Mönchengladbach. Ein Bundestrainer, der es sich erlauben kann, keine Erwartungen mehr zu haben, ist entweder völlig desillusioniert oder tiefenentspannt. Dass auf Markus Weise gestern Letzteres zutraf, lag an einer Leistung seiner Mannschaft, die der Vorstellung von perfektem Feldhockey sehr nahe gekommen war. 3:1 gewannen die deutschen Hockeyherren bei der Europameisterschaft in Mönchengladbach das "Endspiel" um den Gruppensieg gegen Spanien, und weil im letzten Vorrundenspiel morgen (15 Uhr/WDR) der Außenseiter Russland wartet, dürfte der erste Platz in der Gruppe nicht mehr gefährdet sein.

"Ich erwarte nichts", sagte Weise also auf die Frage, was er von der Partie gegen die Russen erwarte, "wir haben Ziele, keine Erwartungen." Das erste Ziel, die Qualifikation für Olympia 2012 in London, dürfte durch den feststehenden Halbfinaleinzug bereits erreicht sein. Drei Teams qualifizieren sich neben Gastgeber England, und obwohl die Briten gestern Abend gegen die Niederlande 3:4 unterlagen, werden sie, wenn alles normal läuft, morgen gegen Frankreich den fehlenden Sieg einfahren. "Es ist schön, dass wir uns dann auf unser eigentliches Ziel konzentrieren können - den EM-Titel", sagte der Berliner Martin Häner.

Dass die DHB-Auswahl gegen Spanien nachwies, dieses Ziel durchaus erreichen zu können, lag zu einem großen Teil an der Leistung von Häner und seinen Abwehrkollegen, die die spanische Weltklasse-Offensive entnervten. Dazu kam, dass das Umschalten zwischen Abwehr und Angriff perfekt funktionierte und die Deutschen sich dadurch defensiv wie auch offensiv diverse Überzahlsituationen erarbeiteten.

Im Mittelfeld überzeugte ein starker Moritz Fürste als Takt- und Ideengeber. Einen Pass des Regisseurs vom Uhlenhorster HC in die Tiefe lenkte Christopher Wesley (Nürnberg/42.) zum 1:0 ins spanische Tor, das 3:0 erzielte Fürste nach einem Sololauf über das halbe Feld im Nachschuss selbst (65.). Auch seine UHC-Klubkollegen Florian Fuchs und Oliver Korn spielten auffällig. Fuchs war der agilste Angreifer und traf in der 21. Minute den Pfosten, Korn bereitete das 2:0 durch den Mülheimer Thilo Stralkowski (49.) mustergültig vor. Sofern man nicht Markus Weise heißt, darf man von diesem Team noch einiges erwarten.