Es war ein chaotisches Rennen, das am Ende nicht glücklich für die Red Bull-Piloten Webber und Vettel ausging. Alonso vor WM-Gewinn.

Yeongam. Feuerwehrmann Sebastian Vettel musste sein in Flammen stehendes Auto löschen, Glückspilz Fernando Alonso fuhr dagegen mit lauten „Avanti“-Rufen ins Ziel und lachte höhnisch: Bei der turbulenten Formel-1-Premiere von Südkorea sind die Titelhoffnungen Vettels buchstäblich in Rauch aufgegangen. Zehn Runden vor dem Ende des von ihm bis dahin klar diktierten Chaos-Rennens stiegen Flammen aus dem Heck seines Red-Bull-Renault, Vettel ergriff direkt nach dem Aussteigen einen Feuerlöscher und erstickte sie.

Den Sieg in dem nach starken Regenfällen erst verschobenen und dann unterbrochenen Lauf mit insgesamt 63 Safety-Car-Minuten erbte der Spanier Alonso, dessen schallendes Gelächter über den Boxenfunk klang, als wolle er die Konkurrenten auslachen. Mit 231 Punkten ist der dritte WM-Titel für den Ferrari-Piloten nun greifbar nahe, in den letzten beiden Rennen in Brasilien und Abu Dhabi reichen ein erster und ein dritter Platz, um sich unabhängig vom Abschneiden der Rivalen den Titel zu sichern.

Vettel fiel dagegen mit 206 Zählern hinter Webber und dem in Yeongam zweitplatzierten Lewis Hamilton im McLaren (210) auf Rang vier zurück und braucht nun fast schon ein Wunder, um noch jüngster Formel-1-Champion aller Zeiten zu werden. „Im Moment ist man natürlich enttäuscht, aber ich habe alles richtig gemacht und hatte den Rest des Feldes zu jeder Zeit im Griff“, sagte der 23-Jährige und fügte in Anspielung auf seine Serie von Pleiten, Pech und Pannen fast schon mit Galgenhumor hinzu: „Irgendwie ist das die Story des Jahres.“ Den Kampf um den Titel hat er aber noch nicht aufgegeben: „Es ist noch nicht vorbei. Man sieht ja, wie schnell etwas passieren kann. Wir haben immer noch die Chance, Weltmeister zu werden.“

Red-Bull-Teamchef Christian Horner versuchte, den Pech-Piloten zu trösten: „Ein Motorplatzer ist immer ganz großes Pech, der Rennsport kann grausam sein.“ Deutschland wartet schon seit Michael Schumachers Sieg in Shanghai am 1. Oktober 2006 und damit 1484 Tagen auf einen WM-Spitzenreiter.

Alonso wollte von einer Vorentscheidung im Titelrennen aber noch nichts wissen. „Es hat sich nichts geändert“, sagte er, nun wieder ganz der faire Sportsmann und gab zu: „Sebastian war ein bisschen schneller war. Ich hatte Glück, dass beide Red Bulls ausgeschieden sind. Aber das Glück gleicht sich innerhalb einer Saison aus.“

Webbers Aus nach einem Fahrfehler bei nahezu irregulären Bedingungen und einem Crash mit dem unschuldigen Nico Rosberg bereits zwei Runden nach dem endgültigen Start nach 17 Safety-Car-Runden war jedoch kein Pech. „Das war ganz klar mein Fehler“, sagte der 34-Jährige, nachdem er sich mit dem Roller hatte zurück ins Paddock fahren lassen und mit gesenktem Kopf in die Box gestapft war.

Rekordweltmeister Schumacher nutzte im 300. WM-Rennen von Mercedes das Chaos in Südkorea wie schon in Barcelona und Istanbul zu Rang vier und stellte sein bestes Ergebnis seit dem Comeback ein. Nick Heidfeld wurde Neunter und hat nach drei Rennen im Sauber-Ferrari sechs Punkte auf dem Konto. Nico Hülkenberg holte als Zehnter im Williams einen Punkt. Adrian Sutil im Force-India-Mercedes und der bis dahin gut gefahrene Timo Glock im Virgin schieden wie Vettel und Rosberg aus.

Nach den teilweise heftigen Regenfällen in der Nacht und am Morgen begann das Rennen mit zehn Minuten Verspätung, wurde dann nach drei Runden hinter dem Safety Car für 50 Minuten unterbrochen. Alonso sprach von „den schlimmsten Bedingungen, die ich je erlebt habe.“ Für Timo Glock war es ein „Blindflug“, er forderte eine Absage des Rennens. Das wurde aber erneut gestartet, 14 Runden lang führte das Saftey Car das Feld nochmal an.

Vor der 18. Runde ging es von der Strecke, einen weiteren Umlauf später war das Rennen für Webber und Rosberg beendet, schon wieder musste das Safety-Car für zehn Minuten auf die Strecke. Rosberg war sichtlich frustriert, er schien auf dem besten Weg zu einer Überraschung. „Das ist schade, das Podium war auf jeden Fall drin“, sagte der 25-Jährige.

Derweil nutzte Vettel als Führender den Vorteil der besten Sicht und baute seine Führung kontinuierlich aus. Er schien auf dem besten Weg zum Titel, bei einem Sieg hätten ein erster und vierter Platz in den letzten beiden Rennen gereicht. Um 17.40 Uhr Ortszeit folgte jedoch das mögliche Ende aller Titelträume.