Würden Konzerne wie Google oder Yahoo ernsthaft um die Bundesligarechte mitbieten, könnten sich die TV-Summen verdoppeln.

Berlin/Köln. Die Fernsehgelder erreichen jedes Jahr neue Rekordsummen, doch ein Ende der Fahnenstange scheint noch nicht erreicht: Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge will 50 Prozent mehr TV-Geld, doch Sponsoring-Experte Hartmut Zastrow hält sogar 100 Prozent für möglich. Trotz der Probleme beim defizitären Pay-TV-Sender Sky erwartet der Vorstand des Unternehmens Sport+Markt starke Zuwachsraten bei den nächsten Fernseh-Verträgen der Fußball-Bundesliga. „Es ist eine Frage der Zeit, dass die Googles und Yahoos im großen Stil bei der Live-Berichterstattung von Massensportarten wie Fußball mit TV-Sendern konkurrieren werden“, sagte Zastrow der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag.

Die meisten Vertreter der Bundesliga bangen mit Sky, dem größten Zahlmeister der 36 Profivereine. Der bis vor kurzem Premiere heißende Pay-TV-Sender ist noch immer ein Zuschuss-Geschäft. Doch Zastrow macht den Liga-Vertretern Mut. „Wenn Konzerne wie Google oder Yahoo ernsthaft um die Bundesligarechte mitbieten sollten, können sich die TV-Rechtesummen auch verdoppeln“, sagte der Sponsoring-Experte aus Köln. Er hält den Einstieg der Giganten für sehr wahrscheinlich, weil Internet und Fernsehen immer mehr verschmelzen. „Die mediale Verwertung von Sportrechten steht erneut vor dramatischen Veränderungen – und das zum Vorteil von Toprechte-Haltern wie der Bundesliga“, sagte der Unternehmer und Marktforscher.

Seine Erfahrung aus den vergangenen Jahrzehnten: „Immer wenn große, neue Fernsehakteure entstehen, ist es für ihre Etablierung essenziell, mit der Fußball-Bundesliga das absolute Toprecht zu haben.“ Beispiele sind der Einstieg der Privatsender RTL und Sat.1 sowie einst von Premiere. Durch das Wettbieten sind die Preise geradezu explodiert. 1988 gab es durch das Mitbieten von RTL eine Verdoppelung der Einnahmen auf rund 40 Millionen Mark und zwei Jahre später durch Premiere eine erneute Steigerung um 100 Prozent. Derzeit kassiert die Liga rund 1,65 Milliarden Euro für vier Jahre.

WATZKE KRITISIERT DIE VERTEILUNG DER FERNSEHGELDER

„Die Bundesliga war jeweils ein entscheidender Köder für den Zuschauer“, erklärte Zastrow:„Dafür wurden auch immer hohe strategische Preise gezahlt.“ Aber nicht stets gelang das Geschäft. Arena und zuvor tm3 versuchten, mit Fußballrechten den Markt zu erobern, scheiterten aber. Noch ist das Geschäft mit den Rechten für das Internet minimal, obwohl sie schon seit mehreren Jahren ein Teil der verschiedenen Pakete sind, die von der Deutschen Fußball Liga (DFL) für die Vereine lizenziert werden. Geschätzte 25 Millionen Euro zahlt die Deutsche Telekom derzeit pro Saison und vermarktet die bewegten Bilder unter „Liga total“. Geschätzte 100000 Kunden sind noch kein Massenmarkt.

Außerhalb Deutschlands sind die weltweiten Internet-Giganten bereits in der Testphase. Yahoo hat verschiedene Rechtepakete erworben, darunter in den USA für Basketball und Baseball sowie in England für die Premier League. Der Fußball-Bundesliga kann es nur recht sein, wenn sich die Entwicklung auch in Deutschland fortsetzt.