Der Ex-HSV-Star will nicht akzeptieren, dass er im Finale gegen Spanien, das Land seiner Großeltern und seines Arbeitgebers, auf der Bank Platz nehmen soll.

Johannesburg. Der kleine Engel Rafael van der Vaart schiebt vor dem WM-Finale teuflischen Frust. „Es ist ganz bitter, im Finale auf der Bank zu sitzen. Ich muss mich wohl damit abfinden, dass ich bei Oranje nie unumstritten sein werde. Dabei würde ich gegen Spanien natürlich gerne von Anfang an spielen. Schließlich kommen meine Großeltern aus Spanien, und ich stehe bei Real Madrid unter Vertrag“, sagte der niederländische Fußball-Nationalspieler vor dem WM-Endspiel gegen Europameister Spanien am Sonntag (20.30 Uhr/ZDF und Sky live) in Johannesburg. Seit dem Einzug der Niederlande in das Achtelfinale spielt der ehemalige Kapitän des Bundesligisten Hamburger SV nur noch als Joker eine Rolle. Bondscoach Bert van Marwijk setzt auf Wesley Sneijder und Arjen Robben - für einen weiteren offensiven Mittelfeldspieler ist deshalb kein Platz. Zudem hat der 27-Jährige bei den früheren Stars der Niederlande keine Lobby. Nach der trotz des 2:0-Erfolges enttäuschenden Leistung gegen Dänemark zum Turnier-Auftakt hatte unter anderem der frühere Oranje-Star Ruud Gullit gefordert, van der Vaart aus der ersten Elf zu nehmen. „Selbst Gullit hat gesagt, dass Wesley Sneijder gegen Dänemark nur wegen mir nicht seine gewohnte Leistung zeigen konnte. Das geht wirklich zu weit“, sagte der Spanien-Legionär, der sich dennoch große Hoffnungen macht, im Finale gegen die Iberer als Joker eine spielentscheidende Rolle einnehmen zu können: „Ich werde geduldig sein und dem Team helfen, wenn ich gebraucht werde.“

Ein gefeierter Liebling war van der Vaart in seiner Heimat noch nie. Trotz aller technischer Fähigkeiten, 79 Länderspielen und seiner Model-Moderatoren-Fernsehstar-Frau Sylvie kommen andere vor ihm. Sneijder zum Beispiel. Oder Robben. Bondscoach van Marwijk, der in Dirk Kuyt, Ryan Babel und dem vom HSV umworbenen Ibrahim Afellay über weitere Hochkaräter in der Offensive verfügt, genießt die große Auswahl. „Wir haben zahlreiche Waffen, die wir vielseitig einsetzen können. In einem Turnier ist es wichtig, dass der Kader die nötige Tiefe hat“, meint der ehemalige Dortmunder Bundesliga-Trainer.

Van der Vaart kann sich mit der Reservistenrolle allerdings nur ganz schwer abfinden. „Ich bin 27 Jahre alt, habe bei Ajax, dem HSV und Real gespielt - das sind nicht die schlechtesten Adressen. Als Mittelfeldspieler habe ich insgesamt schon 135 Pflichtspieltore gemacht. Statistiken lügen nicht“, sagte Oranjes Nummer 23.

Und der frühere Bundesliga-Star hätte im Finale noch ganz andere Qualitäten. Schließlich versteht er auf dem Platz jedes Wort der Spanier, jede taktische Anweisung. Denn die Eltern seiner Mutter stammen aus dem kleinen spanischen Dorf Chiclana de la Fontera in der Nähe von Cadiz, aufgewachsen ist er zweisprachig. Doch das sind Qualitäten, die van Marwijk nicht dazu bewegen werden, Sneijder oder Robben für van der Vaart aus der Startformation zu streichen.