Nach der Entlassung von Felix Magath auf Schalke und der Kündigung des Trainers kommen immer mehr Details über die Hintergründe ans Licht.

Gelsenkirchen. Die Entlassung von Felix Magath als Trainer, Manager und Vorstand beim FC Schalke 04 wird immer verstrickter. Nachdem der wegen seiner autoritären Methoden umstrittene Erfolgsgoach am Mittwochmorgen von seinen Aufgaben bei den Königsblauen entbunden wurde, kündigte Magath wenige Stunden später selbst. Was ihn zu diesem Schritt bewog, war zunächst unklar. Auf seinen Anspruch auf Abfindung hat der 57-Jährige damit zumindest nicht verzichtet. Das stellte Magath im Gespräch mit dem Fachmagazin "Kicker" klar. „Mein Vertrag beinhaltet ein Sonderkündigungsrecht, das ich unter diesen Umständen nutzen konnte“, sagte Magath. Der Abfindungsanspruch bleibe unberührt.

Beim Verein, der seinerseits Magath gekündigt hatte, sieht man dies offensichtlich anders. „Unsere Erklärung, dass es sehr gute Gründe für unsere Kündigung gibt, ist mit Bedacht gewählt. Durch das Verhalten von Felix Magath fühlen wir uns bestätigt und stellen fest, dass er keine Ansprüche mehr gegen Schalke 04 hat“, sagte der Aufsichtsratschef Clemens Tönnies.

Magath konterte, er sei „von einem Schuldeingeständnis ganz weit entfernt. Ich habe mir nämlich nichts zuschulden kommen lassen.“ Der Vertrag des Trainers, Managers und Vorstandsmitglieds war ursprünglich bis 2013 datiert. Magaths Gehalt bis zum Vertragsende würde geschätzt zwölf Millionen Euro betragen. Nach Informationen des Sportinformationsdienstes hat Magath ein Sonderkündigungsrecht für den Fall, dass er als Vorstand abberufen wird. Dann hätte er Anspruch auf große Teile seines ausstehenden Gehalts.

Am Dienstagnachmittag teilte Magaths Medienanwalt Ralf Höcker mit, dass sein Mandant die "unberechtigte und unwirksame Abberufung" als Vorstand zum Anlass genommen habe, seinen Anstellungsvertrag mit sofortiger Wirkung zu kündigen. "Herr Magath hat dem Verein die Kündigung bereits schriftlich erklärt", sagte Höcker. Magath selbst ließ erklären: "Ich bedauere sehr, dass meine erfolgreiche Tätigkeit für Schalke 04 ein solch unschönes Ende nehmen muss."

Magaths Management- und Vorstandsaufgaben übernehmen Horst Heldt (Vorstand Sport und Kommunikation) und Peter Peters (Finanzen, Organisation und Marketing).

Magath hatte, wie aus seinem Umfeld zu erfahren war, schon seit Saisonbeginn Nadelstiche aus Richtung Aufsichtsrat gespürt. Jetzt wird ihm vorgeworfen, bei Transfers mit einem Volumen von mehr als 300.000 Euro nicht die erforderliche Genehmigung des Aufsichtsrats eingeholt zu haben. Magath bestreitet das. Die jüngsten Auseinandersetzungen hatte es um Magaths Ablehnung eines Wechsels des Schalker Torwarts Manuel Neuer zu Bayern München gegeben.

Bei Mannschaft und Fans hielten sich Befürworter und Gegner des Trainers zuletzt die Waage. (sid/abendblatt.de)

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Ein Experiment ist gescheitert

Jetzt ist getrennt, was nie zusammengehörte. Felix Magath und der Fußball-Club Schalke 04 - das war eine gewagte Verbindung, die eigentlich nur ein Ziel hatte: die Königsblauen aus Gelsenkirchen wieder in den Kreis der Großen zu führen und möglichst mit dem Meistertitel zu krönen. Magaths Methoden, die seit Jahren ebenso erfolgreich wie umstritten sind, waren dem mächtigen Aufsichtsrat und Geldgeber Clemens Tönnies bekannt. Beide wussten: Wenn Schalke die Meisterschale erobert, würden die Fans ihrem Trainer ein Denkmal setzen.

So weit wird es nicht mehr kommen. Zwar sind die sportlichen Erfolge - im Vorjahr Vizemeister, in dieser Saison letzte deutsche Mannschaft in der Champions League und mutmaßlich DFB-Pokalsieger - auf halber Strecke des magathschen Vierjahresplans sehr ordentlich. Doch war das Verhältnis zwischen Multitasker Magath und seinem Oberkontrolleur hoffnungslos zerrüttet. Tönnies bekam Angst vor der eigenen Courage und fand plötzlich zu wenig Schalke bei seinem leitenden Angestellten wieder. Der wiederum sieht sich als Opfer einer Mobbingkampagne.

Als Grund für die Trennung nannte der Aufsichtsrat allein nicht näher definierte wirtschaftliche Verfehlungen. Eine schwammige Formel, die den Manager und Vorstand Magath beschädigt, den Trainer Magath aber nicht. Der wird weiter in der Bundesliga arbeiten können, wenn auch kaum mit dieser Machtfülle. Das Schalker Experiment ist gescheitert und hat nur Verlierer hervorgebracht. Bis auf einen: die international erfolgreichste deutsche Mannschaft.