Real Madrid will Mesut Özil. Der Transfer hakt an der Ablösesumme. Kommt der Nationalspieler gegen Genua zum Einsatz, verliert er enorm an Wert.

Bremen. Spielt er oder geht er? Der Millionenpoker um Mesut Özil stellt den sportlichen Wert des Hinspiels der Champions-League-Qualifikation zwischen Werder Bremen und Sampdoria Genua am Mittwoch (20.45 Uhr/Sat.1 und im Liveticker auf abendblatt.de) komplett in den Schatten. Keine vorgetäuschte Verletzung, keine kuriose Krankheit: Trotz eines Wertverlustes von geschätzten sieben Millionen Euro soll Özil gegen die Italiener auflaufen. Ungeachtet des Transferpokers um den Nationalspieler setzt der Fußball-Bundesligist auf den von Real Madrid umworbenen Starspieler. Unmissverständlich sagte Klubchef Klaus Allofs zu einer möglichen Schonung Özils aus finanziellen Gründen: „Das wollen wir nicht.“ Ob der abwanderungswillige Mittelfeldregisseur tatsächlich aufläuft, wird erst mit Anpfiff klar sein. Aber selbst wenn er spielt, bleibt die Frage, wie der 21-Jährige den Wirbel verkraftet.

„Das kann den Spieler schon beeinflussen“, sagte Allofs zu den möglichen Auswirkungen. „Meine Sorgen sind, dass wir genügend Ruhe haben vor dem Spiel haben. Alle andere Dinge sind nebensächlich.“ Schließlich spielt Werder in den beiden Partien gegen Genua um verdammt viel Geld. „Es ist kein Geheimnis, dass es da um etwa 15 Millionen geht, die man in der Europa League eventuell auch mal verdienen kann, aber nur, wenn man ganz weit kommt“, sagte Allofs. „Aber das ist ohne Garantie.“ Daher würde Werder auch wohl einen Einsatz von Özil riskieren, obwohl er mit einem Einsatz gegen Sampdoria für keinen anderen Klub in der Champions League kicken dürfte und daher für einen Spitzenclub wie Real drastisch an Wert verlöre. „Wenn man Mesut für die Champions League haben will, dann muss man das vor Mittwoch entscheiden“, sagte Allofs. Dass Özil den Klub gebeten habe, gegen Sampdoria nicht spielen zu müssen, dementierte Allofs. „Das treibt seltsame Blüten“, sagte er zu entsprechenden Meldungen spanischer Sportblätter: „Was die wissen und behaupten, ist abenteuerlich.“ Özil selber schweigt seit Sonnabend.

Özils Vater Mustafa bestätigte in einem Interview mit der türkischen Tageszeitung Hürriyet am Dienstag, dass sein Sohn definitiv Richtung Real Madrid wechseln wird, lediglich der genaue Zeitpunkt steht offenbar noch nicht fest. „Wir haben versprochen, dass Mesut im nächsten Jahr zu Real wechselt, falls es in diesem Jahr nichts wird“, zitiert das Blatt Mustafa Özil. Wie Özil senior weiter erklärte, hätten er und sein Sohn dies Real-Präsident Florentino Perez bei einem gemeinsamen Besuch in Spanien versprochen.

Einigen Mitspielern geht der Wirbel inzwischen auf die Nerven. „Wir wollen wissen, was da jetzt abgeht“, forderte Torwart Tim Wiese: „Da muss endlich Klarheit rein. Das ist ja seit zwei Wochen ein großes Thema.“ Aaron Hunt, ein Freund von Özil, zeigte sich hingegen gelassener und sagte: „Ob da jetzt noch irgendeiner wechselt oder nicht, ist zweitrangig.“ Trainer Thomas Schaaf muss nun in der Mannschaft für Ruhe sorgen und zugleich zweigleisig planen. Dass Özil im ersten Training nach dem Pokalsieg gegen Rot Weiss Ahlen zeitweise in den B-Elf spielte, könnte ein Hinweis sein. Fehlen wird auf jeden Fall der verletzte Naldo.

Der Respekt vor den Italienern ist groß. „Sampdoria ist eigentlich das schwierigste Los“, sagte Nationalspieler Per Mertesacker. „Es wird ein richtig schwerer Brocken. An diesem Spiel hängt sehr viel dran, dies ist uns ja allen klar.“ Nur in der Champions League kann Werder das Geld erwirtschaften, um Spieler vom Kaliber Mertesacker auf Dauer zu bezahlen. Zweimal schon hat Werder den Sprung über die vorgeschalteten Spiele in die Gruppenphase mit den hohen Garantie-Einnahmen geschafft:2005 gegen Basel und zuletzt 2007 gegen Dinamo Zagreb. „So viele Spieler sind das nicht mehr aus dieser Mannschaft, aber natürlich hilft uns die internationale Erfahrung“, sagte Allofs: „Wir sind international erprobt, wir haben viele Nationalspieler. Insofern sind wir gut vorbereitet.“

Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen

Bremen: Wiese - Fritz, Mertesacker, Prödl, Pasanen - Frings, Bargfrede - Hunt, Özil - Pizarro, Hugo Almeida. - Trainer: Schaaf

Genua: Curci - Stankevicius, Lucchini, Gastaldello, Ziegler - Semioli, Palombo, Dessena, Mannini - Pazzini, Cassano. - Trainer: di Carlo

Schiedsrichter: Stephane Lannoy (Frankreich).