Die deutsche Mannschaft unterliegt Frankreich bei der Basketball-Europameisterschaft in Litauen mit 65:76

Siauliai. Dirk Nowitzki saß schon auf der Bank, als die letzten Sekunden gegen Frankreich liefen. Auch 20 Punkte des NBA-Champions konnten nicht verhindern, dass die deutschen Basketballer bei der Europameisterschaft in Litauen gegen den Mitfavoriten auf den Titel mit 65:76 (28:29) ihre erste Niederlage im dritten Spiel hinnehmen mussten, die 37. im 57. Vergleich mit Frankreich. Vor allem der mit 32 Zählern überragende dreimalige NBA-Meister Tony Parker von den San Antonio Spurs stellte Deutschland vor viele Rätsel. Am heutigen Sonnabend erhält die Mannschaft einen Tag Zeit zur Erholung, ehe es am Sonntag (20 Uhr, Sport1 live) gegen die nach drei Siegen bereits für die Zwischenrunde qualifizierten Serben in Siauliai weitergeht.

Bundestrainer Dirk Bauermann haderte nach der Partie allerdings mit den Schiedsrichtern: "In Europa wird eben so gepfiffen, dass gegen die Großen unter dem Korb alles möglich ist. Ich glaube, Dirk Nowitzki hätte deutlich mehr Freiwürfe verdient gehabt." Nichtsdestotrotz erkannte Bauermann die starke Leistung Frankreichs an. "Insgesamt war die Verteidigung der Franzosen sehr aggressiv, insofern geht der Sieg vollkommen in Ordnung." Von seinem Team sah er "einen sehr starken Beginn und eine starke Schlussphase". Nowitzki wiederum sprach von einer "harten Niederlage, wir sind ziemlich enttäuscht". In Parker sah er den entscheidenden Akteur auf dem Parkett: "Er war fantastisch, wir konnten nicht verhindern, dass er in die Zone kam."

Bauermann begann zum dritten Mal mit derselben Stammformation, also auch wieder mit dem von einem Hexenschuss geplagten Kapitän Steffen Hamann. Der 30 Jahre alte Bayern-Profi übernahm dabei eine wichtige Rolle in der Abwehr. Der Bundestrainer überraschte die Franzosen um Spielmacher Parker mit einer Zonenverteidigung.

Der 53 Jahre alte Basketballlehrer wollte mit der laufintensiven Deckung vor allem unterbinden, dass der flinke Parker nahezu ungehindert zum Korb ziehen konnte. Die taktische Maßnahme brachte zunächst den gewünschten Erfolg. Die Franzosen, mit fünf NBA-Profis im Team, kamen mit der in der US-Profiliga unorthodoxen Abwehrstrategie anfangs nicht zurecht, sodass die deutschen Basketballer nach Punkten von NBA-Center Chris Kaman und Nowitzki rasch 11:2 in Führung gingen.

Spielmacher Parker gelang erst in der siebten Minute sein erster Korberfolg. Der Vorsprung hatte auch dann noch Bestand, als die Deutschen wieder auf eine Mann-gegen-Mann-Verteidigung umstellen mussten, weil die Beine durch die Intensität in der Abwehr müde wurden. Es war so etwas wie das Startsignal für Parker, den Bauermann für den besten europäischen Spielmacher hält, um seine Stärken gegen den kleineren Heiko Schaffartzik voll ausspielen zu können.

Der 29 Jahre alte NBA-Profi kann nicht nur seine Mitspieler mit genialen Pässen bedienen, sondern auch selber nach Belieben punkten. Mit neun Zählern im zweiten Viertel brachte er seine Mannschaft erstmals in Führung - 27:26. Zur Pause stand es 29:28 für Frankreich - auch weil Nowitzki kaum noch Bälle von seinen Mitspielern bekam. Auch nach dem Seitenwechsel änderte sich aus deutscher Sicht wenig. Die Franzosen, weiter angeleitet vom famosen Parker, spielten sich in einen wahren Rausch und führten vor dem Schlussviertel mit 58:40. Es war ein Spektakel, wie Parker die deutschen Gegenspieler mit seiner Raffinesse, Cleverness und Treffsicherheit zum Teil wie Schulbuben aussehen ließ.

Trotz der Lehrstunde in der zweiten Halbzeit haben Nowitzki und seine Mitspieler nach den beiden Auftaktsiegen gegen Israel und Italien weiter gute Chancen aufs Weiterkommen. Die ersten drei jeder Gruppe qualifizieren sich für die Zwischenrunde. "Wir werden den freien Tag zum Regenerieren nutzen, bisschen Video gucken, um dann gegen die Serben wieder voll da zu sein", versprach Nowitzki.