Der Präsident von Olympique Lyon, Schalkes Gegner in der Champions League, wirft den Knappen vor, mit “ungleichen Waffen anzutreten“.

Köln. Eigentlich wollte Felix Magath endlich einmal seine Ruhe haben. Als der Trainer von Schalke 04 am Dienstagmorgen auf einem völlig verschneiten Platz bei klirrender Kälte zum Training bat und Teil drei seiner Strafmaßnahmen verkündete, wusste er noch nicht, dass sich im Laufe des Tages eine ganz andere Baustelle öffnen würde: Der Präsident von Olympique Lyon wirft den Königsblauen ziemlich offen Doping vor.

„Man sieht, dass die Spieler nicht immer mit den gleichen Waffen antreten“, sagte Jean-Michel Aulas in einem Interview für das klubeigene OL TV am Dienstag - sechs Tage nach dem 0:3 auf Schalke in der Champions League. „Ich weiß nicht, welche Vorbereitung sie gehabt haben“, sagte Aulas zudem, „aber ihre physische Qualität war beeindruckend. Sie waren nicht wiederzuerkennen, alle liefen viel schneller und länger als im Hinspiel.“ Das brisante Fazit des Präsidenten: „Sie waren uns dermaßen überlegen, dass es schon ein bisschen zu viel war.“

In der französischen Fachpresse - unter anderem der renommierten L'Equipe und dem Magazin France Football - führten Aulas' Aussagen zu Schlagzeilen wie „OL-Boss klagt Schalke wegen Dopings an“. Aulas fühlte sich augenscheinlich an das Halbfinal-Rückspiel der Vorsaison gegen den deutschen Rekordmeister Bayern München (0:3) erinnert. Damals hatte der OL-Präsident anschließend über Stürmer Ivica Olic, der alle drei Tore erzielte, gespottet: „Ich würde ihn gerne mal an einem Tag mit einer Dopingkontrolle sehen.“

Die Schalker Verantwortlichen waren am Nachmittag zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Vielleicht, weil ohnehin schon genug Unruhe herrscht. Felix Magath kehrt weiterhin mit eisernem Besen. Der 57-Jährige suspendierte US-Nationalspieler Jermaine Jones, WM-Teilnehmer Hans Sarpei und Alexander Baumjohann und verbannte das Trio zur Reserve in die Regionalliga. Als erste Strafen für das 0:5 beim 1. FC Kaiserslautern hatte Magath den Winterurlaub für die Spieler zusammengekürzt und die morgendlichen Einheiten auf 9 Uhr vorgezogen.

Die neueste Maßnahme begründete Magath kurz und knapp. „Bei Jermaine Jones hat mir seine Spielauffassung nicht gefallen, bei den anderen beiden Spielern die Trainingsauffassung“, sagte er. Die Aussortierten müssen nun mindestens bis zur Winterpause mit der zweiten Mannschaft trainieren. Alle anderen hatten aber am Dienstag auch kein Vergnügen - sie erschienen in kurzen Hosen, es war lausig kalt.

Felix Magath schlägt derzeit also um sich, was allerdings nichts daran ändert, dass der einst fast allmächtige Trainer auf Schalke angezählt wird. Noch in dieser Woche muss er bei Aufsichtsratschef Clemens Tönnies zum Rapport antreten . Ursprünglich sollte das Gespräch schon stattgefunden haben, es wurde aber verschoben.

Magath sieht seine Situation mit der Gelassenheit eines Meistertrainers. „Ich wackle nicht, ich zittere“, witzelte er und verwies auf das winterliche Wetter. Er werde, sagte Magath, sich diese Saison nicht schlechtreden lassen. Schlechtreden muss man allerdings die Situation in der Liga auch gar nicht: Es genügt ein Blick auf die Tabelle.

Im DFB-Pokal und in der Champions League haben die Schalker ihre Ziele mit dem Einzug ins Achtelfinale dagegen bislang erreicht. Auch wenn die Konkurrenz die Legalität der Mittel anzweifelt.