Nach der 0:5-Packung bei Lautern ist auf Schalke der Frust zurück. Vereinsboss Tönnies stellt die Arbeit von Magath auf den Prüfstand.

Gelsenkirchen. Nur wenige Tage nach dem glanzvollen 3:0-Sieg in der Champions League gegen den französischen Vizemeister Olympique Lyon und dem damit verbundenen Einzug in das Achtelfinale ist beim FC Schalke 04 wieder der triste Ligaalltag eingekehrt. Der Glaube an die Zauberkraft des einst als „Magier“ gefeierten Trainer Felix Magath hat am Wochenende gelitten. Nach der 0:5-Schlappe beim 1. FC Kaiserslautern scheint auch die Geduld von Vereinsboss Clemens Tönnies gewichen. Erzürnt über den Rückfall des Teams in überwunden geglaubte Zeiten bestellte der Aufsichtsratschef den bisher allmächtigen Fußball-Lehrer zum Rapport. „Ich bin erschüttert. Der Trainer und Manager muss uns jetzt erklären und darstellen, wie wir da wieder rauskommen. Wir müssen nun Tacheles reden“, giftete Tönnies in der „Bild“ (Montag-Ausgabe).

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Das von Tönnies für Dienstag angekündigte Gespräch, an dem neben Magath angeblich auch die Vorstandsmitglieder Horst Heldt und Peter Peters teilnehmen sollen, gilt angesichts der bedenklichen Lage als Krisengipfel. Die Art und Weise, wie die Mannschaft in Kaiserslautern ihren zuletzt mühsam aufgebauten Kredit binnen weniger Minuten verspielte, sorgte bei Tönnies für Fassungslosigkeit: „Die ganze Euphorie der Champions League von einem Aufsteiger zerschlagen, das ist der Hammer.“

Noch steht Magath nach Aussagen von Tönnies nicht zur Disposition: „Darüber reden wir nicht. Wir sprechen über die Leistung der Mannschaft.“ Dennoch gerät die bisherige Vereinsphilosophie, nahezu ausschließlich auf die Kompetenz des ehemaligen Wolfsburger Meistermachers zu setzen und ihn mit großer Machtfülle auszustatten, mehr und mehr ins Wanken. Mit deutlichen Worten rief Tönnies die eigentliche Zielsetzung in Erinnerung: „Ich hatte und habe an Felix Magath eine viel höhere Erwartung als den Klassenerhalt.“

Trotz der „Magath-raus“-Rufe einiger Fans im Anschluss an das 0:5 verschwendet der Coach keinen Gedanken an einen Rückzug. „Warum sollte ich aufgeben? Jeder hat gegen Lyon gesehen, was in der Mannschaft steckt“, sagte er der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Montag-Ausgabe). Gleichwohl scheint Magath den Glauben an einen noch zu Saisonbeginn als Minimalziel ausgegebenen Europapokal-Platz aufgegeben zu haben. Erstmals sprach er vom Abstiegskampf: „Wir müssen jetzt begreifen, dass wir im Abstiegskampf stecken – das hätte ich selbst nie gedacht.“

In altbekannter Manier hat Magath bereits am Wochenende auf den schwachen Auftritt seiner Mannschaft reagiert. Bis auf fünf Tage strich er seinen Profis den Winterurlaub zusammen. Das Training am Dienstag sollte bereits um 9.00 Uhr beginnen – und damit eine Stunde früher als gewöhnlich. Zudem gab er die Termine für das Trainingslager bekannt. Vom 5. bis 14. Januar will er das Team in Belek (Türkei) auf die Rückrunde vorbereiten. „Wir müssen mehr arbeiten und trainieren“, kündigte „Hardliner“ Magath an – zum Schrecken seiner Spieler.