Der 18-jährige Abwehrspieler Mathias Müller schaffte bei den UHC-Hockeyherren den Sprung aus der Jugend in das Bundesligateam.

Hamburg. Es kommt selten vor, dass Mathias Müller es nicht schafft, seine Konzentration auf ein anstehendes Hockeyspiel zu lenken. An diesem Wochenende hat der 18 Jahre alte Abwehrspieler des Uhlenhorster HC allerdings eine Ausrede, die jeder Trainer gelten lassen würde. Am Freitag fiel er durch seine praktische Fahrprüfung, und das Bundesligaspiel am heutigen Sonnabend (15 Uhr, Wesselblek) gegen den mit zwei Siegen überraschend stark gestarteten Aufsteiger Blau-Weiß Berlin geriet für ein paar Stunden in den Hintergrund.

Noch am Dienstag war unklar gewesen, ob Müller überhaupt für einen Einsatz infrage kommt. Ein grippaler Infekt fesselte ihn ans Bett, doch weil er weiß, dass der von Verletzungen gebeutelte Vizemeister auf seine Dienste kaum noch verzichten kann, kehrte er am Mittwoch wieder ins Training zurück und gab sein Okay für die Berlin-Partie. Es ist genau dieser Ehrgeiz, der aus dem UHC in den vergangenen Jahren eine der besten Mannschaften Europas hat werden lassen, und Müller ist ein Teil des Erfolgsgeheimnisses.

Der Abiturient, der am 4. Oktober bei der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Nienburg (Weser) seinen Grundwehrdienst antreten muss und danach in Hamburg Wirtschaftspsychologie studieren will, war im vergangenen Sommer zur Saisonvorbereitung des Bundesligakaders geladen worden, weil er sich durch gute Leistungen bei den Zweiten Herren angeboten hatte. "Vor eineinhalb Jahren kam es für mich nie infrage, bei den Ersten Herren mitzuspielen", erinnert er sich. Auf einmal stand er mit Idolen wie Carlos Nevado oder Moritz Fürste auf dem Platz, doch weil die sich nicht wie Stars gerierten, sondern ihn sofort in den Teamverbund aufnahmen, war das Lampenfieber schon nach wenigen Wochen verflogen.

Der U-21-Nationalspieler ist ein echtes UHC-Eigengewächs, er begann als Vierjähriger im Hockey-Kindergarten des Klubs, obwohl er - bis heute - mit seinen Eltern und Bruder Marius, 21, im Einzugsgebiet des Klipper THC in Wellingsbüttel lebte. "In der Schule war ich mit sechs Klipperanern in einer Klasse der einzige UHC-Spieler. Das war nicht immer witzig", sagt er. Das Familiäre, das den Klub mit der Eule im Wappen seit jeher auszeichnet, ließ ihn nie an einen Wechsel denken. "Wenn man nach wenigen Wochen nicht mehr darüber nachdenkt, mit wem man auf Reisen ein Zimmer teilen möchte, weil man sich mit allen super versteht, dann ist das doch das beste Zeichen, wie wohl man sich fühlt", sagt er.

Seinen Durchbruch schaffte der Außenverteidiger, der mit dem vom Berliner HC gekommenen Jonas Swiatek eine jung-dynamische Flügelzange bildet, über Ostern beim Achtel- und Viertelfinalturnier in der Euro Hockey League (EHL) in Rotterdam. Gegen Titelverteidiger Bloemendaal spielte er seinen Part so souverän, als sei er seit vielen Jahren nichts anderes gewohnt, obwohl er in der Hinrunde der Bundesliga meist nur Kurzeinsätze gehabt hatte. "Seitdem gehöre ich zum Stammpersonal. Das erste Jahr im Herrenbereich hat mir sehr viel gebracht. Ich würde mich nicht mehr als Lehrling bezeichnen, sondern gehöre der Gruppe an, die hinter den sechs Führungsspielern einzuordnen ist", sagt er selbstbewusst.

Der Ehrgeiz dieser Führungsspieler sei es, der das Team zu Höchstleistungen treibe. "Im Training darf sich keiner hängen lassen, das wird sofort erkannt und abgestraft. Diese Einstellung zeigen wir auch in den Spielen", sagt er. Dass Trainer Martin Schultze sich traue, jungen Spielern eine Chance zu geben, runde das Erfolgsgeheimnis ab. Wenn alle diese Chance so nutzen wie Mathias Müller, dann muss einem um den UHC nicht bange sein.