Aus Mangel an Gelegenheiten blieb die Bundesliga offenbar verschont. Das sagte “Wettpate“ Marijo C. vor dem Landgericht.

Bochum. Offenbar keine Verschiebungen in Deutschlands höchster Spielklasse, geplant waren sie jedoch schon. Die Fußball-Bundesliga ist vom Wettskandal wohl nicht erfasst worden. Dies erklärte der noch nicht angeklagte „Wettpate“ Marijo C. am Montag vor dem Bochumer Landgericht. „Wenn es sich ergeben hätte, wäre mit Sicherheit auch die Bundesliga dran gewesen“, sagte der 35-Jährige. Die Bestechungsgelder für die Profis hätten allerdings sehr hoch sein müssen. Unterdessen hat das Gericht den Weg für eine weitere Haftentlassung freigemacht. Der angeklagte Ex-Fußballer Kristian S. kann gegen 10.000 Euro Kaution das Gefängnis sofort verlassen.

Nach Angaben von Staatsanwalt Andreas Bachmann stehen inzwischen 312 Fußballspiele unter Manipulationsverdacht. Betroffen sind Liga- und Pokalspiele, WM-Qualifikations- und Europa-League-Spiele. Die vier in Bochum angeklagten mutmaßlichen Wettbetrüger sollen an der Verschiebung von mehr als 30 Spielen beteiligt gewesen sein. Drei von ihnen sind weitgehend geständig und können Weihnachten zu Hause feiern. Der vierte Angeklagte bleibt dagegen in Untersuchungshaft.

Selbst A-Jugendliche sollen von der Wettmafia hohe Geldbeträge für die Manipulation von Spielen erhalten haben. Einem U 19-Spieler von Arminia Bielefeld sollen nach Angaben eines der vier Angeklagten 6500 Euro für eine Niederlage gegen den VfL Bochum gezahlt worden sein. Die Partie war im Oktober 2009 mit 4:0 für Bochum ausgegangen. Vor dem Punktspiel gegen die A-Jugend von Schalke 04 seien den manipulationswilligen Bielefelder Kickern sogar 15.000 Euro versprochen worden.

Skrupel hatten die Wettbetrüger offenbar nicht. Dass es sich um jugendliche Nachwuchsspieler gehandelt hat, wurde nie thematisiert. „Das habe ich einfach so hingenommen“, sagte Marijo C. Um nicht abgehört zu werden, seien viele der konspirativen Telefonate über das Internet geführt worden. Schließlich sei es um Spielmanipulationen gegangen, erklärte der 35 Jahre alte Zeuge. „Wir wollten ja nicht im Knast landen.“

Nur eine Frage konnte er den Richtern nicht beantworten: Warum kommen auffällig viele mutmaßlich korrupte Spieler aus dem ehemaligen Jugoslawien? Die Antwort von Marijo C.: „Das muss Zufall sein. Vielleicht sind die anderen aber auch nicht ermittelt worden.“ Um weitere Details zu erfahren, überlegen die Richter nun, Spieler der Vereine Bayern Alzenau, SC Verl und der ehemaligen U 19 von Arminia Bielefeld in den Zeugenstand zu rufen.

Der Prozess vor der 13. Strafkammer wird am 5. Januar mit der Vernehmung von Ante Sapina fortgesetzt. Sapina war 2005 bereits in den Schiedsrichter-Skandal um Robert Hoyzer verwickelt und gilt auch im aktuellen Betrugsprozess als Nummer eins der Wettbetrüger.