Weil der Manager und Trainer mehrfach gegen die Satzung verstoßen haben soll, könnte Schalke nun die Abfindung sparen. Rehhagel steht wohl bereit.

Gelsenkirchen. Ausgesprochen ist das Ende der Ära Felix Magath beim FC Schalke 04 noch immer nicht. Dass es für den Manager und Coach keine Zukunft mehr in Gelsenkirchen gibt, ist klar. Der zerrütteten Ehe zwischen dem FC Schalke und Felix Magath droht nun eine schmutzige Scheidung. Zu dem von Vereinsboss Clemens Tönnies angekündigten „Gespräch unter Männern“ erschienen die „Alphatiere“ in juristischer Begleitung. Am Ende des gerade einmal halbstündigen Gesprächs am Sonntag in Düsseldorf hielten sich Magath und Tönnies mit Erklärungen zurück. „Der nächste Termin ist am Mittwoch, ansonsten gibt es nichts zu sagen“, kommentierte der Coach im „Kicker“.

Die außerordentliche Aufsichtsratssitzung zur Wochenmitte dürfte zum letzten Akt eines tagelangen Trauerspiels werden. Trotz des Einzugs der Mannschaft in das DFB-Pokalfinale und in das Viertelfinale der Champions League sind die Tage von Magath beim Revierklub gezählt. Nach Medieninformationen sollen nicht nur sportliche oder atmosphärische Gründe, sondern auch Satzungsverstöße von Magath für die bevorstehende Trennung ausschlaggebend sein. Die Vorwürfe sind brisant: Demnach soll es Magath versäumt haben, sich die in der Satzung festgeschriebene Genehmigung für diverse Transfers mit Kosten über 300.000 Euro eingeholt zu haben. Sollten sich diese Anschuldigungen bestätigen, könnte der finanziell angeschlagene Revierklub geschätzte Abfindungskosten in Höhe von zwölf Millionen Euro für den im Sommer 2009 eingestellten und damals mit einem Vertrag bis 2013 ausgestatteten Coach einsparen.

Noch auf der Jahreshauptversammlung im Mai 2010 hatte Magath den Wunsch nach größeren finanziellen Spielräumen geäußert. Doch zu seiner großen Verärgerung war der Versuch, eine entsprechende Satzungsänderung zu erwirken, am Votum der Mitglieder gescheitert. Pikant: Damals schloss sich Aufsichtsratschef Tönnies den Argumenten des Trainers an. Angesichts der sich nun zuspitzenden Auseinandersetzung erscheint es höchst unwahrscheinlich, dass Magath bis zum Saisonende bleibt. Viele Beobachter gehen davon aus, dass schon am kommenden Sonntag beim Spiel in Leverkusen ein Anderer auf der Trainerbank Platz nimmt.

Als Kandidat wird Otto Rehhagel gehandelt, mit dem sich Schalke-Vorstand Horst Heldt am Freitag getroffen haben soll. Der 72 Jahre alte Fußball-Veteran und Tönnies-Freund gilt aber nur als Interimslösung bis Saisonende. Die Sehnsucht nach dem Meistertitel und nach mehr Harmonie im Verein bestimmt die Suche nach einer großen Lösung. Für die kommende Spielzeit liebäugelt der Verein mit einem Chefcoach, der weniger polarisiert als Magath. Als Favorit gilt Ralf Rangnick, der es in seiner ersten Amtszeit in Gelsenkirchen zwischen September 2004 und Dezember 2005 auf einen beachtlichen Punkteschnitt von 2,00 gebracht hatte. Die umjubelte und vieldiskutierte Ehrenrunde kurz vor seinem letzten Heimspiel „auf“ Schalke gegen den FSV Mainz, mit der sich Rangnick den Unmut der damaligen Vereinsführung zuzog, ist vielen Fans noch in bester Erinnerung. (dpa)