Dank ihres überragenden Torhüters gewinnen die Herren des Uhlenhorster HC zum dritten Mal binnen fünf Jahren die Euro Hockey League.

Amstelveen. Als Moritz Fürste als letzter Spieler durch das Spalier der Ballkinder schritt, mit weitem Abstand zu den lärmenden Teamkollegen, hatte er Tränen in den Augen. Immer wieder schüttelte der Spielführer der Hockeyherren des Uhlenhorster HC den Kopf, und hätte man nicht die vielen glücklichen Gesichter seiner Mitspieler gesehen, dann hätte sich der Eindruck eines Trauernden aufgedrängt. In gewisser Weise stimmte das sogar, denn Fürste dachte in jenen Momenten an die nächste Saison, die er erstmals nicht als UHC-Spieler, sondern im Ausland, höchstwahrscheinlich beim Club de Campo in Madrid, verbringen wird.

"In solchen Momenten, in denen wir gemeinsam Erfolg haben, tut der Gedanke daran weh", sagte der 27-Jährige, "aber den Kopf geschüttelt habe ich, weil es einfach unfassbar ist, was wir in der EHL erreicht haben. Zum ersten Mal fehlen mir die Worte!" Das war zwar charmant untertrieben, denn nach Niederlagen in Entscheidungsspielen, und die hat Fürste mit dem UHC mehrfach erlebt, ist der Nationalspieler oft sprachlos. Doch an diesem sonnenverwöhnten Pfingstsonntag im Nationalstadion des niederländischen Hockeyverbands hatten die "Uhlen" tatsächlich eine Leistung vollbracht, die jedes Kopfschütteln rechtfertigte. Durch einen 4:3-Sieg im Penaltyschießen gegen den niederländischen Meister und Endrundengastgeber Amsterdam H&BC gewann die Auswahl von Cheftrainer Martin Schultze im fünften Jahr des Bestehens der Euro Hockey League (EHL) zum dritten Mal den Titel. 2009 stand sie zudem im Finale, und wer viermal innerhalb von fünf Jahren das Endspiel des wichtigsten Klubwettbewerbs der Welt erreicht, darf nicht nur den Kopf schütteln, sondern stolz sein.

Siegertyp

Schultzes Team bewies, angefeuert von 500 mitgereisten Fans, zweimal nachhaltig, dass es mit Rückständen umgehen kann und stets an die eigene Stärke glaubt. Ruhe bewahren und die Chancen nutzen, wenn sie sich bieten - diese Fortentwicklung hat den UHC zu einem Team werden lassen, das Nervenspiele bestehen kann. Sowohl im Halbfinale am Sonnabend beim 4:3-Sieg im Penaltyschießen gegen Belgiens Topklub KHC Dragons, als man durch Tore von Fürste und Patrick Breitenstein ein 0:2 aufholte, als auch im Finale, wo das Team zweimal in Rückstand geriet und durch Niklas Bruns und Marco Miltkau zweimal ausglich, drehte der UHC die Partie. "Wir wissen, dass wir immer zurückkommen können, und das wissen auch die Gegner", sagt Schultze. Die 20.000 Euro Siegprämie sollen hauptsächlich dazu genutzt werden, den Reiseetat zu decken.

Der Triumph des Jahres 2012 wird indes stets mit dem Namen Nicolas Jacobi verbunden sein. Der Nationaltorhüter war schon gegen die Dragons über sich hinausgewachsen und hatte im Penaltyschießen viermal gehalten. Das gleiche Kunststück gelang ihm im Finale wieder, zudem hatte er seine Mannschaft schon während der regulären Spielzeit mit unfassbaren Paraden, unter anderem mehrfach gegen Hollands Eckenspezialist Taeke Taekema, im Spiel gehalten. Die Stärke des 25-Jährigen, den Penaltyschützen durch langes Stehenbleiben so zu irritieren, dass er Fehler macht, beeindruckte. "Ich gucke nur auf den Schützen und zwinge ihn dazu, dass er reagieren muss und nicht die Kontrolle hat", sagte Jacobi.

UHC-Damen kehren als lachende Dritte zurück

"Ich hebe ungern Spieler hervor, aber man muss ehrlich sagen, dass Nico uns diesen Titel fast allein gewonnen hat", lobte Schultze. Auch die Teamkollegen wussten, bei wem sie sich zu bedanken hatten. "Es wäre unverständlich, wenn Nico nicht mit nach London fahren dürfte", sagte Fürste. Die endgültige Nominierung für die Olympischen Spiele nimmt Bundestrainer Markus Weise am 4. Juli vor.

Jacobi war schon mehrfach vor großen Turnieren gestrichen worden. Entsprechend reserviert gab er sich: "Ich kann nur meine Leistung bringen und mich anbieten, alles andere habe ich nicht unter Kontrolle", sagte er. Die 5000 Euro Prämie, die Jacobi für seine Wahl zum besten Spieler der Endrunde einstrich, sollte teilweise am Sonntagabend bei der Siegesfeier im Café Anno 1890 nahe dem Stadion in Erfrischungsgetränke umgesetzt werden.

Eine in Hockeykreisen übliche mehrtägige Party ist jedoch nicht angesagt, schließlich hat der UHC ein weiteres, noch wichtigeres Ziel. An diesem Wochenende soll bei der Endrunde in Berlin endlich der erste deutsche Meistertitel auf dem Feld eingefahren werden. Im Halbfinale geht es am Sonnabend (16.30 Uhr) gegen Gastgeber Berliner HC. "Die Meisterschaft ist uns noch wichtiger als dieser dritte EHL-Titel. Dafür werden wir noch einmal alles mobilisieren", sagte Moritz Fürste. Sein Traum ist es, sich mit zwei Titeln zu verabschieden. Es wird spannend sein, die Worte zu hören, die er findet, wenn dieser Traum tatsächlich Realität wird.