Am Mittwoch kämpft Magath vor dem Aufsichtsrat um zwölf Millionen Abfindung. Seine Entlassung als Trainer, Manager und Vorstand ist sicher.

Gelsenkirchen. Der Showdown wurde gründlich vorbereitet, die finale Schlammschlacht zwischen Fußball-Bundesligist Schalke 04 und Felix Magath kann steigen: Dass „Felix allmächtig“ nach der Sitzung am Mittwochmorgen nicht mehr Trainer und Manager des Traditionsklubs sein wird, scheint sicher, doch die Trennung ist nicht nur wegen der sportlichen Erfolge brisant. Mit dem Vorwurf, nicht satzungsgemäß gehandelt zu haben, will Schalke einen großen Teil der zwölf Millionen Euro Gehalt, die dem Coach noch zustehen sollen, sparen. Magath ist natürlich nicht gewillt, auf einen Cent zu verzichten.

Stellen wird er sich der außerordentlichen Sitzung um 9.00 Uhr in der Schalker Arena aber auf jeden Fall. „Ich stehe am Mittwoch auf der Matte. Ich will hören, was man mir vorhält“, sagte der 57-Jährige der "Bild-Zeitung": „Ich habe mir nichts vorzuwerfen und mich immer an die Regeln gehalten. Diese Vorwürfe müssen bewiesen werden.“ Magath soll angeblich Transfers mit einem Volumen von mehr als 300.000 Euro nicht in allen Fällen zur Absegnung vorgelegt haben.

Am trainingsfreien Dienstag wurde hinter verschlossenen Türen in Gelsenkirchen heftig diskutiert. Beide Seiten arbeiteten verbissen an ihren Strategien, die Telefondrähte glühten. Eine erwartete öffentliche Mitteilung von Magath, der sich mit mehreren Anwälten berät, blieb zunächst aus, auch von Vereinsseite wurde beharrlich auf den Mittwoch verwiesen.

Die Volksseele auf Schalke kocht dagegen weiter. Die Schalker Fans scheinen sich mehr und mehr in Magath-Gegner und Magath-Befürworter zu spalten, in den Fanforen gibt es hitzige Wortgefechte. Am Dienstagmittag wollten sich Fans für eine Demonstration gegen Klub-Chef Clemens Tönnies vor der Schalker Geschäftsstelle treffen, nachdem eine Pro-Magath-Kundgebung am Samstag mangels Teilnehmern kurzfristig abgesagt wurde.

Die Demonstranten werfen Tönnies unter anderem vor, nur auf die Empfindungen der im Dachverband organisierten Fans zu hören, Schalke droht auch im Fanlager mehr und mehr eine Zerreißprobe. Die Organisatorin der Demonstration erklärte, es „sei äußerst hinterlistig von einem Herrn Tönnies und seinen Kollegen“ auf den Satzungsbruch zu verweisen, da man „weder sportlich noch atmosphärisch argumentieren kann“.

Im Internet bildet sich inzwischen aber eine deutliche Sympathie-Mehrheit für Magath, der die Schalker nach der Vize-Meisterschaft im Vorjahr nun ins DFB-Pokalfinale und ins Viertelfinale der Champions League führte. Seine Facebook-Seite zählt mit rund 175.000 Befürwortern inzwischen sogar mehr als die Schalke-Page (167.000).

Auch um seine Zukunft wird sich der Wolfsburger Meistermacher von 2009, der in Gelsenkirchen noch einen Vertrag bis 2013 besitzt, keine Sorgen machen müssen. Schon jetzt stehen zahlreiche Interessenten in den Startlöchern. Die Wahl seines nächsten Arbeitgebers wird aber ebenso spannend wie die Frage nach seinem Nachfolger. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Otto Rehhagel - der in seinen Umgangsformen nicht gerade als Gegenentwurf zu Magath gilt - bis zum Saisonende einspringen könnte.

Ob der 72 Jahre alte Europameister-Coach Griechenlands von 2004, mit 820 Spielen als Bundesliga-Trainer Rekordhalter, nach mehr als zehn Jahren noch einmal ein Comeback auf einer deutschen Trainerbank geben wird, hängt wohl von Ralf Rangnick ab. Der frühere Hoffenheimer, der sich nach seiner umstrittenen Entlassung

2005 mit einer ebenso umstrittenen Ehrenrunde verabschiedet hatte, könnte sich für eine Rückkehr offenbar doch vorstellen, schon vor der Sommerpause wieder einzusteigen. Rangnick hatte stets betont, dass sein „Herz an Schalke hängt“.

Das Prozedere für die außerordentliche Aufsichtsratssitzung am Mittwoch, deren einziger Tagesordnungspunkt die Abberufung des Vorstandsmitgliedes Felix Magath ist, ist jedoch klar. Erst legen die Klub-Bosse ihre Vorwürfe dar, dann darf Magath sich dazu äußern. Anschließend stimmen die elf Aufsichtsräte über eine Abberufung ab, benötigt wird eine Zwei-Drittel-Mehrheit. Erst wenn Magath kein Vorstandsmitglied mehr ist, dürfen die beiden anderen Vorstände Horst Heldt und Peter Peters die Entlassung des Trainers Magath vollziehen.