. Aber es gibt keinen Grund, ein Spiel ohne ihn nicht zu gewinnen. Wir haben genug richtig gute Bundesligaspieler im Kader. Uns fehlte am Ende nicht die Kraft, sondern die Konzentration“, sagte Verteidiger Marcel Schmelzer. Die Abhängigkeit von einzelnen Profis sollte es zwar nicht geben, sie besteht aber. Das zeigte sich in Hannover wieder einmal deutlich, wo Dortmund bereits die dritte Saison-Niederlage kassierte.

Neben Mittelfeld-Motor Götze ist es vor allem Torjäger Lucas Barrios, den die Dortmunder schmerzlich vermissen. Ohne den Stürmer und Vollstrecker, der nach einer sechswöchigen Pause erst in den nächsten Tagen ins Teamtraining zurückkehrt, stehen Aufwand und Ertrag beim BVB in einem krassen Missverhältnis. 57 Prozent Ballbesitz für Dortmund, 119 Kilometer gegenüber 114 Kilometer für Hannover gelaufen, doch nach der 1:0-Führung durch Shinji Kagawa (63.) benötigte „96“ nur 116 Sekunden, um durch Karim Haggui (87.) und Didier Ya Konan (89.) dem Meister die Punkte zu entreißen. Zuvor hätten die Borussen die Partie längst entscheiden können, doch Kämpfer Robert Lewandowski, der in diesen Tagen die einzige Sturmspitze gibt, kann die Vollstreckerqualitäten eines Barrios nicht nachweisen.

Im Aufbauspiel der Dortmunder zeigt sich in dieser Spielzeit überdeutlich, wie wichtig Neu-Madrilene Nuri Sahin in der Meistersaison war. Seine öffnenden Pässe fehlen gerade in Partien, wo der Gegner tief steht und kaum Räume zulässt. Immer dann bekommen die BVB-Akteure große Probleme, schaffen es selten aus einem starren Pass-Korsett herauszukommen.

„Wir haben die Ordnung verloren, hatten keine Balance mehr in unserem Spiel und die Zuordnungen stimmten nicht mehr“, kritisierte BVB-Sportdirektor Michael Zorc die Schwächen einer Mannschaft, die nach dem furiosen Saison-Auftaktmatch gegen den HSV aus dem Gleichgewicht geraten ist.

Zwei Pleiten wie jetzt in Serie gab es in der ganzen Vorsaison nicht, an eine ähnlich schmerzhafte Niederlage wie in Hannover erinnerte die Vereins-Homepage. In einem Nachholspiel am 17. Februar 1988 drehten die Bochumer Dirk Riechmann und Michael Rzehaczek in der 89. und 90. Minute eine Dortmunder 1:0-Führung in eine 1:2-Pleite um. (dpa/kem)