In London feuern nicht nur die Hamburger Jungs den HSV (jetzt im Liveticker) an. Ein Stimmungsbericht aus der englischen Hauptstadt.

London. In London ist nichts von einem bevorstehenden Fußballfest zu spüren. Fulham-Fans, die mit Fahne, Schal und Mütze die Innenstadt unsicher machen? Fehlanzeige. Einige Kneipen weisen auf das TV-Sportangebot am heutigen Abend hin, oft aber an zweiter Stelle - die Snooker-WM läuft schließlich auch. Immerhin spielen allein in der Premier League fünf Londoner Teams - da sind die Schwarz-Weißen aus dem Südwesten eher eine kleine Nummer.

Denn heute Abend (21.05 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) ist es soweit: Der HSV kann die schlimmen letzten Spiele vergessen machen und der Saison eine positive Wendung geben. Mindestens ein Tor müssen die Rothosen gegen den FC Fulham erzielen, um ins Finale der Euro-League einzuziehen - doch allein das erscheint ob der vergangenen Auftritte fraglich. Völlig uninspiriert schlugen die Hamburger die Bälle zumeist aus dem Halbfeld hoch an den Sechzehnmeterraum und warteten dort auf den lieben Gott.

Nun sollte Ex-Techniktrainer Ricardo Moniz nach seiner Beförderung zum Chef in den letzten drei Tagen dafür sorgen, dass wieder Struktur ins HSV-Spiel kommt. Beim gestrigen Abschlusstraining wurde fleißig direktes Kombinationsspiel geübt und erstaunlicher Weise durften sich die Abwehrspieler nach Flanken im Abschluss versuchen - mit bescheidenem Erfolg. Bastian Reinhardt fasste sich des öfteren durch die Haare und auch die Kollegen Mathijsen, Boateng und Demel machten deutlich, dass sie nicht zu den Torgaranten beim HSV gehören.

Ungeachtet dessen sind die mitgereisten HSV-Fans guter Dinge. "Wir gewinnen mit 3:1", sagte Klaus Pisanksi aus Harburg, der die HSV-Vip-Reise mitgemacht hat. "Unter dem neuen Trainer kehren die alten Tugenden zurück." Doch für den Edelfan ist Moniz nur eine Zwischenlösung. "Diese Spieler brauchen einen gestandenen Coach, von dem sie sich was sagen lassen. Jungen Trainern tanzen sie nur auf der Nase herum."

Insgesamt fast 3000 HSV-Fans wollen dafür sorgen, dass ihr Team die nötige Unterstützung bekommt. Doch nicht alle mussten die weite Anreise aus Hamburg dafür auf sich nehmen. Die Zwillinge Kin Yip Chan und Kin Wang Chan wohnen direkt neben dem Craven Cottage, der Heimstätte des FC Fulham - und sind doch seit langem HSV-Fans. Geduldig harrten sie am Vortag des Spiels vor dem Stadion aus und warteten auf Autogramme ihrer Stars. "Wir waren mal zu Besuch in Hamburg, unsere Freunde dort sind HSV-Fans - da hat uns das Fieber auch gepackt."

Für Hamburg entscheidet sich heute Abend, ob zumindest ein Klub aus der Hansestadt das Fieber am Laufen halten und eine große Nummer bleiben kann, indem der HSV das Finale am 12. Mai in der Heimat erreicht.Dann würden in der Hamburger Innenstadt garantiert auch schwarz-weiß-blaue Schals getragen und Fahnen geschwenkt werden.