Am Sonnabend will der Profiboxstall Universum in Hamburg die Sponsoren überzeugen - mit einem Programm wie zu besten Zeiten.

Hamburg. Die Begründung war ihm so wichtig, dass er sie auf der gestrigen Pressekonferenz bereits in der Einleitung unterbrachte. "Ein Grund dafür, dass wir eine solch hochkarätige Veranstaltung machen", sagte Waldemar Kluch, "ist, dass wir beweisen wollen, dass wir finanziell stark genug sind, um solche Kampfabende auf die Beine zu stellen." Tatsächlich ist das teure Programm, das der neue Geschäftsführer des Hamburger Profiboxstalls Universum gestern bewarb, dem Veranstaltungsort angemessen. Mit Ina Menzer (Federgewicht), Vitali Tajbert (Superfeder), Jürgen Brähmer (Halbschwer), Firat Arslan (Cruiser) und Ruslan Chagaev (Schwer) steigen am Sonnabend (Beginn 16.15 Uhr) im Luxushotel Grand Elysée am Dammtor fünf Exweltmeister in den Ring, dazu kommen mit Denis Boytsov (Schwer) und Rachim Tschachkijew (Cruiser) zwei Toptalente, denen der Sprung auf den WM-Thron mittelfristig zugetraut wird.

Angesichts solcher Namen muss sich das Programm nicht hinter denen verstecken, die Universum bot, als das ZDF noch die Kampfabende übertrug und dafür rund 20 Millionen Euro pro Jahr zahlte. Dies ist seit Juli 2010 Geschichte, seitdem kämpft die Weltmeisterschmiede von einst um ihr Überleben. Im Juni 2011 übernahm Kluch, 53, die Geschäfte von Klaus-Peter Kohl, und weil er zu seiner Amtseinführung ankündigte, den Stall mithilfe von milliardenschweren Investoren stärker als je zuvor zu machen und sich jeden TV-Partner aussuchen zu können, bislang allerdings den Nachweis dieser Ankündigungen schuldig blieb, ist das Jahr 2012 ein Schicksalsjahr für Universum.

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Kluch weiß, dass er jetzt liefern muss, und um seine Bereitschaft dazu zu untermauern, geht er mit Vollgas in die letzte Chance. "Ich brauchte die sieben Monate, um neue Strukturen zu schaffen. Diese Phase ist abgeschlossen. Am Sonnabend schalten wir in den ersten Gang, im Frühling in den zweiten, und ab Sommer geben wir Vollgas", sagt er. Dass schon der erste Gang angesichts des namhaften Aufgebots und eines fehlenden TV-Partners extrem teuer ist, leugnet der 53-Jährige nicht. Er habe die Sponsoren jedoch überzeugen können, in den Stall zu investieren. "Die glauben, dass die Substanz groß ist. Was die Sportler jetzt brauchen, sind Kämpfe gegen starke Gegner, und die bieten wir ihnen. Allerdings erwarte ich dafür auch Leistung. Lockere Aufbaukämpfe sind nicht mehr drin", sagt Kluch.

Ende März oder Anfang April will er, im zweiten Gang, in der O2 World eine Gala mit drei WM-Kämpfen bieten. Am Sonnabend überträgt Sport1 die Kämpfe von Brähmer und Tschachkijew, aber schon im Frühling soll ein lukrativer TV-Deal abgeschlossen sein. "Wenn wir Erfolg haben, kommen das Geld und die Partner von allein", glaubt Kluch, der dem Abschluss eines Fernsehdeals keine Priorität beimisst. "Wir können das Jahr dank der Sponsoren auch ohne TV-Geld überleben."

Auf lange Sicht ist das indes unmöglich, sodass Kluch hofft, auf zwei der drei deutschen Asse zurückgreifen zu können, mit denen es zuletzt Probleme gab. Ex-Mittelgewichtsweltmeister Sebastian Zbik soll bald eine neue WM-Chance erhalten. Auch Schwergewichtler Alexander Dimitrenko, der seinen im September auslaufenden Vertrag gekündigt hat, will Kluch noch nicht abschreiben. Im Rechtsstreit mit Superweltergewichts-Hoffnung Jack Culcay liegen beide Parteien in der Verhandlung um eine Ablösezahlung nur noch rund 100 000 Euro auseinander.

"Ich will mich nicht mehr mit den Fehlern der Vergangenheit herumschlagen, sondern in die Zukunft schauen. Wir werden allen beweisen, wie stark wir sind", sagt Kluch.

Für die Veranstaltung sind noch 200 der 1300 Tickets zum Preis von 50 bis 99 Euro erhältlich. Informationen unter www.boxing.de