Endlich ist die Slowakei aus dem Schatten des großen Bruders Tschechien getreten. Für die WM hat das kleine Land viel vor.

Berlin/Bratislava. Sie haben die fußballerische Eiszeit im Lande beendet und sind endlich aus dem Schatten des großen Bruders Tschechien getreten, doch dabei soll es nicht bleiben. Die Slowakei plant nach ihrem überraschenden Sprung zur WM-Endrunde in Südafrika den nächsten Coup. In der Gruppe F mit Weltmeister Italien, Paraguay und Neuseeland soll das Ticket für die K.o.-Runde gelöst werden.

„Platz eins scheint vergeben. Ich bin mir recht sicher, dass der Weltmeister sich durchsetzt. Aber Platz zwei ist für uns drin“, sagt Stanislav Sestak. Der Angreifer von Bundesligist VfL Bochum hat seinem Land mit sechs Toren in der Qualifikation den Weg zur ersten WM-Teilnahme seit der Unabhängigkeit im Jahr 1993 geebnet und gilt seitdem als Symbolfigur des Erfolges.

Am 18. Mai begann der Startschuss für die Mission „WM in Südafrika“. Anschließend ging es ins erste Trainingslager für drei Tage nach Piestany in der Slowakei. Vom 24. Mai bis zum 2. Juni folgt die Vorbereitung in der österreichischen Höhe von Bad Kleinkirchheim. Am. 8. Juni geht es dann in Richtung Südafrika, wo das Team in Pretoria sein Basiscamp aufschlägt.

Die Spieler fiebern dem großen Spektakel entgegen. Die Stimmung innerhalb des Teams ist nach den jüngsten Erfolgen bestens. Für die meist im Ausland aktiven Profis ist die Berufung ins Nationalteam nach wie vor eine große Ehre. „Die Slowakei ist ein sehr junges Land, dem sportliche Erfolge sehr gut tun. Deshalb sprüren wir Spieler eine große Verantwortung“, sagt Sestak.

In der Qualifikation hatte das kleine Land für großes Aufsehen gesorgt. Traditionsreiche Fußball-Nationen wie Polen, Slowenien oder Tschechien ließ man hinter sich. Vor allem die Duelle mit Tschechien waren Balsam auf die Seele. Die Slowaken gewannen in Prag 2:1 und holten zu Hause in 0:0. Damit trat man endgültig aus dem Schatten des großen Bruders. „Für uns ist ein Traum in Erfüllung gegangen“, sagte Sestak.

Unumstrittener Architekt des Erfolges ist Trainer Vladimir Weiss, der sich gerne auch mal mit dem slowakischen Fußball-Verband anlehnt. Der 56-Jährige drohte sogar mit Rücktritt, doch die Drohung nahm im slowakischen Fußball keiner so richtig ernst, schließlich gilt der frühere Nationalspieler der Tschechoslowakei nach dem Erfolg in der WM-Qualifikation als unverzichtbar.

Der Name Weiss bürgt in der Slowakei schon seit langem für Qualität. Junger Hoffnungsträger des Nationalteams ist Vladimir Weiss, Sohn des Trainers. Der heute 21 Jahre alte Mittelfeldspieler wurde bereits als 16-Jähriger von Manchester City verpflichtet und spielt zurzeit als Leihgabe bei den Bolton Wanderers.

An Talenten mangelt es nicht. Neben Weiss gefiel in den vergangenen Monaten auch der um zwei Wochen ältere Miroslav Stoch. Der Mittelfeldspieler steht beim FC Chelsea unter Vertrag, ist aber seit Sommer an den niederländischen Erstligisten Twente Enschede ausgeliehen. Neben Sestak gehört auch Innenverteidiger Martin Skrtel vom englischen Rekordmeister FC Liverpool zu den Leistungsträgern. Allerdings wurde der kantige Abwehrspieler im Februar durch einen Mittelfußbruch zurückgeworfen. Zu wichtigen Spieler aus der Bundesliga zählen noch Peter Pekarik (VfL Wolfsburg) sowie der Neu-Schalker Erik Jendrisek.

Der WM-Kader

Tor:

1 Jan Mucha, Legia Warschau, POL, 05.12.1982

12 Dusan Pernis, Dundee United, SCO ,28.11.1984

23 Dusan Kuciak , FC Vaslui ,ROU, 21.05.1985

Abwehr:

2 Peter Pekarik, VfL Wolfsburg, GER, 30.10.1986

3 Martin Skrtel, FC Liverpool, ENG, 15.12.198

4 Marek Cech, West Bromwich Albion, ENG, 26.01.1983

5 Radoslav Zabavnik, FSV Mainz 05, GER, 16.09.1980

16 Jan Durica, Hannover 96, GER,10.11.1981

21 Kornel Salata, Slovan Bratislava ,24.01.1985

22 Martin Petras, Cesena Calcio, ITA, 02.11.1979

Mittelfeld:

6 Zdeno Strba, Skoda Xanthi GRE 09.06.1976

7 Vladimir Weiss, Manchester City, ENG, 30.11.1989

8 Jan Kozak Politehnica, Timisoara, ROU, 22.04.1980

10 Marek Sapara, Ankaragücü, TUR ,31.07.1982

15 Miroslav Stoch, Twente Enschede, NED, 19.10.1989

17 Marek Hamsik, SSC Neapel, ITA, 27.07.1987

19 Juraj Kucka, Sparta Prag, CZE, 26.02.1987

20 Kamil Kopunek, Spartak Trnava, 18.05.1984

Angriff :

9 Stanislav Sestak, VfL Bochum, GER, 16.12.1982

11 Robert Vittek, Ankaragücü, TUR ,01.04.1982

13 Filip Holosko, Besiktas Istanbul, TUR, 17.01.1984

14 Martin Jakubko, FC Moskau, RUS, 26.02.1980

18 Erik Jendrisek, 1. FC Kaiserslautern, GER, 26.10.1986

Trainer:

Vladimir Weiss, 22.09.1964