Heute beginnt für das deutsche Team in Litauen gegen Israel die EM. Der Superstar soll das deutsche Team zu Olympia führen.

Berlin. Das geht ja gut los: Bevor heute die EM der Basketballspieler in Litauen beginnt, darf sich das Gastgeberland schon mit einer Bestmarke schmücken. Bei der offiziellen Eröffnung des Turniers wurde am Montagabend ein Rekord im Simultandribbeln aufgestellt. Mehr als 55 000 Fans in den sechs Austragungsstädten dribbelten ihre Basketbälle fünf Minuten lang zeitgleich und schafften den Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde.

Es passt ins Bild dieser EM, die bis zum 18. September auch in anderen Bereichen Maßstäbe setzen wird. Noch nie war das Teilnehmerfeld so groß wie bei diesen Titelkämpfen: 24 Mannschaften. Und für höchstes Niveau sorgen allein 25 Spieler aus der nordamerikanischen Profiliga NBA. Noch nie waren so viele Profis aus der weltbesten Liga bei einer EM dabei.

Der Hauptgrund dafür ist, dass die Olympischen Spiele locken. Die NBA-Stars Dirk Nowitzki und Chris Kaman hatten nach Peking 2008 nicht mehr für Deutschland gespielt, aber jetzt hat Olympia auch für sie wieder eine ganz besondere Ausstrahlung. "Ich will wieder unbedingt zu den Spielen", sagt Nowitzki. "Wenn ich an Olympia denke, dann erinnere ich mich an den Einmarsch als Fahnenträger ins Olympiastadion und die tollen Erlebnisse und Begegnungen im olympischen Dorf. Das will ich noch einmal genießen." Und deshalb hat sich der Superstar trotz der kurzen Pause nach den kraftraubenden NBA-Finals bereit erklärt, "den jungen Spielern zu helfen, dass auch sie Olympia erleben können".

Eine EM mit vielen NBA-Profis wie Nowitzki, Kaman, Pau Gasol (Spanien) oder Tony Parker (Frankreich) im wohl Basketball-verrücktesten Land Europas, dort, wo selbst an vielen Kirchenmauern eine Korbanlage hängt. "Das wird eine fantastische Veranstaltung", ist Bundestrainer Dirk Bauermann sicher. Ob sie auch fürs deutsche Team fantastisch wird? Die Erwartungen sind hoch - und vor allem mit einem Namen verbunden: Dirk Nowitzki. Der Weltstar von den Dallas Mavericks, NBA-Champion und wertvollster Spieler (MVP) der Finalserie, soll es richten. Gemeinsam mit dem eingebürgerten Kaman (Los Angeles Clippers) und zehn meist jungen deutschen Bundesligaspielern.

Für das Zueinanderfinden hatten sie gerade einmal zwei Wochen Zeit. Damit sich das NBA-Duo an die anderen gewöhnen konnte, damit gerade die Jungen Unsicherheit und Respekt ablegen konnten. "Viel zu kurz war diese Zeit, aber wir klagen nicht, weil wir froh sind, dass wir die beiden haben", sagt Bauermann mit Blick auf seine Stars, die er gern "zweiköpfiges Monster" nennt. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. "Bei null" habe das Team nach dem Eintreffen der beiden wieder angefangen, sagt Sven Schultze von Alba Berlin, gemeinsam mit Nowitzki mit 33 Jahren der Älteste im Team.

Jetzt also von null auf 100 in einer Vorrundengruppe, die es in sich hat. Neben dem heutigen Auftaktgegner Israel (20 Uhr, Sport1 live) treffen die Deutschen in Siauliai auf Italien, Frankreich, Serbien und Lettland. Nur die ersten drei Teams kommen in die Zwischenrunde. Bauermann bemüht sich, die Erwartungen zu dämpfen. "Der Titel kann für uns kein wirklich ernsthaftes Ziel sein", mahnt er immer wieder. Er weiß aber auch, dass er stärker als zuletzt unter Druck steht. "2009 und 2010 haben wir gesagt, dass sich die junge Mannschaft entwickeln solle, aber diesmal gibt es klare Ziele." Eben unter die Top Sechs zu kommen, um weiter von Olympia träumen zu können.

Bauermann sagt über Nowitzki: "Er ist ein Kämpfer, der alles geben wird." Aber ein Nowitzki allein wird zu wenig sein. Darum, sagt Schultze richtig, "kommt es besonders auf uns an". Auf jeden im Team, ob Routiniers wie Schultze oder Junge wie Tibor Pleiß, 21, Robin Benzing oder Philipp Schwethelm, beide 22. Sie müssen mutig sein, nicht die Verantwortung zu schnell und zu oft in die Hände von Nowitzki oder Kaman legen. Natürlich sind die beiden Stars die erste Option, aber es wird dadurch für die anderen Freiräume geben, weil sich meistens zwei Gegner auf Nowitzki stürzen werden.

Der Würzburger weiß, was auf ihn zukommen wird. Mit "einer Zielscheibe auf dem Rücken" werde er bei der EM unterwegs sein. Knüppelhart werden ihn die Gegner beharken. Angst habe er nicht. "So kann man die Sache ja nicht angehen. Schließlich kann ich mich auch beim Spazierengehen verletzen." Humor ist, wenn man trotzdem lacht.