Die Beachvolleyballerinnen Sara Goller und Laura Ludwig gehören zu den Top drei der Welt. Ab heute schlagen sie in der Hamburger HafenCity auf.

Hamburg. "Bis 4:4 kann jeder", hat der deutsche Tennisspieler Boris Becker einmal gesagt und damit die Bedeutung des Mentalen im Berufssport ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Regel bei allen Rückschlagspielen ist simpel wie brutal: Wer den letzten Punkt macht, gewinnt.

Beachvolleyball ist ein Rückschlagspiel. Und wem am Netz vor dem entscheidenden Schlag die Hände zittern, hat schon verloren.

Sara Goller, 26, und Laura Ludwig, 24, gewinnen meistens. Zweimal standen sie zuletzt im Finale eines Weltserienturniers, in Brasilia und in Rom. Ihre jüngsten Erfolgsserien haben die beiden bis auf Platz drei der Weltrangliste geführt. Besser war noch nie ein deutsches Frauenteam platziert. "Und sie sind längst nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Von ihren Fähigkeiten her können Sara und Laura die Nummer eins der Beachvolleyball-Welt werden." Olaf Kortmann sagt das. Der 54 Jahre alte Hamburger ist der Teamchef des Duos und ihr Mentalcoach. Den letzten Feinschliff verpasste er ihnen vor Saisonbeginn im Trainingscamp auf der spanischen Ferieninsel Fuerteventura. Seitdem tragen Goller und Ludwig den Kopf wieder oben. "Wir fühlen uns nicht mehr als Underdogs, wenn wir aufs Feld gehen", sagt Sara Goller. Sie sind mit den Besten der Welt, die kommen weiterhin aus den USA und Brasilien, inzwischen auf Netzhöhe.

Der deutsche Supercup in der Hamburger HafenCity, der heute beginnt, ist für die Europameisterinnen von 2008 ein Heimspiel. Seit November 2007 wohnen sie in Hamburg, vor allem wegen der optimalen Trainingsbedingungen im neuen Beachcenter am Olympiastützpunkt am Dulsbergbad. Hertha BSC Berlin aber bleibt ihr Verein, vor allem wegen der Sponsoren. Kortmann würde das gern ändern. Er ist Ehrenmitglied des HSV, weil er mit deren Volleyballern vor mehr als 20 Jahren deutscher Meister und Pokalsieger wurde. Gespräche über einen Vereinswechsel gab es bisher nicht.

Sie passten auch nicht in die aktuelle Planung. Alle Konzentration gilt in dieser Saison den Grand-Slam-Turnieren, dort gibt es das doppelte Preisgeld zu verdienen, der Europameisterschaft Mitte August in Berlin und der deutschen Meisterschaft in Timmendorf Ende August. "Wir haben uns vorgenommen, speziell bei diesen Ereignissen auf den Punkt fit zu sein", sagt Goller, "das ist ein gutes Training für das Olympiajahr 2012." Eine Medaille bei den Spielen in London bleibt das Karriereziel, ein realistisches. 2008 in Peking wurden sie Neunte. Eine bessere Platzierung lag in Schlagweite. Die Nerven verhinderten sie.

BEACHVOLLEYBALL-WELTMEISTER SCHLAGEN IN HAMBURG AUF

"Seitdem", sagt Kortmann, "haben sie sich in allen Bereichen verbessert: technisch, taktisch, athletisch - und mental." Die spielerischen Fortschritte seien das Verdienst ihres neuseeländischen Trainers Craig Seuseu, die körperlichen ihres Hamburger Athletiktrainers Hauke Meyer-Koop vom Olympiastützpunkt. "Ihnen fehlt nichts mehr, was die Topteams haben", sagt Kortmann. Laura Ludwig adeln Experten bereits als die beste Abwehrspielerin auf der Welttour. Die einzige Schwäche sei höchstens, meint Kortmann, "dass sie immer noch zum Respekt neigen". Das zu ändern sei eine Sache des Alters und der Erfahrung. Goller/Ludwig sind unter den ersten zehn der Welt eines der jüngeren Teams. Alle Perspektiven sprechen für sie.

"Die Konkurrenz wird aber immer stärker, die Leistungsdichte hat in den vergangenen zwei Jahren enorm zugenommen", warnt Sara Goller vor zu hohen Erwartungen. Leichte Siege gäbe es kaum noch, "wir müssen in fast jedem Match mindestens 90 Prozent bringen". In Hamburg, das sagt sie nicht, können es die beiden etwas ruhiger angehen lassen. Erst im Halbfinale am Sonnabend dürften sie gefordert werden.