Der Sex-Skandal um Spieler, ein Trainer auf Abruf und Henrys Handspiel-Affäre - Frankreich hatte viel mit sich selbst zu tun.

Hamburg/Paris. Ein Trainer auf Abruf, ein Sex-Skandal um mehrere Nationalspieler und die noch nicht vergessene Handspiel-Affäre um Stürmerstar Thierry Henry: Die Grande Nation kommt seit der WM-Qualifikation im vergangenen November nicht zur Ruhe. Mit der erschummelten Fahrkarte für Südafrika durch Henrys Unsportlichkeit im entscheidenden Play-off-Spiel gegen Irland scheinen sich dunkle Schatten auf den Vizeweltmeister gelegt zu haben, die auch kurz vor der Endrunde die Vorfreude auf das Großereignis trüben.

Auch wenn Bayern-Star Franck Ribery und andere in die delikate Rotlicht-Affäre involvierte Spiel zumindest vor der WM wohl von einem formellen Ermittlungsverfahren verschont bleiben, hat der Skandal seine Spuren hinterlassen. Laut einer Umfrage der Tageszeitung France Soir sagen 57 Prozent der Befragten, dass Ribery nicht mehr in der Nationalmannschaft spielen dürfe. Auch Sportministerin Roselyne Bachelott hatte schon ihr Unverständnis für die Nominierung der betroffenen Spieler zum Ausdruck gebracht.

Ribery hatte laut Pariser Staatsanwaltschaft zugegeben, Kontakt zu einer Prostituierten gehabt zu haben. Er versicherte demnach aber, nicht gewusst zu haben, dass sie seinerzeit minderjährig war. Die Frage, ob Ribery über das Alter informiert war, ist entscheidend für die Einleitung eines Strafverfahrens.

Doch auch unabhängig davon hatte die Equipe Tricolore zuletzt mit reichlich Negativ-Schlagzeilen zu tun. Niemand dürfte vergessen haben, wie sich der Ex-Welt- und Europameister das Ticket nach Südafrika ermogelte, als Henry die Vorlage zum entscheidenden 1:1 durch William Gallas im Play-off-Rückspiel gegen Irland mit der Hand gab.

Um Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech gibt es derweil schon fast traditionell Diskussionen vor einem großen Turnier. Vor der WM 2006, die für Frankreich immerhin mit der Vize-Weltmeisterschaft endete und EM 2008 war das nicht anders. Trotz der erfolgreichen Qualifikation war von Champagner-Fußball zuletzt nichts mehr zu sehen.

Was in Frankreich am meisten empört, ist, dass sich Domenech diese unverdiente Qualifikation auch noch mit 862.000 Euro an Prämien vergolden lässt - unabhängig von seinem Monatshonorar von geschätzten knapp 50.000 Euro. Und in Südafrika sahnt er noch einmal kräftig ab. Danach tritt Ex-Nationalspieler Laurent Blanc seine Nachfolge an.

Gewiss, Domenech ist der erste Trainer, der Frankreichs Nationalmannschaft dreimal in Folge für ein Turnier qualifiziert hat. Nur: Titel hat er noch nicht geholt, und der ist 2010 auch nicht in Aussicht.

Der WM-Kader

Tor:

1 Hugo Lloris ,Olympique Lyon, 26.12.1986

16 Steve Mandanda, Olympique Marseille, 28.03.1985

23 Cédric Carrasso, Girondins Bordeaux, 30.12.1981

Abwehr:

2 Bacary Sagna, FC Arsenal, ENG, 14.02.1983

3 Eric Abidal, FC Barcelona, ESP, 11.09.1979

4 Anthony Réveillère, Olympique Lyon, 10.11.1979

5 William Gallas, FC Arsenal, ENG, 17.08.1977

6 Marc Planus, Girondins Bordeaux ,07.03.1982

13 Patrice Evra ,Manchester United, ENG, 15.05.1981

17 Sébastien Squillaci, FC Sevilla, ESP, 11.08.1980

22 Gaël Clichy, FC Arsenal, ENG, 26.07.1985

Mittelfeld:

8 Yohann Gourcuff, Girondins Bordeaux, 11.07.1986

14 Jérémy Toulalan, Olympique Lyon, 10.09.1983

15 Florent Malouda, FC Chelsea, ENG, 13.06.1980

18 Alou Diarra ,Girondins Bordeaux ,15.07.1981

19 Abou Diaby, FC Arsenal, ENG, 11.05.1986

Angriff:

7 Franck Ribéry ,Bayern München, GER, 07.04.1983

9 Djibril Cissé , Panathinaikos Athen, GRE, 12.08.1981

10 Sidney Govou, Olympique Lyon, 27.07.1979

11 André-Pierre Gignac, FC Toulouse, 05.12.1985

12 Thierry Henry, FC Barcelona, ESP, 17.08.1977

20 Mathieu Valbuena, Olympique Marseille, 28.09.1984

21 Nicolas Anelka ,FC Chelsea, ENG, 14.03.1979

Trainer:

Raymond Domenech ,24.01.1952