Dirk Nowitzki ist am Ziel der Träume angekommen. Mit den Dallas Mavericks hat der 32-jährige Champion endlich die Belohnung erhalten.

Dallas/Miami. Als Teenager war Dirk Nowitzki ein ungeschliffener Diamant, heute ist der Ausnahme-Basketballer ein Weltstar. 13 Jahre hat der gebürtige Würzburger gebraucht, um sich in der NBA seinen großen Traum vom Titel zu erfüllen. Hinter dem Erfolg in der nordamerikanischen Profiliga steckt eine Menge Arbeit.

Seit seinem Wechsel in die NBA im Jahr 1998 hat sich Nowitzki stetig weiterentwickelt, inzwischen gehört der Forward in der besten Liga der Welt zu den komplettesten Spielern. Offensiv hat Nowitzki das komplette Repertoire im Angebot. Angriffe und schnelle Tempogegenstöße kann der 2,13-m-Mann per Dunking, Sprungwurf oder Korbleger abschließen, auch von der Dreierlinie punktet Nowitzki.

Sein „Fade-Away-Jumper“, ein Sprungwurf im Rückwärtsfallen, wird von den NBA-Experten ehrfürchtig als bester der Geschichte eingeordnet. Von den anfänglichen Schwächen in der Defensive ist nichts mehr zu sehen. Nowitzki kann es mit jedem Gegenspieler seine Größe aufnehmen und sieht dabei nie schlecht aus.

Die Fähigkeiten dazu hat der 32-Jährige neben seinem unbändigen Willen und extremem Trainingsfleiß vor allem seinem Mentor Holger Geschwindner zu verdanken. Als Nowitzki 16 Jahre alt war, nahm der ehemalige Nationalspieler den schmächtigen Blondschopf vom DJK Würzburg unter seine Fittiche und formte ihn mit seinen unkonventionellen Trainingsmethoden zu einem der besten Basketballer der Geschichte.

Nowitzki trainierte unter Geschwindner beim Fechten, Rudern oder Schach Körper und Geist. Noch heute ist dem Star der Dallas Mavericks das Verhältnis zu dem medienscheuen Geschwindner äußerst wichtig. Auch während der aktuellen Finalserie gegen die Miami Heat gab der persönliche Trainer wichtige Tipps und verfolgte die Begegnungen live in der Halle. Gemeinsam haben beide über Jahre hinweg Nowitzkis Wurftechnik perfektioniert.

1997 stieg Nowitzki mit Würzburg in die Bundesliga auf, 1998 wurde der Youngster im NBA-Draft an neunter Stelle von den Milwaukee Bucks ausgewählt. Ein Tauschgeschäft brachte Nowitzki anschließend nach Dallas. Don Nelson, damaliger Chefcoach der Mavericks, war nach der Verpflichtung des jungen Deutschen außer sich vor Freude und verglich Nowitzki noch vor dem ersten NBA-Spiel mit Larry Bird - dem bis dato besten weißen Basketballer der Geschichte. Damals wurde Nelson dafür belächelt - heute zweifelt kaum jemand mehr an seinen Worten.

Nowitzki wurde von den US-Medien prompt „German Wunderkind“ getauft und wurde diesem Namen trotz des riesigen Drucks gerecht. Im Februar 1999 traf der Würzburger in seinem ersten NBA-Spiel gegen die Seattle SuperSonics auf Detlef Schrempf, den bis dato einzigen Deutschen in einem NBA-Finale. Über 1100 weitere NBA-Spiele sollten für Nowitzki bis zum heißersehnten Titel folgen.

Während „Dirkules“ in der ersten Saison noch arge Probleme mit dem Spielstil hatte, ging die Karriere in den Folgejahren steil bergauf. Und das nicht nur in der NBA, sondern auch in der Nationalmannschaft. Bei der WM 2002 in den USA wurde Nowitzki mit 28 Punkten pro Spiel zum wertvollsten Spieler (MVP) des Turniers gewählt und holte mit Außenseiter Deutschland überraschend die Bronzemedaille. Weitere Erfolge im Dress des Deutschen Basketball Bundes folgten. Der 127-fache Nationalspieler gewann 2005 bei der EM Silber und wurde in Serbien ebenfalls als MVP ausgezeichnet.

Der emotionalste Moment seiner Karriere war vor dem Gewinn des NBA-Titels die Teilnahme an den Olympischen Spielen 2008 in Peking. In letzter Minute hatte sich Nowitzki mit der DBB-Auswahl qualifiziert. Als Fahnenträger erlebte der Mavericks-Star bei der Eröffnungsfeier als erster deutscher Athlet im Stadion einen Gänsehautmoment. Nach zwei Jahren Pause im Nationalteam von Bundestrainer Dirk Bauermann plant Nowitzki in diesem Sommer die Teilnahme an der Europameisterschaft in Litauen.

In der NBA stand Nowitzki bereits 2006 im Finale. Auch damals hieß der Gegner Miami Heat, trotz einer 2:0-Führung ging die Serie aber mit 2:4 verloren. Auch ohne Titel sammelte das Jahrhunderttalent unzählige Auszeichnungen. Neben zehn Nominierungen in Serie für das All-Star-Game der NBA (2002 bis 2011) bekam Nowitzki als erster Europäer überhaupt am Ende der Saison 2006/2007 die MVP-Trophäe überreicht. Zudem knackte er als erster Europäer die 25.000-Punkte-Marke und gehört zu den besten Scorern der NBA-Geschichte.

Vom Makel des fehlenden Titels befreite sich Nowitzki genau eine Woche vor seinem 33. Geburtstag. Mit 105:95 gewannen die Mavericks das sechste Finalspiel gegen Miami und entschieden die best-of-seven-Serie mit 4:2 für sich. Als bester Spieler der Finalserie erhielt der komplette Nowitzki auch noch den MVP-Award. 17 Jahre nach seiner Entdeckung ist er am Ziel.

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Nowitzki hatte in der Nacht von Sonntag auf Montag (MESZ) mit den Mavericks als erster Deutscher den NBA-Titel gewonnen. Außerdem wurde der 32-Jährige nach dem 4:2 in der best-of-seven-Serie als wertvollster Spieler (MVP) der Finalserie ausgezeichnet. Die Startseite der DBB-Homepage zierte ein großes Foto von Nowitzki mit der MVP-Trophäe.

Beharrlichkeit - Ein Kommentar von Uli Schember

Dirk Nowitzki hat es geschafft. Der deutsche Basketballstar hat den letzten weißen Fleck in seinem Lebenslauf ausgefüllt, sein größter Traum ist in Erfüllung gegangen. Zu verdanken hat der 32-Jährige den Gewinn des NBA-Titels einer einzigen Person - sich selbst.

Nowitzki ist nie stehengeblieben, mit Beharrlichkeit, Fleiß und Disziplin hat sich der gebürtige Würzburger im Trikot der Dallas Mavericks stetig weiterentwickelt. Auch nach der bitteren Finalniederlage von 2006 steckte der Nationalspieler nicht auf, ganz im Gegenteil: Der Musterprofi arbeitete noch härter an sich, das Ergebnis ist der beste Nowitzki aller Zeiten.

In 13 NBA-Jahren hat Nowitzki im Gegensatz zu den meisten anderen Stars der Branche nie eine Sonderrolle für sich reklamiert, das Team stand immer im Vordergrund. Im vergangenen Sommer verzichtete der Ausnahmekönner auf Gehalt, damit die Mannschaft durch neue Spieler qualitativ verstärkt werden konnte.

Nowitzki flüchtete nicht aus dem Nest, um sein Heil bei einem anderen Klub zu suchen. Mit den Mavericks wollte Nowitzki den ganz großen Wurf landen, und der Plan ging auf - komplett.

Spätestens mit dem Titelgewinn in der stärksten Basketball-Liga der Welt ist Nowitzki im Kreis der ganz Großen des deutschen Sports angekommen. Eigentlich war der NBA-Triumph dafür aber gar nicht notwendig. Nowitzki war schon vorher ein Weltstar, dazu in jeder Hinsicht ein Vorbild - nicht zuletzt wegen seiner Bescheidenheit und Offenheit.

Nowitzki ist ein Star zum Anfassen, und das wird das „German Wunderkind“ auch nach der Krönung seiner einmaligen Karriere bleiben. Ganz sicher.

Stimmen zum NBA-Titelgewinn von Dirk Nowitzki

Thomas Bach (Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes): „Dirk Nowitzki ist einer der Most Valuable Players des deutschen Sports, ein echter Weltstar und ein exzellenter Botschafter für unser Land. Das hat er schon als Fahnenträger bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking bewiesen. Er überragt nicht nur auf dem Spielfeld sondern auch außerhalb. Er lebt die olympischen Werte wie kaum ein Zweiter und findet in besonderer Weise Zugang zu jungen Menschen, für die er ein großes Vorbild ist. Dirk Nowitzki verbindet Teamfähigkeit mit Erfolg. Diesen NBA-Titel hat er sich mit den Dallas Mavericks hart erarbeitet. Dazu gratuliere ich im Namen des gesamten deutschen Sports aufs Herzlichste.“

Michael Schumacher (siebenmaliger Formel-1-Weltmeister): „Ich habe mich total gefreut, als ich davon hörte. So viele Jahre hat er darauf gewartet, es muss ein tolles Gefühl sein. Irgendwie habe ich immer mitgefiebert und auch, wenn ich das Spiel jetzt nicht sehen konnte: Gratulation, große Sache! Er hat sich diesen Erfolg hart erkämpft und wirklich verdient.“

Joachim Löw (Fußball-Bundestrainer): „Er hat eine herausragende Leistung vollbracht, vor der ich großen Respekt habe. Er ist von jeher ein Ausnahmekönner und einer der Top-Athleten Deutschlands, der mit großem spielerischen Können seine Fans fasziniert und mit seiner mentalen Stärke immer seinen Weg gegangen ist. Der Titelgewinn ist nun das i-Tüpfelchen seiner beeindruckenden Basketball-Karriere in den USA.“

Mavericks-Teamkollege Jason Terry: „Er hat gespielt, wie noch nie jemand. Wie er das Team mitgezogen hatte, war phänomenal. Ich bin sehr glücklich, ein Teil davon zu sein. Dirk hat eine gewaltige Entschlossenheit. Er kommt jeden Tag zum Team und bereitet sich jeden Tag akribisch vor. Trotzdem bekommt er noch nicht die Wertschätzung, die er verdient. Das, was er mit seiner Größe und Statur macht, hat man zuvor noch nicht gesehen. Was ihn ihm Vergleich zu anderen Jahren unterscheidet: Er hat dafür gesorgt, dass seine Teamkollegen besser werden. Er hat uns alle auf ein anderes Level gehoben. Das macht einen Superstar aus.“

Ex-Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar: „Ich habe geweint. Das war so ergreifend und unglaublich, in welcher Art und Weise er das gemacht hat. Wenn es ein Vorbild gibt im Sport, dann ist es dieser Mann. Er ist im Augenblick neben Sebastian Vettel vielleicht noch der größte deutsche Sportler. Das war ein Sieg des Sports über die Arroganz. Ich glaube, das respektiert auch die ganze Welt. Wenn er jetzt noch die EM spielen würde, wäre das die Krönung für den deutschen Basketball. Ich persönlich glaube es aber nicht.“

NBA-Legende Earvin „Magic“ Johnson: „Er spielte wie Shaq (O'Neil) und im vierten Viertel wie Michael Jordan. Wenn er Lunte riecht, ist er nicht zu stoppen. Es hieß, er sei weich. Streicht das, er ist nicht mehr weich. Es hieß, er könne nicht zum Korb ziehen. Streicht das, er zieht zum Korb. Jetzt ist er der NBA-Champion. Er ist ein Gewinner. Er hat mentale Stärke gezeigt wie noch niemand in der NBA.“

DFB-Präsident Theo Zwanziger: „Dieser Meistertitel ist die vorläufige und verdiente Krönung der einzigartigen Karriere von Dirk Nowitzki. Er hat in den vergangenen Jahren nicht nur sportliche Höchstleistungen gebracht, sondern dank seiner freundlichen und bodenständigen Art auch gesellschaftspolitisch viel für das Ansehen deutscher Sportler in den USA getan. Auch deshalb ist er für mich einer der größten deutschen Sportler aller Zeiten.“

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel: „Seine Leistung wird in Deutschland zu wenig honoriert. Sie ist absolut außergewöhnlich.“

Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal: „Würzburg gratuliert dem „Flying Deutschman“ Dirk Nowitzki zu seinem Meistertitel. (...) Dirk selbst hat sich mit seiner Leistung einen Platz unter den größten Basketballern aller Zeiten erspielt. Es ist die verdiente Krönung einer überragenden sportlichen Karriere. Würzburg gratuliert von ganzem Herzen seinem berühmten Korbjäger.“

Ingo Weiss (Präsident des Deutschen Basketball-Bundes DBB): „Wahnsinn. Einfach unglaublich. Ein einzigartiger Erfolg für Dirk und sein Team! Ich habe bei allen Spielen mitgezittert und freue mich sehr für unseren Nationalspieler. Niemand hat den Titel so sehr verdient, wie er. Wir freuen uns schon jetzt unseren NBA-Meister Dirk Nowitzki in Deutschland live wieder zu sehen.“

Steffen Hamann (Nationalmannschaftskapitän): „Großartig! Ich freue mich wahnsinnig für Dirk - wenn es einer verdient hat, die Meisterschaft zu gewinnen, dann er. Auch heute hat er nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder großartig gespielt. Ich freue mich schon sehr auf den Sommer mit ihm!“

Jan Pommer (Geschäftsführer der Basketball Bundesliga BBL): „Chapeau! Mit dem Gewinn des NBA-Titels reiht sich Dirk Nowitzki endgültig in die Riege der großen deutschen Sport-Idole ein. Für den deutschen Basketball-Nachwuchs ist er ein Vorbild in jeder Hinsicht. Wir können uns glücklich schätzen, einen Ausnahmespieler wie ihn demnächst wieder im Nationaltrikot sehen zu dürfen.“

Nicolas Grundmann (Geschäftsführer der 2. Basketball-Bundesliga): „Dirk Nowitzki ist einer der größten Sportler aller Zeiten. Es freut mich ungemein, dass er seinen Traum vom NBA-Titel verwirklichen konnte, er ist ein Vorbild für jeden Basketballer.“