Der Red-Bull-Pilot Sebastian Vettel fällt mit Motorschaden beim ersten Formel-1-Grand-Prix in Südkorea aus. Ist der WM-Traum jetzt geplatzt? Alonso gewinnt.

Hamburg/Yeongam. Firmenbosse sehen es gern, wenn ihre Angestellten sich mit dem Unternehmen identifizieren, dessen Image sie bei ihren öffentlichen Auftritten verkörpern. Insofern ist der österreichische Dosenhersteller, der Flügel verleihen will, womöglich nicht ganz unschuldig, wenn seine Fahrer zwei Rennen vor dem Ende der Formel-1-Saison ihre Titelchancen vergeigt haben: In seinem Logo hetzt Red Bull zwei Stiere aufeinander.

Zwar nahmen die Piloten Mark Webber und Sebastian Vettel die Vorgabe nicht mehr ganz so wörtlich wie noch in Istanbul, als sie sich gegenseitig von der Piste schossen. Und doch gab es im drittletzten Saisonrennen, dem Premieren-Grand-Prix von Südkorea, eine Nullrunde für die roten Bullen. Webber havarierte nach einem Dreher auf der verregneten Piste und musste seine WM-Führung kampflos abgeben. Zehn Runden vor Schluss machte der Renault-Motor seines führenden Kollegen Vettel schlapp. Von so vielen glücklichen Umständen begünstigt rauschte Fernando Alonso im Ferrari nicht nur in Südkorea, sondern auch im WM-Klassement an die Spitze.

In einem mehr als eine Stunde lang vom Safetycar beherrschten Rennen siegte Alonso vor dem Briten Lewis Hamilton im McLaren und seinem brasilianischen Teamkollegen Felipe Massa. "Das war eines der besten Rennen der Saison für uns", jubelte der Spanier nach seinem fünften Saisonerfolg, während einige Kollegen nach dem Chaos zu Beginn schon eine Absage des WM-Laufs gefordert hatten: "Beide Autos auf dem Podest ist eine fantastische Leistung."

Nachdem das Rennen wegen Regens erst verspätet gestartet und dann 17 Runden hinter dem Safetycar geführt worden war, drehte sich der bis dahin im WM-Ranking führende Webber in der 19. Runde plötzlich ("Das war ganz klar mein Fehler"), rutschte nach einem Fahrfehler in die Mauer und zurück quer über die Fahrbahn: "Mark hat dieses Jahr sehr wenige Fehler gemacht - heute ist er zu arg auf dem Randstein gefahren, hat dann das Heck verloren, und damit war er aus dem Rennen", klagte Teamchef Christian Horner.

Mercedes-Pilot Nico Rosberg konnte nicht mehr ausweichen. "Ich hätte gedacht, der bremst und bleibt in der Mauer hängen", klagte Rosberg, der bei seinem starken Auftritt sogar die Chance auf einen Podiumsplatz hatte. So kam Webber zwar als Erster ins Ziel, aber nur zu Fuß.

Sebastian Vettel war bis zehn Runden vor dem Ende auf Sieges- und Titelkurs. "Es ist bis zu dem Motorschaden perfekt gelaufen", sagte er. "Ich habe unter schwierigen Bedingungen versucht, bis zum Schluss Reifen zu schonen." Nun hat Vettel mit 25 Punkten Rückstand auf Alonso nur noch theoretische Titelchancen. Er muss in den letzten beiden Rennen auf mindestens einen Ausfall Alonsos hoffen. Nur Mark Webber kann aus dem Bullenstall mit zwei Siegen noch aus eigener Kraft Weltmeister werden. "Ich muss mir nichts auf die Kappe schreiben, ich habe alles richtig gemacht", sagte Vettel. Erst als die Flammen aus dem Heck seines Autos loderten, kämpfte Vettel wieder erfolgreich gegen die widerspenstige Mechanik: Er schnappte sich einen Feuerlöscher und bändigte den Brand.

Im Gesamtklassement erarbeitete sich Alonso einen Vorsprung von elf Punkten auf Webber und gar 21 auf Hamilton. Das scheint komfortabel, weil der Spanier, der zur Hälfte der Saison bereits abgeschlagen schien, sich nun im ersten Jahr bei Ferrari mit einem Sieg und einem dritten Platz den dritten Titel sichern könnte. Hinzu kommt, dass die Strecke beim nächsten Rennen in São Paulo traditionell Ferrari liegt.