Bei seinem Ex-Klub Chelsea London startet Ballack mit der Bayer-Werkself in die “Königsklasse“. Zuletzt waren die Rheinländer 2005 dabei.

London. Michael Ballack konnte die Rückkehr in seine alte Heimat kaum erwarten. Eine Viertelstunde vor seinen Teamkollegen von Bayern Leverkusen fand sich der „Capitano“ auf dem Düsseldorfer Flughafen ein. Als der Flieger wenig später in Richtung London abhob, hatte das schier endlose Warten ein Ende. Nach über sechs Jahren oder 2379 Tagen kehrt der Werksklub am Dienstag (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) in die europäische "Königsklasse" zurück – und zum Auftakt wartet gleich das brisante Duell bei Ballacks Ex-Klub FC Chelsea.

„Wenn man als Außenseiter nach London fährt, ist das immer ein wenig angenehmer. Wir haben nichts zu verlieren und wollen unsere Chance beim Top-Favoriten der Gruppe nutzen. Wir werden uns nicht verstecken“, sagte Sportchef Rudi Völler. Von Ballack erwartet der Weltmeister von 1990 eine weitere Leistungssteigerung an der Stamford Bridge: „Er hat ein gutes Spiel in Augsburg gemacht. Das ist doch ein guter Anfang.“

Für die Leverkusener, die ihren letzten Auftritt in der Champions League am 9. März 2005 beim FC Liverpool (1:3) hatten, soll die Gruppenphase nicht gleich wieder Endstation sein. In der ansprechenden Gruppe mit Chelsea, dem früheren Finalisten FC Valencia und dem belgischen Außenseiter RC Genk wollen die Rheinländer einen der ersten beiden Plätze belegen. „Sportlich schwierig, aber machbar“, findet Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser.

"Königsklasse" bringt mindestens 20 Millionen Euro

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Die Bewährungsprobe erfolgt für das junge Leverkusener Team gleich bei einem der Schwergewichte Europas. Beim von Milliardär Roman Abramowitsch zusammen gekauften Starensemble des FC Chelsea muss die unerfahrene Bayer-Elf gleich unter Beweis stellen, ob sie bereit ist für die Bel Etage des europäischen Fußballs. Nur fünf Spieler aus dem Leverkusener Kader haben überhaupt einmal die Champions-League-Hymne im Stadion gehört. Doch die ganz großen Duelle hat nur einer mitgemacht – Michael Ballack.

Und für den Ex-Kapitän der Nationalmannschaft, der in 87 Champions-League-Spielen 15 Tore erzielte, ist es zum Auftakt gleich eine Reise in die Vergangenheit. Vier Jahre hatte Ballack von 2006 bis 2010 für die Blues gespielt, ehe der folgenschwere Tritt von Kevin-Prince Boateng im FA-Cup-Finale nicht nur das Ende der DFB-Karriere, sondern auch den Abschied aus London besiegelte.

„Ich hatte nie die Chance, mich offiziell zu verabschieden. Es wäre ein guter Moment für mich, um einen neuen Kontakt oder vielleicht einen letzten zu diesen Fans zu haben“, sagte Ballack jüngst in der „Mail on Sunday“. Mehr ist vom alternden Mittelfeldstar in diesen Tagen nicht zu vernehmen, der 34-Jährige schweigt seit Tagen gegenüber den deutschen Medien.

Ob Ballack in seiner alten Heimat überhaupt noch einmal eine sportliche Visitenkarte abgeben darf, ist dabei noch fraglich. Dutt ließ es jedenfalls offen, ob er in der Startelf steht. Gegen den FC Augsburg (4:1) durfte Ballack gut eine Stunde lang spielen. Ein ordentliches Spiel lieferte er ab – nicht mehr, nicht weniger. Ballack könnte aber zugute kommen, dass Lars Bender aktuell über Oberschenkelprobleme klagt und womöglich eine Pause erhält.

Ballacks Erfahrung kann Bayer aber allemal gebrauchen. Er werde mit ihm vor dem Spiel noch über Chelsea sprechen, kündigte Dutt an, für den die Königsklasse ebenfalls Neuland ist. So ist es auch ein wenig eine Reise ins Ungewisse. Der 19 Jahre alte Torhüter und Adler-Ersatz Bernd Leno hat gerade einmal eine Hand voll Bundesliga-Spiele absolviert, die allerdings in erstaunlich abgeklärter Manier. Und davor bilden die 22-jährigen Ömer Toprak und Stefan Reinartz die Leverkusener Innenverteidigung.

Ob das reichen wird, um aus London etwas Zählbares, mitzunehmen, wird sich zeigen. Die Bilanz der Leverkusener auf der Insel ist alles andere als vielversprechend. In sieben Spielen auf englischem Boden gab es nicht einen Bayer-Sieg. Gleich fünfmal traten die Leverkusener mit einer Niederlage im Gepäck die Heimreise an.

Wenn es wieder so kommen sollte, wäre es keine Überraschung. Schließlich ist die Londoner Mannschaft nur so mit Stars gespickt. In der Sommerpause wurden mal eben Juan Mata, Raul Meireles und Jungstar Romelu Lukaku für fast 70 Millionen Euro verpflichtet und dem ohnehin sündhaft teuren Kader mit Stars wie Frank Lampard, Didier Drogba oder John Terry hinzugefügt.

Und der Ligastart fiel für Chelsea vielversprechend aus. Mit zehn Punkten aus vier Spielen liegt die Mannschaft des neuen Trainers Andre Villas-Boas, der vom Europa-League-Gewinner FC Porto kam, hinter der beiden Manchester-Klubs United und City auf dem dritten Platz. Die Generalprobe für das Leverkusen-Spiel wurde beim FC Sunderland mit 2:1 gewonnen. (dapd)