Dirk Nowitzki hat NBA-Geschichte geschrieben. Als erster deutscher Spieler gewann er den Titel. Für Dallas war es ebenfalls der erste Erfolg.

Miami/Würzburg. Basketballprofi Dirk Nowitzki hat vielen in seiner Heimatstadt Würzburg in der Nacht von Sonntag auf Montag buchstäblich den Schlaf geraubt. Über 1.000 Fans verfolgten den ersten NBA-Sieg seines Teams – der Dallas Mavericks – in Sportbars, nach dem 105:95-Sieg gegen Miami Heat wurden andere am frühen Morgen durch die Siegesgesänge auf den Straßen und hupende Autos in der Innenstadt geweckt. Nach Angaben der Polizei feierten rund 200 Menschen den Erfolg. „Das war ein bisschen WM-Fieber“, kommentierte ein Sprecher.

In seiner ehemaligen Schule, dem Röntgengymnasium, standen schon vor der Öffnung der Cafeteria über 100 Menschen um Mitternacht vor der Türe und warteten gespannt. Als um 00.30 Uhr die Pforten aufgingen, war ähnlich wie in vielen Kneipen schon bald kein Platz mehr zu bekommen. Was Klaus Pernecker, den ersten Profitrainer Nowitzkis bei der damaligen DJK s.Oliver Würzburg, sichtlich wunderte: „Ich hätte mir nicht vorstellen können, dass so viele kommen. Dirk macht die Würzburger Nacht zum Tag.“

Zusammen mit Niko Weber, Mitglied der Schulleitung des Röntgengymnasiums, hatte er die Übertragung via Live-Stream kurzfristig auf die Beine gestellt. „Das war ganz spontan und unser Direktor Hans Reinfelder hat die Idee auch unterstützt“, sagte Weber. Er konnte den gewaltigen Zustrom gar nicht fassen: „Das ist der Wahnsinn.“

Als ihr Liebling sich erstmals beim Aufwärmen zeigte, brandete Jubel in der stickigen Cafeteria auf. Im Spiel selbst lief es für den 32-Jährigen jedoch zunächst nicht überragend. Ihm unterliefen einige Fehlwürfe, erst beim Stand von 11:20 versenkte er den ersten Zweier.

Doch dank der überragenden Teamleistung drehten die Mavericks den Spieß um und zogen mit 40:28 davon, was die Fans mit frenetischem Jubel feierten. Bei Halbzeit führte das Team von Nowitzki mit 53:51 und zu Beginn des dritten Viertels schien auch der 32-Jährige seine Treffsicherheit zurückgewonnen zu haben und traf zwei der ersten drei Würfe. So schraubten die Mavericks unter dem Johlen der über 200 Fans in der Cafeteria das Ergebnis nach dem dritten Viertel hoch auf 81:72.

Das vierte dominierte der 2,13 m große Würzburger, machte zehn seiner insgesamt 21 Punkte. Nach dem Korbleger zum 103:92 standen die Zuschauer und sangen „Oh wie ist das schön“. Ähnlichen Jubel hatte es zuletzt nur bei den deutschen Spielen während der Fußball-Weltmeisterschaft in Würzburg gegeben. Der eine oder andere hatte von den Siegesgesängen schon fast keine Stimme mehr, wie etwa Johannes Roth aus Würzburg. „Er hat so lange darauf hingearbeitet und dann hat es doch geklappt“, kommentierte er den ersten NBA-Titel Nowitzkis. Dass Nowitzki nicht wie in den vorherigen Spielen brillierte, trübte die Freude nicht: „Dafür war er in den gesamten Finals einfach super.“

Riesenbegeisterung herrschte auch bei Klaus Pernecker über den Titelgewinn seines früheren Schützlings, der auch noch zum besten Akteur der Finalspiele gekürt wurde: „Ich hatte damals nicht die Vorstellung, dass es einmal so weit gehen könnte.“ Auf die Frage, ob es jetzt einen Autokorso geben werde, meinte er augenzwinkernd: „Ich glaube, ich werde mal hupen.“

Dies taten die Fans eine Querstraße neben Nowitzkis früherer Schule um kurz nach 05.00 Uhr ausgiebig. Vor einer Sportbar, wo während des Spiels die Menschen bis auf die Straße gestanden hatten, feierten die Anhänger den NBA-Titel ihres Idols mit „Diiiirk Nowitzki“-Rufen.

Und es jubelten nicht nur Würzburger. Rainer Schmid kam mit einer Gruppe aus Erlangen, Nürnberg und Ansbach extra zum sechsten und letztlich entscheidenden Spiel an den Main. Sicher hätte man die Partie auch zu Hause ansehen können, räumte der Mann im blauen Nowitzki-Dress mit der Nummer 41, ein. „Aber was wären wir für Fans, wenn wir nicht hierher in seine Geburtsstadt kommen würden? Und wir haben es nicht bereut.“ (dapd/abendblatt.de)

+++ Hier können Sie das Spiel Liveticker nachlesen +++

Stimmen zum NBA-Titelgewinn von Dirk Nowitzki

Thomas Bach (Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes): „Dirk Nowitzki ist einer der Most Valuable Players des deutschen Sports, ein echter Weltstar und ein exzellenter Botschafter für unser Land. Das hat er schon als Fahnenträger bei den Olympischen Spielen 2008 in Peking bewiesen. Er überragt nicht nur auf dem Spielfeld sondern auch außerhalb. Er lebt die olympischen Werte wie kaum ein Zweiter und findet in besonderer Weise Zugang zu jungen Menschen, für die er ein großes Vorbild ist. Dirk Nowitzki verbindet Teamfähigkeit mit Erfolg. Diesen NBA-Titel hat er sich mit den Dallas Mavericks hart erarbeitet. Dazu gratuliere ich im Namen des gesamten deutschen Sports aufs Herzlichste.“

Michael Schumacher (siebenmaliger Formel-1-Weltmeister): „Ich habe mich total gefreut, als ich davon hörte. So viele Jahre hat er darauf gewartet, es muss ein tolles Gefühl sein. Irgendwie habe ich immer mitgefiebert und auch, wenn ich das Spiel jetzt nicht sehen konnte: Gratulation, große Sache! Er hat sich diesen Erfolg hart erkämpft und wirklich verdient.“

Joachim Löw (Fußball-Bundestrainer): „Er hat eine herausragende Leistung vollbracht, vor der ich großen Respekt habe. Er ist von jeher ein Ausnahmekönner und einer der Top-Athleten Deutschlands, der mit großem spielerischen Können seine Fans fasziniert und mit seiner mentalen Stärke immer seinen Weg gegangen ist. Der Titelgewinn ist nun das i-Tüpfelchen seiner beeindruckenden Basketball-Karriere in den USA.“

Mavericks-Teamkollege Jason Terry: „Er hat gespielt, wie noch nie jemand. Wie er das Team mitgezogen hatte, war phänomenal. Ich bin sehr glücklich, ein Teil davon zu sein. Dirk hat eine gewaltige Entschlossenheit. Er kommt jeden Tag zum Team und bereitet sich jeden Tag akribisch vor. Trotzdem bekommt er noch nicht die Wertschätzung, die er verdient. Das, was er mit seiner Größe und Statur macht, hat man zuvor noch nicht gesehen. Was ihn ihm Vergleich zu anderen Jahren unterscheidet: Er hat dafür gesorgt, dass seine Teamkollegen besser werden. Er hat uns alle auf ein anderes Level gehoben. Das macht einen Superstar aus.“

Ex-Handball-Nationalspieler Stefan Kretzschmar: „Ich habe geweint. Das war so ergreifend und unglaublich, in welcher Art und Weise er das gemacht hat. Wenn es ein Vorbild gibt im Sport, dann ist es dieser Mann. Er ist im Augenblick neben Sebastian Vettel vielleicht noch der größte deutsche Sportler. Das war ein Sieg des Sports über die Arroganz. Ich glaube, das respektiert auch die ganze Welt. Wenn er jetzt noch die EM spielen würde, wäre das die Krönung für den deutschen Basketball. Ich persönlich glaube es aber nicht.“

NBA-Legende Earvin „Magic“ Johnson: „Er spielte wie Shaq (O'Neil) und im vierten Viertel wie Michael Jordan. Wenn er Lunte riecht, ist er nicht zu stoppen. Es hieß, er sei weich. Streicht das, er ist nicht mehr weich. Es hieß, er könne nicht zum Korb ziehen. Streicht das, er zieht zum Korb. Jetzt ist er der NBA-Champion. Er ist ein Gewinner. Er hat mentale Stärke gezeigt wie noch niemand in der NBA.“

DFB-Präsident Theo Zwanziger: „Dieser Meistertitel ist die vorläufige und verdiente Krönung der einzigartigen Karriere von Dirk Nowitzki. Er hat in den vergangenen Jahren nicht nur sportliche Höchstleistungen gebracht, sondern dank seiner freundlichen und bodenständigen Art auch gesellschaftspolitisch viel für das Ansehen deutscher Sportler in den USA getan. Auch deshalb ist er für mich einer der größten deutschen Sportler aller Zeiten.“

Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel: „Seine Leistung wird in Deutschland zu wenig honoriert. Sie ist absolut außergewöhnlich.“

Würzburgs Oberbürgermeister Georg Rosenthal: „Würzburg gratuliert dem „Flying Deutschman“ Dirk Nowitzki zu seinem Meistertitel. (...) Dirk selbst hat sich mit seiner Leistung einen Platz unter den größten Basketballern aller Zeiten erspielt. Es ist die verdiente Krönung einer überragenden sportlichen Karriere. Würzburg gratuliert von ganzem Herzen seinem berühmten Korbjäger.“

Ingo Weiss (Präsident des Deutschen Basketball-Bundes DBB): „Wahnsinn. Einfach unglaublich. Ein einzigartiger Erfolg für Dirk und sein Team! Ich habe bei allen Spielen mitgezittert und freue mich sehr für unseren Nationalspieler. Niemand hat den Titel so sehr verdient, wie er. Wir freuen uns schon jetzt unseren NBA-Meister Dirk Nowitzki in Deutschland live wieder zu sehen.“

Steffen Hamann (Nationalmannschaftskapitän): „Großartig! Ich freue mich wahnsinnig für Dirk - wenn es einer verdient hat, die Meisterschaft zu gewinnen, dann er. Auch heute hat er nach anfänglichen Schwierigkeiten wieder großartig gespielt. Ich freue mich schon sehr auf den Sommer mit ihm!“

Jan Pommer (Geschäftsführer der Basketball Bundesliga BBL): „Chapeau! Mit dem Gewinn des NBA-Titels reiht sich Dirk Nowitzki endgültig in die Riege der großen deutschen Sport-Idole ein. Für den deutschen Basketball-Nachwuchs ist er ein Vorbild in jeder Hinsicht. Wir können uns glücklich schätzen, einen Ausnahmespieler wie ihn demnächst wieder im Nationaltrikot sehen zu dürfen.“

Nicolas Grundmann (Geschäftsführer der 2. Basketball-Bundesliga): „Dirk Nowitzki ist einer der größten Sportler aller Zeiten. Es freut mich ungemein, dass er seinen Traum vom NBA-Titel verwirklichen konnte, er ist ein Vorbild für jeden Basketballer.“