Dirk Nowitzki hat es geschafft: Mit seinem Team, den Dallas Mavericks, gewann der Würzburger in der Nacht den Titel der NBA gegen die Miami Heat. Mehr als zehn Jahre hat das “German Wonderkind“ auf den Titel warten müssen. Nun ist Nowitzki der erste deutsche Basketballer, der den Titel gewinnt und macht sich damit unsterblich. Nach dem Spiel musste der Würzburger vor Glück weinen.

Miami/München. Deutschland hat einen neuen Supersportler und die USA eine neue Basketball-Legende - Dirk Nowitzki endlich den lang ersehnten Titel. In der Nacht zu Montag gewann der Würzburger mit seinem Team, den Dallas Mavericks die Meisterschaft in der NBA, der besten Basketball-Liga der Welt. Das "German Wonderkind", wie Dirk Nowitzki in den USA bewundert wird, war tief berührt. Kurz nach dem phänomenalen Sieg über die Miami Heats im NBA-Finale sagte der "weiche Riese": "Ich habe erst mal eine Minute gebraucht für mich selber, war ein bisschen emotional, habe ein bisschen geheult.“ Nowitzki erklärte im champagnergetränkten Meisterschafts-T-Shirt und mit Champions-Basecap: "Ich wollte kurz für mich allein sein, war in der Dusche in der Umkleide.“ Kurze Zeit später fasste sich Nowitzki aber und feierte überschwänglich mit seinen Mitspieler den ersten NBA-Meistertitel auf dem Parkett. Mit 105:95 gewannen die Dallas Mavericks bei den Miami Heat und holten den ersten Titel für die "Mavs".

Zur Meisterschaft kam dann für Dirk Nowitzki noch der Titel des wertvollsten Spielers (MVP) der Finalserie hinzu, der von der Legende Bill Russel unter dem Jubel der zahlreichen Mavericks-Fans übereicht wurde.

Dirk Nowitzki ist nach 13 Jahren und 1117 Spielen in der besten Basketball-Liga der Welt endlich am Ziel. Dagegen musste Miamis Superstar LeBron James bereits seine zweite Finalniederlage nach 2007 einstecken. Dirk Nowitzki aber ist ab sofort ein Topstar mit Titel. Er könne es noch gar nicht in Worte fassen, was dieser Erfolg jetzt bedeute. "Aber das kann uns nie mehr einer nehmen, die Meisterschaft im Jahr 2010/11 gehört für immer den Dallas Mavericks“, meinte der 32-Jährige.

Dwyane Wade betonte: "Dirk hat unglaublich gespielt und aus der Final-Niederlage 2006 gelernt. Er ist fraglos ein großartiger Spieler und jetzt auch ein Champion, Gratulation." Vor fünf Jahren hatte er mit Miami Nowitzki in den Endspielen noch eine bittere Niederlage zugefügt. Doch das ist jetzt alles vorbei, vergessen, Vergangenheit.

Aber nicht nur in Miami wurde kräftig gefeiert. Auch daheim in Dallas bejubelten Hunderttausende den Titel. 18.000 hatten die Partie im American Airlines Center verfolgt, viele andere in Bars. "Simply Mav-elous“ (einfach fantastisch), titelten die "Dallas Morning News“ auf ihrer ersten Seite der Montagausgabe und zeigten einen ausgelassen jubelnden Nowitzki.

Auch Jason Terry und Jason Kidd atmeten erleichtert auf. Terry war 2006 beim Final-Kollaps der Mavericks noch dabei, der 38-jährige Kidd hatte 2002 und 2003 die Endspiele mit den New Jersey Nets verloren. "Ein Traum ist wahr geworden. Das ist alles noch so unwirklich“, sagte Terry. Der "Jet“ flog im wichtigsten Match der Saison zur Höchstform, war mit 27 Punkten bester Mavericks-Werfer. "Er hat im vierten Viertel sogar zu mir gesagt: 'Denk an 06, das Ding holen wir uns heute.'“, sagte Nowitzki.

Der Deutsche erlebte indes eine "rabenschwarze erste Halbzeit“, kam nur auf drei Zähler und traf nur einen seiner zwölf Würfe. Dennoch führte Dallas mit 53:51, und Fußball-Nationalspieler Arne Friedrich war auf der Tribüne überzeugt, "wenn Dirk seine Form findet, schaffen es die Mavericks“. Nowitzki traf anschließend wie gewohnt, kam insgesamt auf 21 Punkte, zehn davon im Schlussabschnitt. Zudem spielte J.J. Barea (15 Zähler) groß auf und Ersatzmann DeShawn Stevenson trug drei ganz wichtige Dreier bei.

Noch ist unklar, wann es die traditionelle Meisterparade in Dallas geben wird. Mavericks-Besitzer Mark Cuban hat jedoch angekündigt, dass er den Triumphzug vom Rathaus zur Arena finanzieren werde. "Ich denke, es ist nicht richtig, dass die Stadt dafür aufkommen muss. Deshalb werde ich das bezahlen – also, lasst uns einfach Spaß haben“, meinte Cuban.

Nowitzkis Weg zur Legende

In nur einer Saison hat Dirk Nowitzki in den USA sein Verlierer-Image abgelegt und sich gleichzeitig in die Riege mit den ganz großen Namen seines Sports katapultiert. Er sei "einer der größten Basketballer aller Zeiten“, adelte ihn Lakers-Legende Earvin "Magic“ Johnson vor kurzem. Und Bostons dreifacher Champion Larry Bird meinte sogar, es sei eine Ehre für ihn mit dem Deutschen verglichen zu werden – nicht etwa umgekehrt.

Mit dem ersten Meistertitel in der nordamerikanischen Profiliga NBA hat sich Nowitzki mit seinen Dallas Mavericks den zweiten großen Traum erfüllt. "Ich habe zwei Ziele in meiner Karriere: einmal an Olympischen Spielen teilnehmen und den Meisterring in der NBA“, hatte der 2,13-Meter-Hüne in den vergangenen Jahren immer wieder gesagt.

Die Olympia-Teilnahme gelang ihm vor drei Jahren in Peking, wo er die deutsche Delegation bei der Eröffnungsfeier sogar als Fahnenträger anführen durfte. Als die Qualifikation für Olympia perfekt war, ging Nowitzki mit einem Handtuch über dem Kopf weinend vor Glück in die Kabine. Und auch nach dem entscheidenden 105:95 der "Mavs“ in Miami brauchte er einige Momente für sich alleine, bevor er die Meistertrophäe und den Pokal als wertvollster Spieler (MVP) der Finalserie in die Höhe stemmte.

2006 war er schon einmal nah am Titel: Auch damals ging es gegen Miami Heat – doch Dallas und Nowitzki gingen nach einer 2:0-Führung noch 2:4 unter. Als "zu weich“ wurde "Dirkules“ bezeichnet. Er sei keiner, der eine Mannschaft führt. Nowitzki hat seine Kritiker nun endgültig widerlegt, er ist der Kopf der Mavericks und wird in Dallas verehrt wie kein anderer.

Während er individuelle Auszeichnungen sammelte, waren die Mannschaftserfolge bislang rar gesät: Mit dem Nationalteam gewann er WM-Bronze 2002 und EM-Silber 2005. Er drohte sich in die Liste der Legenden Charles Barkley, John Stockton, Karl Malone, Patrick Ewing und Elgin Baylor einzureihen, die nie den NBA-Titel gewinnen konnten.

Nowitzki ist ein Superstar ohne Allüren, ein Teamplayer in Dallas und der DBB-Auswahl. Er verzichtete im vergangenen Sommer für seinen neuen Vierjahresvertrag auf 16 Millionen Dollar, damit sich die Texaner verstärken konnten. Als vor zwei Jahren publik wurde, dass seine damalige Freundin Crystal Taylor eine Kriminelle war, litt der zurückhaltende Deutsche Höllenqualen. Wochenlang tauchte er in den Klatschspalten auf.

Der NBA-Titel ist der sportliche Höhepunkt in seiner Karriere, die er als Zehnjähriger in der Schulmannschaft des Würzburger Röntgen-Gymnasiums begann. Fünf Jahre später entdeckte Ex-Nationalspieler und Mentor Holger Geschwindner, der den Aufstieg seines Zöglings in den Basketball-Olymp in Miami mit feuchten Augen auf der Tribüne verfolgte, das Talent und förderte ihn.

1997 absolvierte Nowitzki als Zweitligaspieler sein erstes Länderspiel, im Folgejahr sicherten sich die Milwaukee Bucks im NBA-Draft die Rechte an dem „German Wonderkind“, tauschten ihn aber mit dem im Mai gestorbenen Robert Traylor nach Dallas.

Einige Jahre vor dem Gang in die USA war Nowitzki noch die Bundesliga-Tauglichkeit abgesprochen worden. „Was wollen Sie denn mit dem Zündblatt?“, hatte ein Funktionär des Bundesligisten Steiner Bayreuth gesagt, als ihm geraten wurde, das Talent zu sichten.

(abendblatt.de/dpa)

Lesen Sie hier das spannende Finale und den Sieg der Dallas Mavericks über die Miami Heat im Liveticker noch einmal nach:

Miami Heat - Dallas Mavericks 95:105

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48. Minute : Abpfiff! Unbeschreiblicher Jubel bei den Mavericks und Nowitzki.

48. Minute : Die Entscheidung! Nowitzki trifft aus dem Feld und macht alles klar!

47. Minute: Noch 1:30 zu spielen, neun Punkte Vorsprung - das sollte reichen! Nowitzki glänzt bei Rebounds, sonst eher nicht.

46. Minute: Das könnte es gewesen sein: Nowitzki trifft und erhöht auf zehn Zähler Vorsprung!

45. Minute: Terry trifft nicht mehr ganz so souverän, dennoch hat er bereits 25 Punkte erzielt.

43. Minute : 24 Fouls für die Mavs, nur 12 für die Heat. Auszeit von Dallas.

43. Minute : Nowitzki trifft mal wieder - 13 Punkte auf seinem Konto. Und gleich nochmal: 15 Punkte.

41. Minute : Miami traf von der Freiwurf-Linie bisher nur 58 Prozent, das ist erschütternd. Dallas hat 11 von 23 Dreiern getroffen, das ist eine starke Quote.

41. Minute: Und gleich noch eine Auszeit. Nowitzki hat jetzt neun Rebounds geholt, das ist sehr ordentlich.

40. Minute: Auszeit von Miami. Acht Punkte liegt Dallas vorne. Das könnte reichen.

37. Minute : Das letzte Viertel läuft. Nowitzki wieder dabei, doch erneut wirft er einige Fahrkarten

36. Minute : Drittes Viertel vorbei!

33. Minute: Nowitzki geht wieder auf die Bank. Elf Punkte sind seine Ausbeute bis hierhin.

32. Minute: Endlich! Nowitzkis erster Dreier sorgt wieder für eine Sechs-Punkte-Führung.

31. Minute: Wieder verwirft der Deutsche einen Dreier.

29. Minute: Nowitzki jetzt schon mit drei Fouls.

27. Minute : Time-Out von Miami. Nowitzki hat sich einiges vorgenommen, hat jetzt immerhin sieben Punkte. Doch weiter verwirft er einige Bälle.

25. Minute: Erster Korb im dritten Viertel durch Nowitzki!

24. Minute: Nowitzkis Bilanz ist ernüchternd: 1 von 12 Würfe aus dem Feld, 0 von 3 Dreiern, insgesamt nur drei Punkte. Immerhin holte er fünf Defensiv-Rebounds. Jason Terry ist mit Abstand bester Werfer mit 19 Punkten.

24. Minute: Halbzeit!

21. Minute: Jason Terry sei Dank - die Mavs führen wieder. 17 Punkte schon vom Texaner.

20. Minute : Immerhin ein Freiwurf-Erfolg für den Deutschen. Drei Punkte nun insgesamt.

19. Minute: Nowitzkis Bilanz bisher: 1 von 7 aus dem Feld, 0 von 2 Dreiern. Miserabel.

18. Minute : Schon wieder ein Time-Out der Mavs. 14:0 Punkte in den letzten Minuten für Miami. Es gab leichtes Gerangel in der Spielfeldmitte.

17. Minute: Nowitzki holt den vierten Rebound und ist damit auf diesem Gebiet immerhin an der Spitze.

16. Minute: Sieben Punkte in Folge jetzt von Miami. Auszeit der Mavs.

15. Minute: Dallas kommt immer besser in Schwung. Stevenson baut die Führung aus. Nowitzki ist wieder auf dem Feld, kommt aber weiter nicht ins Spiel. Auszeit von Miami

12. Minute: Abpfiff des ersten Viertels!

11. Minute: Dallas hat die Partie gedreht! Vor allem Terry trifft wie er will.

9. Minute : Erste Führung der Gäste nach einem Dreier!

8. Minute : Auch Miami nimmt sich eine Auszeit. Maverick Jason Terry hat nur eine Minute gebraucht, um mit fünf Punkten Top-Scorer der Gäste zu werden.

8. Minute: Nowitzki muss vom Feld. Bisher nur zwei Punkte und zwei Rebounds für den Würzburger.

7. Minute : Endlich die ersten Punkte von Dirkules! Zum 13:20 - bitter nötig.

6. Minute: LeBron James ist derzeit der Mann der Stunde. Neun Punkte gelangen dem Miami-Akteur bisher schon. Dallas nimmt schon die erste Auszeit.

6. Minute : Nowitzki weiterhin ohne Punkte. Immerhin holte er einen Rebound.

4. Minute: Miami ist von Beginn an in Front, Nowitzki trat noch nicht sonderlich in Erscheinung.

1. Minute: Anpfiff! Die Mavericks beginnen mit Kidd, Barea, Marion, Chandler und Nowitzki. Bei Miami starten Chalmers, Wade, James, Anthony und Bosh.

Vor dem Spiel: Vor dem wichtigsten Spiel seiner NBA-Karriere lässt sich Dirk Nowitzki durchs nichts ablenken. Die Psycho-Spielchen der Miami-Stars LeBron James und Dwyane Wade nimmt er gelassen. Im sechsten Finalspiel will der Würzburger die richtige Antwort geben.

Die Mavericks müssen jedoch ihre immer wiederkehrenden Reboundprobleme in den Griff bekommen. Durch die Zonenverteidigung und das tiefe Absinken in der Verteidigung sind die Mavericks oft zu spät bei den Leuten, die sich ausblocken sollen. Diese Schwäche kostete die Mavs um ein Haar Spiel fünf – trotz Quoten von 56,5 Prozent aus dem Feld und 68,4 Prozent von der Dreierlinie reichte es nicht zu einem klaren Sieg.Zudem muss der Angriff wieder so effizient agieren wie in den vergangenen beiden Spielen. Dallas darf aber im Habfeld nicht mehr so unter Druck geraten wie in den ersten beiden Partien.