Hockey-Nationaltrainer Weise will nach diesem Wochenende seinen Olympiakader bestimmen. Sechs Hamburger machen sich Hoffnungen.

Hamburg. Es ist kein gewöhnliches Viernationenturnier, das die Hockeyherren der Niederlande, Belgiens, Spaniens und Deutschlands von heute bis Sonntag in Düsseldorf zusammenführt. Für Bundestrainer Markus Weise ist die Veranstaltung, die einst als Hamburg Masters bekannt wurde, von diesem Jahr an allerdings im Wechsel an der Elbe und am Rhein ausgetragen wird, die letzte Chance, um seine Kandidaten für die Olympischen Sommerspiele in London (27. Juli bis 12. August) in Augenschein zu nehmen. Nach den Partien gegen Spanien (heute, 18.45 Uhr), Belgien (Sa, 13 Uhr) und den Erzrivalen Niederlande (So, 15 Uhr) wird Weise seinen Kader von 22 auf die 18 zugelassenen Akteure reduzieren.

Sechs Spieler aus Hamburger Vereinen machen sich Hoffnungen, die letzte Streichung zu überstehen. Am meisten zittern muss Torhüter Tim Jessulat vom Club an der Alster. Er scheint im Dreikampf mit Kölns Max Weinhold und Nico Jacobi vom Lokalrivalen Uhlenhorster HC auch deshalb die schlechtesten Karten zu haben, weil er mit seinem Verein eine schwache Bundesligasaison spielte und aus dem Team nicht so herausragte wie beim Gewinn der deutschen Feldmeisterschaft in der Vorsaison. "Mein athletisches Niveau war noch nie so hoch wie derzeit, und ich zeige seit Jahren konstant starke Leistungen. Jeder von uns könnte Deutschland zu Gold führen, deshalb bin ich gespannt, wie der Bundestrainer entscheidet", sagt der 32-Jährige.

Jacobi, der schon mehrfach vor großen Turnieren das Duell mit Jessulat verlor, ist in diesem Jahr zuversichtlicher als normal, und das hat einen guten Grund: seine Leistung. In der Bundesliga spielte er konstant gut, in der Euro Hockey League sicherte er seinem UHC mit zwei starken Auftritten am Finalwochenende über Pfingsten den Titel. "Ich fühle mich topfit und sehe gute Chancen, dass meine Leistungen belohnt werden", so der 25-Jährige. Insider glauben, dass Jacobi sogar den zuletzt bei Turnieren gesetzten Weinhold, 30, als Nummer eins ablösen könnte.

UHC-Torhüter Jacobi: Der Triumph trägt seinen Namen

Die weiteren Hamburger müssen sich kaum Sorgen machen, das Ticket nach London nicht zu lösen. Die Mittelfeldspieler Moritz Fürste (UHC), 27, und Tobias Hauke (HTHC), 24, gelten als gesetzt, dennoch wollen sie in Düsseldorf nachhaltig auf sich aufmerksam machen. "Ich war in den vergangenen Jahren bei allen Turnieren dabei und gebe alles, damit das so bleibt", sagt Hauke, und Fürste ergänzt: "Mir fehlen noch zehn Prozent, die ich in den nächsten vier Wochen draufpacken werde, um in London in Topform zu sein."

Auf Angreifer Florian Fuchs (UHC), 20, baut Weise, weil er im Aufbauspiel viele Bälle im Mittelfeld abholt und auch bei Kontern sehr gefährlich ist. Einzig UHC-Mittelfeldmann Oliver Korn, 28, muss nach mehreren Verletzungen seine Fitness nachweisen. "Für mich ist das Turnier in Düsseldorf sehr wichtig, denn spielerisch habe ich mein Potenzial noch nicht erreicht", sagt Korn, der wegen seiner Zuverlässigkeit von Weise geschätzt wird.

Am Ende, das wissen alle Nationalspieler, entscheiden bei Härtefällen oft Kleinigkeiten. "Manchmal ist es das Bauchgefühl des Trainers, und in ihn können wir leider nicht hineinschauen", sagt Nico Jacobi.