Auch Wayne Rooney und John Terry sind angeschlagen. Dennoch sind die Engländer im engsten Favoritenkreis zu finden.

London. Warum sollte der große Hoffnungsträger im Fußball-Mutterland verschont bleiben? Wie seine Vorgänger auch plagen Englands Teammanager Fabio Capello knapp eine Woche vor dem Beginn der WM-Endrunde in Südafrika Sorgen um seine Leistungsträger. Kapitän Rio Ferdinand zog sich im Training eine Knieverletzung zu und muss auf eine Teilnahme an der WM verzichten, Stürmerstar Wayne Rooney hat Leistenprobleme und eine Knöchelblessur, Ferdinands Vorgänger John Terry zog sich vor dem FA-Cup-Finale zwischen Meister FC Chelsea und Absteiger FC Portsmouth eine Fußverletzung zu.

«Das ist natürlich eine schlechte Nachricht und jeder in der Mannschaft ist sehr enttäuscht», sagte Teammanager Fabio Capello nach dem Aus von Ferdinand. An Stelle des Innenverteidigers von Manchester United soll nun Liverpools Mittelfeldspieler Steven Gerrard das englische Team aufs Feld führen. Capello nominierte darüber hinaus Michael Dawson von Tottenham Hotspur nach. Der Nationalmannschaftsneuling wird nun ins Trainingslager der Engländer nachreisen.

«Mit Grauen erinnern sich die Fans noch an die WM 2006 in Deutschland, vor der sich Rooney einen Mittelfußbruch zuzog und erst während des Turniers wieder spielen konnte. Von seiner Form war er meilenweit entfernt. Endstation Viertelfinale.

Es ist kein sicherlich kein Wunder, dass es vor allem die Stars der Spitzennationen trifft. Spieler wie Rooney machen mit Manchester United pro Saison 50 bis 60 Spiele. Der 24-Jährige hatte ein herausragendes Jahr und erzielte allein in der Premier League 26 Tore.

Bereits im März hatte es David Beckham erwischt. Der Popstar hatte sich erneut beim AC Mailand für das englische Team empfehlen wollen und zog sich dann einen Achillessehnenriss zu. Game over. Dennoch begleitete der 35-Jährige das Team nach Südafrika - als Assistent für den Trainerstab.

Doch bei allen Sorgen, die Hoffnungen auf den ersten WM-Titel nach 44 Jahren sind so groß wie lange nicht mehr. In einer grandiosen Qualifikation mit acht Siegen in den ersten acht Spielen holten sich die Three Lions vorzeitig die Tickets für Südafrika und erzielten so viele Tore wie noch nie in einer WM-Qualifikation (34 in zehn Spielen). Daraufhin startete das Boulevardblatt The Sun bereits die Kampagne «Unser zweiter Stern», der nach dem Finale am 11. Juli und einem möglichen Titelgewinn dann auf das Trikot kommen würde.

Und natürlich Fabio Capello hat das Vertrauen der Fans. Der Italiener ist zweiter Ausländer nach Sven-Göran Eriksson auf dem Posten des England-Managers. Er hat dem Team Strukturen und die passende Taktik gegeben, die nötige Aura und den Respekt der Stars. John Terry wurde als Kapitän abgesetzt, nachdem die Affäre mit der Ex-Freundin seines ehemaligen Teamkollegen Wayne Bridge bekannt wurde.

Die Menschen vertrauen dem 63 Jahre alten Erfolgscoach, Meister mit Real Madrid und Champions-League-Sieger mit dem AC Mailand. Er kann den WM-Fluch endlich vertreiben. Alpträume wie das Viertelfinal-Aus gegen Argentinien durch das «Hand-Tor» von Diego Maradona 1986 und Elfmeter-Pleiten wie gegen Deutschland 1990, Argentinien 1998 und Portugal 2006 soll es nicht mehr geben.

Capello bringt eine Siegermentalität mit und verbalisiert diese auch: «Das größte Ziel ist für mich, im Finale zu stehen. Da will ich hin, das ist mein Traum. Um genau zu sein: Mein Traum ist es, im Finale zu stehen und zuvor Italien im Halbfinale besiegt zu haben.»

Der WM-Kader

Tor:

1 David James, FC Portsmouth, 01.08.1970

12 Robert Green, West Ham United, 18.01.1980

23 Joe Hart, Birmingham City, 19.04.1987

Abwehr:

2 Glen Johnson, FC Liverpool, 23.08.1984

3 Ashley Cole, FC Chelsea, 20.12.1980

5 Michael Dawson, Tottenham Hotspur, 18.11.1983

6 John Terry, FC Chelsea, 07.12.1980

13 Stephen Warnock, Aston Villa, 12.12.1981

15 Matthew Upson, West Ham United, 18.04.1979

18 Jamie Carragher, FC Liverpool, 28.01.1978

20 Ledley King, Tottenham Hotspur, 12.10.1980

Mittelfeld:

4 Steven Gerrard, FC Liverpool, 30.05.1980

7 Aaron Lennon, Tottenham Hotspur, 16.04.1987

8 Frank Lampard, FC Chelsea, 20.06.1978

11 Joe Cole, FC Chelsea, 08.11.1981

14 Gareth Barry, Manchester City, 23.02.1981

16 James Milner, Aston Villa, 04.01.1986

17 Schaun Wright-Phillips, Manchester City, 25.10.1981

22 Michael Carrick, Manchester United, 28.07.1981

Angriff:

9 Peter Crouch, Tottenham Hotspur, 30.01.1981

10 Wayne Rooney, Manchester United, 24.10.1985

19 Jermain Defoe, Tottenham Hotspur, 07.10.1982

21 Emile Heskey, Aston Villa, 11.01.1978

Trainer:

Fabio Capello, 18.06.1946