Gelsenkirchen. Um 10.38 Uhr war gestern das Kapitel Felix Magath bei Schalke 04 beendet. Der Trainer wurde auch von seinen Posten als Manager und Vorstandsmitglied des Gelsenkirchener Traditionsklubs entbunden. Eine Teilnahme an der entscheidenden Aufsichtsratssitzung hätte aus Magaths Sicht "keinen Sinn" gemacht. Das Training übernimmt zunächst der bisherige Co-Trainer Seppo Eichkorn, Ralf Rangnick wurde als Magath-Nachfolger noch nicht bestätigt.

"Aus Sicht des FC Schalke 04 gibt es sehr gute Gründe für diese Trennung", sagte Aufsichtsratschef Clemens Tönnies, lehnte aber nähere Angaben wegen möglicherweise bevorstehender juristischer Auseinandersetzungen ab. "Kaiser und Könige sind gestorben, aber beim FC Schalke wird immer noch Fußball gespielt", sagte er nur.

Am Nachmittag teilte Magaths Medienanwalt Ralf Höcker mit, dass sein Mandant die "unberechtigte und unwirksame Abberufung" als Vorstand zum Anlass genommen habe, seinen Anstellungsvertrag mit sofortiger Wirkung zu kündigen. "Herr Magath hat dem Verein die Kündigung bereits schriftlich erklärt", sagte Höcker. Magath selbst ließ erklären: "Ich bedauere sehr, dass meine erfolgreiche Tätigkeit für Schalke 04 ein solch unschönes Ende nehmen muss." Die Kündigung könnte bedeuten, dass Magath auf den Rest seines Zwölf-Millionen-Gehalts bis 2013 verzichtet.

Magaths Management- und Vorstandsaufgaben übernehmen Horst Heldt (Vorstand Sport und Kommunikation) und Peter Peters (Finanzen, Organisation und Marketing).

Magath hatte, wie aus seinem Umfeld zu erfahren war, schon seit Saisonbeginn Nadelstiche aus Richtung Aufsichtsrat gespürt. Jetzt wird ihm vorgeworfen, bei Transfers mit einem Volumen von mehr als 300 000 Euro nicht die erforderliche Genehmigung des Aufsichtsrats eingeholt zu haben. Magath bestreitet das. Die jüngsten Auseinandersetzungen hatte es um Magaths Ablehnung eines Wechsels des Schalker Torwarts Manuel Neuer zu Bayern München gegeben.

Bei Mannschaft und Fans hielten sich Befürworter und Gegner des Trainers zuletzt die Waage.

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Ein Experiment ist gescheitert

Jetzt ist getrennt, was nie zusammengehörte. Felix Magath und der Fußball-Club Schalke 04 - das war eine gewagte Verbindung, die eigentlich nur ein Ziel hatte: die Königsblauen aus Gelsenkirchen wieder in den Kreis der Großen zu führen und möglichst mit dem Meistertitel zu krönen. Magaths Methoden, die seit Jahren ebenso erfolgreich wie umstritten sind, waren dem mächtigen Aufsichtsrat und Geldgeber Clemens Tönnies bekannt. Beide wussten: Wenn Schalke die Meisterschale erobert, würden die Fans ihrem Trainer ein Denkmal setzen.

So weit wird es nicht mehr kommen. Zwar sind die sportlichen Erfolge - im Vorjahr Vizemeister, in dieser Saison letzte deutsche Mannschaft in der Champions League und mutmaßlich DFB-Pokalsieger - auf halber Strecke des magathschen Vierjahresplans sehr ordentlich. Doch war das Verhältnis zwischen Multitasker Magath und seinem Oberkontrolleur hoffnungslos zerrüttet. Tönnies bekam Angst vor der eigenen Courage und fand plötzlich zu wenig Schalke bei seinem leitenden Angestellten wieder. Der wiederum sieht sich als Opfer einer Mobbingkampagne.

Als Grund für die Trennung nannte der Aufsichtsrat allein nicht näher definierte wirtschaftliche Verfehlungen. Eine schwammige Formel, die den Manager und Vorstand Magath beschädigt, den Trainer Magath aber nicht. Der wird weiter in der Bundesliga arbeiten können, wenn auch kaum mit dieser Machtfülle. Das Schalker Experiment ist gescheitert und hat nur Verlierer hervorgebracht. Bis auf einen: die international erfolgreichste deutsche Mannschaft.