Nationalmannschaft besiegt Schweden im letzten Gruppenspiel 29:24 und zieht mit 4:0 Punkten in die Hauptrunde ein. Dort wartet Serbien.

Nis. Silvio Heinevetter brauchte erst einmal Wasser, viel Wasser. Der Berliner Torhüter hatte sich in den vorangegangen 60 Minuten derart verausgabt, dass er "eine ganz trockene Kehle" hatte. Als er wieder einigermaßen reden konnte, bekannte er: "Jetzt bin ich das erste Mal in meinem Leben Fan der Mazedonier." Nach ihrem 29:24-(20:18-)Erfolg über den WM-Vierten Schweden drückte die gesamte deutsche Mannschaft den Mazedoniern die Daumen. Das half wohl. Die Mazedonier besiegten Tschechien 27:21. Weil die 24:27-Auftaktniederlage gegen die Tschechen damit wegfällt, ziehen die Deutschen jetzt mit 4:0 Punkten in die Hauptrunde der Handball-Europameisterschaft ein. Die beginnt am Sonnabend in Belgrad. Erster deutscher Gegner ist am Abend Gastgeber Serbien.

"Das war ein perfekter Tag. Und noch viel wichtiger als die vier Punkte ist, dass wir auf dem richtigen Weg sind und endlich den Handball spielen, den wir uns vorgenommen haben. Das war eine ganz starke Vorstellung von uns. Wir sind zurück im Geschäft", meinte der Kieler Linksaußen Dominik Klein, der das gesamte Spiel von der Bank aus verfolgen musste. Sein Vertreter Uwe Gensheimer war mit neun Treffern bei 15 Versuchen nicht nur bester deutscher Schütze, er gab auch der Abwehr Halt. "Wir haben diesmal außerordentlich diszipliniert gespielt und wenige leichte Fehler gemacht. Das war der Schlüssel zu diesem wichtigen Sieg", sagte der Mannheimer.

Auch Martin Heuberger strahlte. Hatte der Bundestrainer in den vergangenen Tagen in Nis immer wieder erklären müssen, warum dies und das im deutschen Team nicht funktionierte, durfte er sich gestern Abend entspannt zurücklehnen: "Dass die Mannschaft solch eine Leistung abrufen konnte, freut mich. Wir haben sehr viel von dem umgesetzt, was wir besprochen hatten." Keine Frage, das achte Spiel unter Heuberger war das mit Abstand beste unter seiner Regie, vielleicht eines der besten der vergangenen Jahre. Die Schweden, meinte Kiels Rückraumstar Kim Andersson, hätten es den Deutschen allerdings auch zu leicht gemacht: "Wir haben sie zum Tanz eingeladen und sind dann vorgeführt worden."

Schon der Anfang misslang Andersson und seinen Kollegen. Die Deutschen führten schnell mit fünf (8:3/10. Minute) und sechs Toren (11:5/14.). Sie waren aufmerksam im Angriff und leichtfüßig in der Abwehr. Und als Heinevetter in der 26. Minute akrobatisch einen Siebenmeter von Niclas Ekberg parierte, sprangen die deutschen Ersatzspieler auf und jubelten ihrem Torhüter derart enthusiastisch zu, als sei das Spiel schon entschieden.

Pascal Hens, der deutsche Kapitän, der gegen Mazedonien 60 Minuten lang hatte zuschauen müssen, gehörte nicht zu ihnen. Er stand zu diesem Zeitpunkt auf dem Feld. Nach 26 Minuten hatte ihm Heuberger das Vertrauen geschenkt, zumindest vorübergehend. Der Hamburger aber nutzte seine Chancen zunächst erneut nicht. In der 37. Minute warf er den Ball einen halben Meter über das schwedische Tor. Heuberger holte ihn auf die Bank zurück, redete ihm gut zu. Hens schienen die Worte nicht zu trösten. Er reagierte jedoch wie ein großer Sportler. In der 48. Minute hämmerte er den Ball aus neun Metern zum 25:21 ins Netz. Es war sein erster Treffer bei dieser EM.

Dass die Schweden in der zweiten Halbzeit ihren Rückstand immer wieder verkürzten, auf 20:23 (44.) oder 22:25 (48.), hatte weniger mit der nachlassenden Qualität der Deutschen zu tun, vielmehr war es ihnen gelungen, ihre Fehlerzahl aus den ersten 30 Minuten zu reduzieren. Heinevetter, Fangquote 35 Prozent, musste mehrmals Würfe aus naher Distanz parieren, um den Vorsprung nicht weiter schmelzen zu lassen. "Silvio hat einen überragenden Job gemacht", meinte Klein. Der zweite Sieg der deutschen Mannschaft bei dieser EM geriet auch deshalb nicht mehr in Gefahr, weil Groetzki und dem Berliner Sven-Sören Christophersen in der 51. und 52. Minute zwei Treffer in Unterzahl zum 28:23 gelangen. Es durfte auf der deutschen Bank wieder ausgelassen gejubelt werden. Diesmal war es wirklich die Entscheidung.

Deutschland - Schweden 29:24 (20:15)

Deutschland: Heinevetter (Berlin), Lichtlein (Lemgo) - Gensheimer (Rhein-Neckar Löwen/9/4), Groetzki (Rhein-Neckar Löwen/5), Christophersen (Berlin/4), Kaufmann (Flensburg/3), Sprenger (Kiel/2), Haaß (Göppingen/2), Pfahl (Gummersbach/2), Glandorf (Flensburg/1), Hens (Hamburg/1), Theuerkauf (Lemgo), Klein (Kiel), Roggisch (Rhein-Neckar Löwen), Wiencek (Gummersbach).

Schweden: Andersson, Palicka - Ekdahl du Rietz (8), Larholm (6), Ekberg (4/3), Lundström (3), Nilsson (2), Andersson (1).

Schiedsrichter: Krstic/Ljubic (Slowenien)

Zeitstrafen: 5:2

Siebenmeter: 4/4:4/3

Zuschauer in Nis: 3000