Der mutmaßliche Haupttäter sagte vor Gericht, Cichon sei zu Zweitligazeiten beim VfL Osnabrück bestechlich gewesen.

Bochum. Im Prozess um den größten Wettskandal im europäischen Fußball hat der mutmaßliche Haupttäter Marijo C. den ehemaligen Bundesliga-Spieler Thomas Cichon schwer belastet. „Er wollte 100.000 Euro haben“, berichtete der 35-Jährige, der von der Staatsanwaltschaft zusammen mit Ante S. als „Kernperson“ des Skandals bezeichnet wird. Er habe Cichon in Osnabrück getroffen, bei dem Gespräch sei es konkret um Manipulationen der Spiele des Zweitligisten VfL Osnabrück gegangen.

„Cichon hat gesagt: Bei Abendspielen ist eine Manipulation leichter möglich, weil der damalige Torhüter Andreas Wessels dann Probleme mit den Augen hat“, erklärte Marijo C.. Neben Cichon habe er sich auch mit dem damaligen Osnabrücker Profi Marcel Schuon getroffen. Beide Spieler seien bestechlich gewesen: „Sie sind zu den Treffen gekommen, um über Spielmanipulation zu sprechen. Man musste sie nicht überreden. Sie haben ganz genau gewusst, um was es geht.“

Cichon, der derzeit bei den Moroka Swallows in Südafrika spielt, bestreitet, an Manipulationen beteiligt gewesen zu sein. Der geständige Schuon ist vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) für 33 Monate gesperrt worden. Cichon, der bislang nur vom DFB vernommen wurde, muss nun mit weiteren Ermittlungen des Verbandes und einer möglichen Sperre rechnen. Marijo C. sagte am neunten Verhandlungstag vor dem Bochumer Landgericht als Zeuge aus. Gegen ihn will die Staatsanwaltschaft Anfang 2011 Anklage erheben. „Gegen ihn liegen 160 Vorwürfe vor, 60 Fälle sind richtig konkret“, sagte Staatsanwalt Andreas Bachmann.

Zuvor hatte der dritte Angeklagte ein Geständnis abgelegt. Der 35-jährige Stevan R. gab über seine Verteidiger zu, in drei Fällen an der Manipulation von Spielen beteiligt gewesen zu sein. Zudem gab der Serbe an, bei einer weiteren Partie sei eine Manipulation verabredet, aber nicht durchgeführt worden. Außerdem habe er Kenntnisse von einer weiteren Spielmanipulation, an der er selbst aber nicht beteiligt gewesen sei.

Betroffen sind die Regionalliga-Spiele von Bayern Alzenau gegen SC Freiburg II, den VfR Aalen und die Stuttgarter Kickers sowie das U19-Spiel zwischen Schalke 04 und Arminia Bielefeld. Nicht beteiligt sei er an der Manipulation der Regionalliga-Partie Borussia Mönchengladbach II gegen SC Verl gewesen. Zuvor hatten bereits die Beschuldigten Nürettin G. und Tuna A. Geständnisse abgelegt, daraufhin waren sie am Dienstag auf Kaution freigelassen worden. Nürettin G. hatte Cichon bereits schwer belastet. Die insgesamt vier Angeklagten sollen 32 Spiele in Deutschland und dem europäischen Ausland manipuliert und hohe Beträge darauf gewettet haben.