Die große Party soll erst zum 66. im nächsten Jahr folgen. Mittlerweile ist ihm die Einschulung seiner Tochter wichtiger als der Fußball.

München. Auf diesen Tag angesprochen reagiert Beckenbauer in der ihm eigenen Art. „Na, 65 ist kein Alter“, sagte er mit Blick auf den Ehrentag. Bestenfalls „halbrund“ sei dieser Geburtstag, den er als TV-Experte im Fußball-Stadion bei der Partie seines FC Bayern gegen Werder Breme n „mit 70.000 Zuschauern“ feiern möchte. Die große eigene Party will er in einem Jahr folgen lassen, denn „mit 66 fängt ja das Leben erst an. Der 66. wird groß gefeiert – wenn ich da noch leb'.“ Fußball-, Werbe- und Medien-„Kaiser“, Weltmeister-Teamchef, WM- Macher – praktisch alles, was der am 11. September 1945 als Sohn eines Postbeamten in München-Giesing geborene Beckenbauer in seinem Leben anfasste, wurde zu Gold. „Beckenbauer ist der Einzige, der der PDS in Bayern ein Direktmandat verschaffen kann“, witzelte der Kabarettist Ottfried Fischer einmal. Und der einzige, der im ZDF-Sportstudio in der Feierlaune nach dem Meistertitel 1994 den Ball von einem gefüllten Weißbierglas aus in der Torwand versenkte.

Aber das Glück sei ihm auch nicht zugeflogen, behauptet der Familienvater. „Das Glück kommt nicht zum Fenster hereingeflogen. Du brauchst Fleiß und Durchhaltewillen. Das Glück muss man sich erarbeiten“, sagte Beckenbauer, der es künftig ein bisschen ruhiger angehen lassen will. Dinge wie die anstehende Einschulung von Töchterchen Francesca seien ohnehin viel wichtiger als der Fußball. Als Fußballer war der Welt- und Europameister einer der größten Kicker überhaupt. „Auf dem Platz hat ihn Intelligenz mehr ausgezeichnet als Kraft. Er war mehr ein brasilianischer als ein deutscher Fußballer“, sagte Pelé über den charismatischen Beckenbauer.

Den Erfolgen als Spieler folgten fast nahtlos die Siege als Trainer. Neben dem Brasilianer Mario Zagallo ist er der einzige, der dem WM-Titel als Kicker den als Trainer hinzufügte. 1990 in Italien führte er das Team um Lothar Matthäus, Rudi Völler und Jürgen Klinsmann zum Sieg. Aber den vielleicht größten Erfolg landete er in seiner Karriere als Sportfunktionär: Beckenbauer holte die Fußball-WM nach Deutschland – und setzte sich damit sein eigenes Denkmal. Unzählige Ehrungen aus München, Bayern und ganz Deutschland sind ihm schon zuteilgeworden, eigentlich zeichnete den Ehrendoktor der bulgarischen Sportakademie fast schon die ganze Welt aus. „Ich bin auch manchmal ausgezeichnet worden, obwohl ich nicht wusste warum“, sagte Beckenbauer mit der typischen Leichtigkeit.

+++ Zum Geburtstag will der Kaiser in den Schatten treten +++

Gemessen daran ist es etwas überraschend, dass es auch Dinge gibt, die selbst ihm ein bisschen unangenehm sind. Anlässlich seines 65. Geburtstags zeigt der Bezahlsender Sky, für den Beckenbauer als Experte arbeitet, am 11. September auf seinem Heimatkanal den Film „Libero“ aus dem Jahr 1973 – mit ihm als Darsteller. „Kann man das noch verbieten?“, fragte Beckenbauer augenzwinkernd, als bei der Ankündigung der Trailer gezeigt wurde, um gleich wieder alle Bedenken mit Humor zu überspielen. „Ich kann mich erinnern, der Film wurde für den Oscar vorgeschlagen. Leider ist er in der Endausscheidung durchgefallen.“

Einst versuchte sich Beckenbauer sogar als Sänger mit Liedern wie „Du bist das Glück“ oder „1:0 für die Liebe“. Als Komödiant würde Beckenbauer dagegen sicherlich Hallen füllen. Wenn er in seiner 15 Jahre langen Amtszeit als Bayern-Präsident mit frisch-frecher Art wie ein Showmaster durch die Jahreshauptversammlungen führte, hatte er immer die Lacher auf seiner Seite. „Ich habe noch nie eine große Rede gehalten. Ich habe immer nur gesagt, was mir gerade eingefallen ist“, betonte der 103-malige Nationalspieler. Nicht immer war das Heraussprudeln der Beckenbauer'schen Bemerkungen zur Freude des FC Bayern, dem der Libero überhaupt nur wegen einer spontanen Aktion beschert wurde. Denn 1958 wechselte der 13-Jährige nur deshalb zu den „Roten“ und nicht zum TSV 1860, weil ein„Löwen“-Spieler ihn zuvor geohrfeigt hatte.