Am Sonntag spielt Manuel Neuer erstmals mit Bayern München an seiner alten Wirkungsstätte auf Schalke. Den Nationaltorwart erwartet mit Sicherheit kein freundlicher Empfang.

Gelsenkirchen/München. Im Internet gibt es schon längere Zeit Hasstiraden der Fans - doch Manuel Neuer gibt sich vor seiner emotionalen Rückkehr nach Schalke betont gelassen. „Die Stimmung wird aufgeheizt sein, weil es gegen den FC Bayern und gegen mich geht. Das ist mir schon klar. Aber es ist ja nicht das erste Pfeifkonzert, das ich erlebe“, sagte der Nationalkeeper vor dem Bundesligaspiel des deutschen Fußball-Rekordmeisters am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und Liga total!) bei Schalke 04 - und lächelte.

Man merkt Neuer an, dass er nach dem Wechsel im Sommer von Schalke zum FC Bayern seinem „Spiel der Saison“ entgegenfiebert - Pfiffe hin oder her. „Ich freue mich darauf. Das ist für mich schon etwas Besonderes. Ich werde viele Kollegen, Freunde, die Familie und alte Bekannte wiedertreffen. Es wird ein interessantes Spiel für mich“, betonte er.

Vor zwei Wochen beim Länderspiel in Gelsenkirchen gegen Österreich (6:2) war der 25-Jährige in der Arena sogar mit freundlichem Applaus empfangen worden, weil, so Neuer, „der typische Schalke-Fan kein Fan der Nationalmannschft ist“. Am Sonntag wird sich das ändern. Im Internet rufen die Schalke-Ultras bereits dazu auf, den „Verräter“, den „Judas“ kräftig auszupfeifen. Auch das ein oder andere Anti-Neuer-Plakat im Stadion wird sich nicht vermeiden lassen.

Bayern-Sportdirektor Christian Nerlinger ist jedoch fest davon überzeugt, dass Neuer die Anfeindungen locker wegstecken wird: „Das wird kein Thema. Manuel ist so cool.“ Dass er mit so einer Situation gut umgehen kann, hatte Neuer schon bewiesen, als er wochenlang von einigen unverbesserlichen Bayern-Anhängern attackiert worden war. Dennoch ist er sich diesmal nicht so ganz sicher, „ob ich nervös sein werde“.

Ablenken lassen will sich Deutschlands Nummer eins von den ganzen Nebengeräuschen auf jeden Fall nicht. Für den FC Bayern sei es wichtig, „dass wir nicht aufhören, hungrig bleiben. Und für mich ist es wichtig, bei der Sache zu bleiben, den Fokus auf den Ball und nicht auf die Ränge zu richten.“

Bis jetzt hat das in München ganz gut geklappt. Seit 658 Minuten ist Neuer im Bayern-Dress ohne Gegentor. Erst einmal musste er in den bisherigen Pflichtspielen hinter sich greifen: beim 0:1 gegen Gladbach zum Saisonauftakt, als er selbst patzte.

„Wenn wir so weiterspielen, brauchen wir keinen Torwart“, witzelte Neuer deshalb am Freitag: „Im Training werde ich gefordert. Es ist ein anderes Torwartspiel als auf Schalke. Es ist schon eine Umstellung für mich, bei den wenigen Situationen die Konzentration hochzuhalten.“

Dass er zu Schalke, wo er als Vierjähriger seine ersten Fußball-Gehversuche unternahm, immer noch eine besondere Beziehung hat, stellte Neuer vor seiner Rückkehr erst gar nicht in Frage. Mit Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes steht er in regelmäßigem SMS-Kontakt. Er verfolge zudem noch jedes Spiel der Schalker, „ich drücke ihnen grundsätzlich die Daumen - am Sonntag natürlich nicht. Da wollen wir gewinnen“, sagte Neuer und ergänzte mit einem Schmunzeln: „Ich werde die Bälle sicher nicht absichtlich reinlassen. Die Motivation, weiter zu Null zu spielen, ist groß.“