Torhüter Tim Jessulat vom Club an der Alster ist erleichtert über die Qualifikation für Olympia. Gegen Russland könnte er wieder spielen.

Mönchengladbach. Als der Job getan und die ersten Emotionen verarbeitet waren, da war die Erleichterung, die von den deutschen Hockeyherren Besitz ergriffen hatte, augenscheinlich. 3:1 hatte die Auswahl von Bundestrainer Markus Weise am Montag das „Endspiel“ um den Gruppensieg gegen den Olympiazweiten Spanien gewonnen, und weil im letzten Vorrundenspiel am Mittwoch (15 Uhr/WDR) der punktlose Außenseiter Russland wartet und Spanien und Belgien sich gegenseitig Punkte wegnehmen, ist den Deutschen der Einzug ins Halbfinale der Europameisterschaft in Mönchengladbach nicht mehr zu nehmen.

Dieser ist deshalb wichtig, weil sich neben dem Gastgeber nur drei europäische Teams direkt für die Olympischen Spiele 2012 in London qualifizieren. Zwar hatte Titelverteidiger England den vorzeitigen Einzug ins Semifinale, der Deutschland sicher zu Olympia bringen würde, am Montagabend durch ein 3:4 gegen die Niederlande verpasst, aber weil niemand daran zweifelt, dass die Briten den fehlenden Sieg am Mittwoch (13 Uhr) gegen die punktlosen Franzosen einfahren, kann der Deutsche Hockey-Bund (DHB) immerhin für sein Herrenteam die Reise auf die Insel planen.

Die Spieler freut das vor allem aus einem Grund. „Jetzt hört endlich das Generve wegen Olympia auf, und wir können uns auf das konzentrieren, wofür wir hier sind: den EM-Titelgewinn“, sagt Tim Jessulat, Torhüter vom Club an der Alster aus Hamburg, der gegen Russland möglicherweise den mit Knieproblemen angeschlagenen Kölner Stammkeeper Max Weinhold ersetzen wird. DHB-Präsident Stephan Abel hatte vor Beginn der kontinentalen Titelkämpfe die Olympia-Qualifikation als wichtigstes Ziel ausgegeben, da die Fördergelder des Innenministeriums maßgeblich von der Teilnahme am größten Sportereignis der Welt abhängen. Für die Aktiven, die grundsätzlich lieber von Spiel zu Spiel gucken, steht jedoch das laufende Turnier im Mittelpunkt. „Wir sind Sportler und wollen Titel gewinnen. Der nächste, der möglich ist, ist der EM-Titel. Dafür tun wir alles. Olympia ist für uns noch kein großes Thema“, sagt Martin Häner.

Der Abwehrspieler vom Berliner HC war gemeinsam mit seinen Defensivkollegen gegen Spanien der Hauptgrund dafür gewesen, dass der Auftritt des deutschen Teams der Vorstellung von perfektem Feldhockey nahegekommen war. Mit einer bestechenden Mischung aus konzentrierter Bissigkeit und ansteckender Spielfreude ließ der Defensivverbund die spanische Weltklasse-Offensive um Santi Freixa, Pol Amat, Edi Tubau und Pau Quemada verzweifeln. „Die Deutschen haben uns nicht ins Spiel finden lassen, wir hatten keine Chance“, gab Superstar Freixa freimütig zu.

Allerdings griffe es zu kurz, den überzeugenden Auftritt der Defensive allein zuzuschreiben. Im gesamten Team griffen die Rädchen ineinander, vor allem das Umschalten von Abwehr auf Angriff und umgekehrt, an dem die Deutschen im Sommer 2010 bei der Champions Trophy an selber Stelle gescheitert waren, funktionierte blendend. „Wir haben das in einem Lehrgang in Berlin einstudiert, die Jungs beherrschen es jetzt recht gut“, sagte Weise. Der Bundestrainer überraschte nach der Spanien-Partie mit der Aussage, dass er für das abschließende Treffen mit Russland nichts erwarte. Das liegt allerdings weniger daran, dass Weise seinem Team nichts zutraut, als daran, dass er anstelle von Erwartungen grundsätzlich lieber Ziele ausspricht.

In der Verfassung vom Montag kann dieses Ziel nur lauten, erstmals seit 2003 wieder Europameister zu werden. Häner hat die entsprechende Kampfansage schon einmal formuliert: „In der Form aus dem Spanien-Spiel sind wir für jeden Gegner schwer zu schlagen!“