Der Münchner spielt eine Gala-WM. Doch Lob lässt Schweinsteiger kalt. Er will den Weltpokal und brennt auf die Kraftprobe mit Xavi und Iniesta.

Erasmia. Der „Kaiser“ adelt ihn, die Medien verfassen Lobeshymnen - aber Bastian Schweinsteiger interessiert allein das Königs-Duell mit Spaniens Fußball-Zauberern Xavi und Iniesta. „Mich interessiert nicht, was spekuliert wird, wer Spieler des Turniers wird. Mich interessiert einzig und allein das Spanien-Spiel. Wir wollen wieder ein großes Kaliber ausschalten“, sagte der 25 Jahre alte Münchner, der im WM-Halbfinale sein 80. Länderspiel macht.

Es ist dieses extreme Erfolgsdenken, die Fokussierung auf die nächste Aufgabe, die Joachim Löw ins Schwärmen bringt. „Bastian Schweinsteiger hat einen unglaublichen Reifeprozess gemacht in den letzten zwei Jahren“, sagte der Bundestrainer am Montag: „Bei ihm beobachtet man eine besonders hohe Konzentration.“

Es ist eine kolossale WM, die Schweinsteiger in Südafrika spielt. Er war als Adjutant an der Seite von Michael Ballack vorgesehen, aber nun ist er der Boss im Mittelfeld - und bleibt doch bescheiden. „Gut kann es nur laufen, wenn die ganze Mannschaft gut spielt“, sagte er.

Aber eine Mannschaft braucht Anführer - und gegen Argentinien war Schweinsteiger alles in einer Person: Verbaler Anheizer vorm Spiel, Messi-Bewacher, Organisator, Antreiber und genialer Torvorbereiter. „Herausragend in jeder Beziehung“, nannte ihn Löw. „Wenn man alle fünf Partien betrachtet, ist er für mich der beste Spieler des Turniers“, sagte Beckenbauer vor der Kraftprobe mit den Spaniern.

Schweinsteigers Dank gilt Bayern-Trainer Louis van Gaal. „Die größte Veränderung bei mir war, dass ich endlich mal auf meiner Lieblings-Position spielen durfte.“ Jahrelang war das Zentrum in München für ihn blockiert durch Größen wie Ballack, Owen Hargreaves, Jens Jeremies oder Niko Kovac. „Van Gaal hat mich dahin gesetzt.“

Trotzdem ist es verblüffend, wie famos Schweinsteiger nach nur wenigen Wochen und Spielen mit seinem jungen Nebenmann Sami Khedira harmoniert. Deutschlands Doppel-Sechs ist defensiv zu einer Wand geworden – und offensiv fungiert das Duo auch noch als Schwungrad. „Bastian ist ein Spieler, der enorm viel redet, viel Verantwortung übernimmt und auch in kritischen Situationen den Ball will. Er marschiert vorneweg“, schwärmte Khedira über seinen Nebenmann.

In Durban wird es entscheidend sein, ob Schweinsteiger/Khedira auch wirkungsvoller sein können als Spaniens großartiges Zwergen-Duo Xavi/Iniesta. „Sie sind als Achse eingespielt“, lobte Löw das Barca-Tandem. „Da wird es Schlüsselsituationen geben. Wenn wir diese Spieler in Schach halten und Akzente nach vorne setzen, wäre es von Vorteil.“

Schweinsteiger will genau diese Herausforderung gegen die „Stärksten der Welt“, die Vergleiche auf höchstem Niveau. „Diese Spieler sind entscheidend für das spanische Spiel, sie geben den Rhythmus vor“, sagte er über Xavi und Iniesta. Sie brächten vor allem den fünfmaligen WM-Torschützen David Villa in Position. Aber ohne Teamwork geht es nicht, warnte Schweinsteiger: „Wir haben nur im Kollektiv eine Chance.“

Der Mittelfeld-Dynamiker brennt, aber nicht auf den Titel „Topstar der WM“, sondern den Gewinn des Weltpokals. Das verlorene EM-Finale 2008 gegen Spanien (0:1) und die Champions-League-Finalniederlage gegen Inter Mailand (0:2) schmerzen noch. „Ich will nicht wieder nach Berlin kommen, ohne etwas in der Hand“, sagte er zum Empfang in der Heimat.