Weltmeister Sebastian Vettel hat den Streit mit dem Inder Narain Karthikeyan beigelegt und bezeichnet den McLaren als “schnellstes Auto“.

Shanghai. Den Streit mit „Gurke“ Narain Karthikeyan hat Sebastian Vettel beigelegt, doch die neuen Kräfteverhältnisse in der Formel 1 wecken beim Weltmeister leichte Skepsis. „Die Probleme sind vielfältiger und größer als im letzten Jahr“, sagte der Red-Bull-Pilot vor dem dritten Rennen des Jahres am Donnerstag in Shanghai und stellte fest: „Bis jetzt ist der McLaren das schnellste Auto.“

Die Regeländerungen bezüglich des angeblasenen Diffusors und des Frontflügels, die Red Bull im Vorjahr einen Teil des großen Vorsprungs beschert hatten, „haben uns sicher nicht geholfen“, sagte Vettel: „Jeder hat verloren, aber vielleicht hat es uns mehr getroffen als andere.“

Dennoch will der Weltmeister, der in der WM-Wertung derzeit nur Sechster ist, ohne seinen unverschuldeten Unfall am Ende in Malaysia aber Zweiter wäre, die Flinte noch lange nicht ins Korn werfen. „Immer mit der Ruhe“, meinte der Hesse: „Es sind erst zwei Rennen gefahren. Es ist nicht so, dass ich mit fünf Sekunden Rückstand auf Platz 20 rumfahre.“

Der Zwist mit dem Inder Karthikeyan, der ihm als Unfall-Verunsacher von Malaysia um zwölf sichere WM-Punkte gebracht hatte, ist inzwischen aber beigelegt. „Ich habe mit Narain gesprochen und schaue jetzt nur noch nach vorne“, sagte Vettel: „Er hat sich bei mir natürlich entschuldigt für das, was passiert ist.“

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Ob Vettel, der vom Inder als „Heulsuse“ bezeichnet wurde, sich seinerseits ebenfalls für die Beleidigungen entschuldigt hat, sagte er nicht. Er ließ jedoch durchblicken, dass er diese weiterhin als nicht so schlimm erachtet. „Ich habe ihm schließlich nicht gedroht, ihn abzustechen“, sagte Vettel, der den Kollegen als „Gurke“ und „Idiot“ bezeichnet und ihm noch auf der Strecke den „Stinkefinger“ gezeigt hatte: „Es ist doch normal, dass man Emotionen zeigt. Es wäre schlimm, wenn ich direkt gesagt hätte, das macht nichts. Dafür bin zu ehrgeizig.“ Karthikeyan bezeichnete den Zwischenfall am Donnerstag knapp als „normalen Rennunfall“.

Vettel berichtete, nun schon wieder schmunzelnd, dass er nach dem Rennen bei den Rennkommissaren vorstellig geworden war. „Ich habe gefragt, ob sie mir meine zwölf Punkte zurückgeben“, meinte er: „Aber das war natürlich nur Spaß.“

Für die Situation des Inders, der sich gegen ein Überrundungsmanöver gewehrt hatte, hat Vettel im Rückblick auf seine Anfangszeit bei Toro Rosso zumindest halbwegs Verständnis. Ein „Scheiß-Gefühl“ sei das, erklärte er: „Ich kenne das selbst. Man gibt sein Bestes, auch wenn es nur um Platz 18 geht. Trotzdem muss man schauen, dass man den anderen beim Überrunden nicht in den Füßen steht.“

Karthikeyan hatte wenige Stunden nach Vettels öffentlichen Beleidigungen zurückgeschlagen. „Von einem professionellen Sportler erwartet man, dass er nicht so eine Heulsuse ist“, hatte er gesagt: „Sein Verhalten war wirklich unprofessionell. Dass ein Fahrer, der so viel erreicht hat, seinen Frust auf mich ablädt, ist einfach nur traurig. Seine abfälligen Bemerkungen rücken nur eine Person in ein schlechtes Licht - und das ist er selbst.“

Hamilton wird in Shanghai strafversetzt

Unterdessen kann Lewis Hamilton seine dritte Pole Position in dieser Saison bereits vor dem Qualifying für den Großen Preis von China in Shanghai abhaken. Aufgrund eines kurzfristig nötig gewordenen Getriebewechsels an seinem McLaren wird der Brite beim Rennen am Sonntag (09.00 Uhr MESZ) um fünf Startplätze zurückversetzt.

Hamilton war in den ersten beiden Rennen in Australien und Malaysia jeweils von Rang eins ins Rennen gegangen, wartet aber weiter auf seinen 18. WM-Sieg. In der WM-Wertung liegt der 27-Jährige mit 30 Punkten auf dem zweiten Platz. (sid/dapd/abendblatt.de)