Die wegen Dopings gesperrte fünfmalige Olympiasiegerin im Eisschnellauf musste sich in psychologische Behandlung begeben.

Berlin. Die Karriere der fünfmaligen Olympiasiegerin Claudia Pechstein steht vor dem endgültigen Ende. Wie ihr Management am Montag in einer Presseerklärung mitteilte, hat die gesperrte Eisschnelllauf-Olympiasiegerin einen Nervenzusammenbruch erlitten und musste sich in psychologische Behandlung begeben.

Sie müsse eine Situation verarbeiten, die durch den jüngsten Entscheid des Präsidiums der Bundespolizei entstanden war. Ihr Arbeitgeber hatte den Antrag der Polizeihauptmeisterin abgelehnt, einen „Sonderurlaub unter Wegfall der Bezüge“ zu gestatten. „Mit einer solchen Ablehnung hatte sie nie und nimmer gerechnet, nachdem ihr die Bundespolizei diesen Schritt noch vor einigen Wochen selbst empfohlen hatte“, erklärte ihr Manager Ralf Grengel am Montag. „Jetzt aber von einem sofortigen Karriere-Ende auszugehen, wäre mit Sicherheit verfrüht“, sagte er. Pechstein hatte stets betont, dass allein sie es sein würde, die den Zeitpunkt ihres Karriereendes festlegen wird.

„Ein Wunsch auf Sonderurlaub unter Wegfall der Bezüge ist beamtenrechtlich nichts Außergewöhnliches und wird in sämtlichen Bereichen der Bundesverwaltung praktiziert“, erklärte Pechstein-Anwalt Alexander Friedhoff. „Eine solche Lösung wäre für alle Beteiligten das Beste gewesen. Das BMI hätte keine Steuergelder für die Bezahlung meiner Mandantin verwenden müssen, und Frau Pechstein hätte sich im Rahmen von selbst organisierten Trainingsmaßnahmen zielgerichtet auf ihr Comeback vorbereiten können“, erklärte Friedhoff weiter und kündigte an, dagegen Rechtsmittel einzulegen.

Dem Antrag Pechsteins vom 18. August 2010 war die öffentliche Aufforderung zum schnellstmöglichen Dienstantritt von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere vorausgegangen. Die Lösung des Sonderurlaubs stieß dabei beim Minister offensichtlich auf wenig Gegenliebe. De Maiziere hatte zudem auch infrage gestellt, ob Deutschlands erfolgreichste Winterolympionikin nach Ablauf ihrer Sperre überhaupt wieder in die Sportförderung des BMI aufgenommen wird.

Wie sehr de Maiziere nun auf das Karriere-Ende der wegen Dopings bis zum 8. Februar 2011 gesperrten Athletin drängt, geht nach Auffassung ihre Managements daraus hervor, dass für Pechstein in Absprache mit Sportmedizinern nun ein Plan erarbeitet wird, der sie zum Abtrainieren anhalten soll. Dass ihr das Karriere-Ende jetzt offensichtlich durch das „völlig unnötige, öffentliche Vorpreschen des Bundesinnenministers aufdiktiert werden sollte, sei definitiv zu viel für ihr strapaziertes Nervenkostüm gewesen, kritisierte Grengel. Extrem getroffen fühlte sich die Eisschnellläuferin durch den Vorwurf, es würden Steuergelder verschwendet, weil sie trotz ihrer Sperre nicht den Dienst als Polizeibeamtin erfüllen würde.

Pechstein erwartet weiter die für Mitte September avisierte Entscheidung des Schweizer Bundesgerichts im Revisionsverfahren. Für den Fall der erneuten Niederlage vor Gericht haben ihre Anwälte bereits den Gang vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg angekündigt.